Sphinx

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Keyword: Sphinx

Links: Drache, Löwe, Mystos-Prinzip

Definition: Weibliches Ungeheuer und Todesdämonin im griechischen Mythos, insbesondere dem Mythos des Ödipus, ein Mischwesen aus Mensch und Tier erkennbar an ihrem Frauenkopf, Löwenkörper, Schlangenschwanz und Adlerflügel, das denjenigen tötete, der das von der Sphinx aufgegebene Rätsel (Rätsel), nicht lösen konnte.

Information: Die Sphinx entstammte der inzestuösen Verbindung von Echidna, einem dämonischen Mischwesen aus Frau und Schlange der Unterwelt mit Orthros, ihrem Sohn, einem zweiköpfigen Hund, die gemeinsam auch die Chimäre, den Nemeischen Löwen, den Kerberos und die Hydra hervorbrachten.

Die Sphinx war dem Mythos nach von Hera entsandt worden, um die Stadt Theben zu bestrafen, da deren König Laios aufgrund seiner Knabenliebe den Knaben Chrysippos aus Pisa entführt hatte. Die Sphinx ließ sich auf dem Berge Phikion, der nahe der Stadt lag nieder und gab jedem vorbeiziehenden Thebaner ein Rätsel auf, das die drei Musen sie gelehrt hatten: „Ein zweifüßiges gibt es auf Erden und ein vierfüßiges mit dem gleichen Wort gerufen und auch dreifüßig. Die Gestalt ändert es allein von allen Lebewesen, die sich auf Erden, in der Luft und im Meere bewegen. Schreitet es, sich auf die meisten Füße stützend, so ist die Schnelle seiner Glieder am geringsten“.

Ödipus löst das Rätsel, indem er antwortet: „Den Menschen hast du gemeint, der, da er kaum geboren, noch auf der Erde herumkriecht, zuerst vierfüßig ist. Wenn er aber alt wird und mit gekrümmtem Nacken unter der Last des Greisentums als dritten Fuß den Stock gebraucht, dann ist er auch dreifüßig.“ zitiert nach Karl Kereny 1966). Die über die richtige Antwort entsetzte Sphinx stürzte sich vom Berge Phikion und zerschellte unten im Tal. Ödipus hatte so Theben von dem verschlingenden Ungeheuer befreit, indem er die richtige Antwort gab, aber er erkennt nicht die Tiefe des Problems. Das Mensch-Löwe-Mischwesen ist auch durch die Felsplastik von Gizeh, Ägypten, berühmt geworden, das jedoch den Pharao Chephren (um 2600 v. Chr.) mit Löwenkörper darstellt, um durch die Symbolkraft des königlichen Tieres den Herrscher von der übrigen Menschheit abzuheben. Auch andere altägypt. Könige wurden so abgebildet. Im Neuen Reich wurde die Sphinx mit Widderkopf in Beziehung zum Sonnengott Amon-Re gesetzt. Auf dem Weg über die Phöniker und Hethiter haben die Griechen das Fabelwesen übernommen.

Interpretation: „Rätselhaft wie eine Sphinx sein“, bedeutet eine undurchschaubare Sache, eine unergründliche Frau / Mensch zu sein. Die Sphinx wurde oft mit geheimnisvollen Aspekten, die auch als Rätselhaftigkeit und Gefährlichkeit des Weiblichen gedeutet wurden, in der Kunst dargestellt: Plastik der Naxier (6. Jh. v. Chr.), als Gemälde z. B.: A. D. Ingres (1808), Gustave Moreau (1864), Franz von Stuck und P. R. Picasso (1953). Das Motiv wurde von H. v. Hofmannsthal (1906) als Drama dargestellt. Die in der romanischen Bauplastik vorkommenden Sphingen deuten einerseits dämonische gottfeindliche Mächte an, andererseits werden die Shingen barocker Schlossanlagen als symbolischer Ausdruck von Stärke und Weisheit angesehen.

In der Freimaurerei deutet die Mischgestalt auf die Verhüllung der maurerischen Geheimnisse. Die mit der Sphinx verbundene „geheimnisvolle Rätselhaftigkeit“ hängt vermutlich mit der bereits von den antiken Autoren bezeugten sakralen Schweigepflicht über mythische und kultische Vorstellungen zusammen. Die Sphinx von Giseh diente Filmstars des 20. Jahrhunderts gelegentlich als Vorbild, um den Frauentyp des gefährlich-undurchsichtigen „Vamps“ zu charakterisieren. Die Sphinx als Urbild der großen Göttin, ein urweibliches, dämonisch, drachenhaftes Wesen gehört wie ihre Schwester die Chimäre zum furchtbaren, negativen, vernichtenden Pol des Archetyps des großen Weiblich- Mütterlichen, die ihre Kinder wieder zurückfordert, um sie zu verschlingen. Sie weiß um das Rätsel des Lebens und des Menschseins, aber sie will das Rätsel nicht preisgeben, denn darin liegt ihre Macht.

Dass sie alle Söhne von Theben verschlingt, die ihr Rätsel nicht lösen, kann verstanden werden kann als geistige Impulse, Aspekte von Bewusstheit, die zurücksinken ins Unbewusste, da das Rätsel des Menschsein, wie das Geheimnis der Natur, der Materie und der Erde nicht durchschaut wird. Die Sphinx wird zum Symbol der Menschheitsfrage, die beantwortet werden muss, wenn der Befragte durch Sinnfindung existentiell herausgefordert wird. Gleichzeitig ist sie der Drache, der besiegt werden muss, was innerseelisch als Ablösung aus der Macht des Mutterarchetyps verstanden werden kann, wie auch als Entwicklung und Differenzierung des Bewusstseins aus dem Unbewussten. Ödipus gibt die vordergründig richtige Antwort, versteht sie aber nicht bezogen auf seine Herkunft und sein Schicksal. So erkennt er nicht, dass die Sphinx in Wirklichkeit nicht verschwindet, sondern lediglich ihre Gestalt verwandelt und bald als Königin Jokaste auf ihn zukommt. Die Sphinx wurde so zum Symbol eines tiefgründigen und exklusiven Wissens, aber auch zum Inbegriff von unberechenbarer Gefährlichkeit. C. G. Jung verstand unter der Sphinx das furchtbare Mutterbild, oben die menschliche liebenswerte anziehende Hälfte, unten die animalische, durch das Inzestverbot in ein Angsttier umgewandelte, furchtbare Hälfte. Ödipus sei infolge der Überschätzung seines Verstandes in die Falle gegangen und habe so den Inzest (Inzestmotiv) begangen (C. G. Jung GW, Bd. 5, S. 227). Die Sphinx wird auch gedeutet als der menschliche Geist, der die tierischen Instinkte überwindet.

Literatur: Standard

Autor: Kuptz-Klimpel, Annette