Jupiter
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Definition: 1. Planet, imposante Gasgemisch-Hülle mit wirbelnder Oberfläche, hohe Eigenrotation, Sonnenumlaufdauer ca 12 Jahre.
2. Höchste römische Gottheit indogermanischen Ursprungs (gr. Zeus), Lichtgott.
Information: Die Römer verehrten ihn als den Allgütigen und Allmächtigen, donnergewaltigen Schutzgott Roms und des Römerreichs. Im griech. Mythos entgeht er nur durch mütterliche List der drohenden Vernichtung durch den "furchtbaren Vater " (Kronos/Saturn), der bereits alle Geschwister verschlungen hat. Geburt und Aufwachsen tragen alle typischen Merkmale des Helden und Heilbringers (Weissagung, bedrohte Kindheit, Hilfe durch höhere Mächte, Heranwachsen im Verborgenen). Wiederum mit Hilfe weiblicher Klugheit (Brechtrunk der Metis) erreicht er später die Befreiung seiner Geschwister, gewinnt den Kampf gegen die Titanen (Erdgottheiten) und den Vater durch Befreiung der von diesem in die Unterwelt verbannten chthonischen Kräfte, die ihm fortan in Dankbarkeit und Hilfsbereitschaft verpflichtet sind. Im nachfolgenden Zweikampf mit Typhon, seinem chthonischen Schattenbruder, unterliegt er zunächst im Ringkampf und siegt erst nach schwerem Kampf unter Einsatz seiner fern treffenden Blitze. Typhon behält jedoch die Macht über die Stürme und den Ätna, unter dem ihn Zeus begräbt.
So ist Jupiter zwar der Mächtigste unter den olympischen Göttern, aber doch begrenzt, zumal er auch die Herrschaft über Meer und Unterwelt an seine Brüder Poseidon (röm. Neptun) und Hades (röm. Pluto) abgegeben hat. Dieses Teilen von Herrschaft, das Vertrauen in Gemeinschaftlichkeit erfordert, ist das mythologisch und bewusstseinsgeschichtlich Neue gegenüber der Autokratie seines Vaters Kronos /Saturn. Jupiter/Zeus ist der Protagonist eines neuen Bewusstseins, das sich aus den Zwängen des magischen Weltbildes gelöst hat. Wie im sich konstituierenden griechischen Staat gibt es eine Ausrichtung auf die "wahre Ordnung", in der Freiheit, gegenseitiges Vertrauen und Toleranz herrschen soll. Mit Zeus/Jupiter erscheint in der Mythologie der gute, herausführende Vaterarchetypus, der "Vater der Götter und Menschen ". Er ist der "Allwaltende", "Weitschauende", der "König", der Ordnung und Vollendung Schenkende und Sinnerfüllende (Hesiod), und es tat seiner Würde keinen Abbruch sondern ist ein Zeichen der Reife, dass er die weiblich-voranfängliche Stimme des Orakels schätzte. Glanzvoll und Ehrfurcht gebietend in der Erscheinung, weise im Richterspruch, im Zorn fürchterlich, donnernd und blitzeschleudernd, hierin den germanischen Göttern Wotan und Donar verwandt, ferne Anklänge an frühere Wettergötter (z. B. Jupiter Dolichenus, in Süddeutschland von römischen Soldaten verehrt). Seine zahllosen Liebschaften zeigen ihn als denjenigen, der sich erlaubt, die eigenen Ordnungen bisweilen zu überschreiten, ein Recht, das nur ihm zusteht ("Quod licet Jovi non licet bovi" - was Jupiter erlaubt ist, steht dem Ochsen nicht zu).
Interpretation: Jupiter Symboltiere sind der weiße Stier (in dessen Gestalt er Europa entführte), der Adler, (der Ganymed entführt), das Pferd. Seine astrologischen Zeichen sind Fische und Schütze, weshalb auch der Kentaur auf ihn verweist. Das Element ist Zinn. Jupiter ist ein Archetypus der Öffnung und Befreiung, der Vision, der Horizonterweiterung, der Seins-, Sinnes- und Sinnfülle, der reichen Entfaltungsmöglichkeiten, der Bildung, des Wachstums und Reichtums an sich. In der heutigen Alltagswelt zeigt er sich zwar nicht mehr in der Rolle des Barockfürsten, aber man erkennt ihn z. B. wieder in der Neigung zum "Großen", Großartigen, in Prachtbauten, im Kunstsammler und Mäzen, in der "jovialen" Präsentation, defizient in wohl- und hohltönenden Versprechungen von Politikern, im Trend, jedes Verkaufskonzept als "Philosophie" zu bezeichnen, in der Vorliebe fürs Prächtige (metallic-glänzende Autokarossen), in grandiosen Gesten, Inszenierungen und Seelenzuständen. Doch auch der Philosoph und der unerschrockene Kämpfer und Prediger eines neuen Weltethos oder des Friedens gehört zu den Symbolträgern. Der Schatten des Jupiter zeigt sich in überheblichen Einstellungen, in Inflation und Selbst überschätzung.
Psychologisch und astrologisch gesehen entspricht dem Jupiter die Fähigkeit, größere Zusammenhänge zu erkennen, den Dingen und Ereignissen Sinn und Bedeutung zu geben, philosophisch und weiträumig zu denken. Durch Jupiter erfahren wir Reichhaltigkeit und sinnvolle Ordnung des Kosmos (die 12 Jahre der Sonnenumrundung!), sein Blick entzündet das geistige Feuer in Richtung auf Wertvorstellungen, Sinn, Ziel und Einordnung in ein größeres Ganzes, in dessen Licht das Diesseits als Sinn erfüllend erscheint und optimistisch stimmt, und darüber hinausführend, in offene Weite weltanschaulicher Dimensionen führt. Der Archetypus, der hinter Jupiter steht, öffnet uns für eine positive Lebenseinstellung, soziales Empfinden und Liebe zu allem Kreatürlichen. In seiner reifen Ausprägung verleiht uns der "gute Vater " eine selbstständige ethische Einstellung, natürlichen Gerechtigkeitssinn und selbstverständliche Autorität und Würde. Die Position im Horoskop zeigt Aufgabe und Wirkungsfeld der späteren Lebensjahre.
Autor: Romanikwiecz, Brigitte
Literatur: Standard