Materia prima

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Keyword: Materia prima

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Definition: Materia Prima ist ein alchemistischer Ausdruck, der die Ausgangsmaterie für das Opus meint. Diese Materie wird mit allen möglichen Namen bezeichnet und es und wird oft als sehr wichtig angesehen, die richtige Bezeichnung zu nehmen.

Information: Sie wird als Materie, also etwas Körperliches aufgefasst, während wir sie heute als einen psychischen Ausgangszustand verstehen. Das hängt mit der konkretistischen Auffassung in der Alchemie zusammen. Heute verstehen wir alle Substanzen symbolisch. Der alchemistische Prozess ist ein Wandlungsvorgang, bei welchem niedere, rohe in wertvolle, gediegene Stoffe verwandelt werden. Die materia prima bezeichnet den Anfangszustand. Nach der modernen Vorstellung der Analytischen Psychologie beschreibt die Alchemie unbewusste seelische Vorgänge in chemischen Termini, weil es zu jener Zeit noch keine Tiefenpsychologie gab.

Die materia prima ist ungestaltet und unbegrenzt, sie erhält alle die unzähligen Formen, die die Dinge der Schöpfung ausmachen. Sie ist der Urstoff. Oft wird sie als unansehnlich (vilissima) bezeichnet, was der Grund für ihre Verachtung darstellt. Sie gilt auch als unerschaffen und mit Gott koaetern, aus welchem Er alles geschaffen hat. Die prima materia ist eine archetypische Vorstellung hohen Alters und nicht die Erfindung der Alchemisten.

Nach dem Alchemisten Gerhard Dorn (1659) ist die materia das größte Geheimnis aller Dinge, etwas Nicht-Sinnliches, ohne Wesen und Form oder Neigung oder Ähnlichem, ebenso ohne Farbe und elementische Natur. Oft nennen es die Alchemisten das Chaos. Daraus entstehen alle sterblichen und vergänglichen Dinge. Das alchemistische Werk ist eigentlich parallel der göttlichen Schöpfung. Himmel und Erde waren erste Materie vor allen anderen (Gn 1, 1) und Gott erweckte sie durch das Wort aus dem Zentrum. Dorn misst der materia prima die Zahl zwei zu. Oft wird das Quecksilber als Ausgangsmaterie bezeichnet.

Interpretation: In der Auffassung der Analytischen Psychologie bezieht sich die alchemistische Vorstellung der materia prim auf das Unbewusste im Menschen. Das ist der unscheinbare Ausgangsstoff, vom dem alle Bewusstseinsentwicklung und Reifung der Persönlichkeit ausgeht. Der Prozess der Integration eines vorher unbewussten Inhaltes in die Persönlichkeit gleicht einer alchemistischen Prozedur, in der aus der Ur-Materie durch den alchemistischen Wandlungsprozess der Stein der Weisen extrahiert wird.

"Der unvollkommene Körper wird in die prima materia verwandelt, und jene Wasser verbunden mit unserem Wasser machen das eine reine Wasser, klar, alles reinigend, alles dennoch notwendig, weil es alles in sich enthält." (Dorn, 1659, S. 212). Solche Aussagen z. B. wären unverständlich, wenn Jung nicht die Arbeit geleistet hätte, sie in die Sprache der Tiefenpsychologie zu übersetzen. In dieser lautet der Satz, dass irgendeine unverständliche seelische Störung als Ausgangsmaterial zu nehmen ist, die, wenn mit dem ganzen Unbewussten verbunden, klar, reinigend ein Unbewusstes wird, das alles in sich enthält, weil es mit der ganzen Persönlichkeit verbunden ist. Das psychische Symptom scheint zunächst wie ein Fremdkörper zu sein, doch wenn man es dem analytischen Prozess unterwirft, entpuppt es sich als ein Komplex und etwas, das zum Unbewussten und zur Ganzheit der eigenen Person gehört. Der Komplex muss wie das Weizenkorn in die Erde geworfen, das heißt, der Wirklichkeit ausgesetzt und sein Wachstum unterstützt werden.

Die prima materia der Metalle enthält in sich eine ölige Feuchtigkeit, etwas Unbewusstes, mit der der Laborant arbeiten muss, die durchsichtig wie Tränen wird, in denen sie ist. Die Ausgangsmaterie ist meist ein Leidenszustand, etwas Unbewusstes, an dem man arbeiten muss, bis es einem klar wird. Man muss den Konflikt auf den einfachsten Nenner bringen können.

Im einem chinesischen alchemistischen Traktat des Wei Po Yang (1932) wird gesagt, "Die prima materia, die unsichtbar hervorscheint, wird den Körper von innen erleuchten. Alle Öffnungen müssen fest verschlossen werden (Introversionszustand). Die unsichtbare kleine Perle (tzu-chu) muss beobachtet werden (Konzentration auf das Zentrum bzw. einen unbewussten Aspekt). Das gelbe Zentrum entwickelt sich. Der Zweig am aufrechten Baum ist von Einem bedeckt, das niemand kennt. Am Lebensbaum gibt es das große Geheimnis des Selbst. Die Ausgangsmaterie weist schon unerkennbar auf das Ziel des Prozesses, das Geheimnis des Selbst hin. Darum ist es so wichtig, die richtige Ausgangsmaterie zu wählen.

Literatur: Standard

Autor: Ribi, Alfred