Huhn

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Keyword: Huhn

Links: Hahn

Definition: Huhn – Haushuhn ist eine Sammelbezeichnung für die aus dem ostasiatischen Bankivahuhn gezüchteten Hühnerrassen, die heute als Haustiere weltweit verbreitet sind.

Information: Das Haushuhn ist im Mittelmeerraum bereits seit der Broncezeit nachgewiesen, seine Stammform hat ihre Herkunft im südasiatischen Raum (Persien, Indien). Seit ca. vier Jahrtausenden ist es domestiziert, wegen seiner wirtschaftlichen Verwendbarkeit hat es sich zum unentbehrlichen Haustier entwickelt. Allerdings finden wir das Huhn mit eigenständigem Charakter im Erzählgut wesentlich weniger als den Hahn, das hervorstechende Merkmal ist das nahrungsspendende Eierlegen.

Interpretation: Zur Henne, die goldene Eier legt, gehört wohl auch das Bild von der besonderen Kostbarkeit der goldenen Henne mit ihren Küken, das sich in unterschiedlichen Erzählungen sagen- und märchenhafter Prägung findet. Auch das Motiv des "Goldmistens" gehört in diesen Symbolbereich (offenbar bei "Tischleindeckdich" und "Die zwei Brüder" bei Grimm).

Im deutschen Aberglauben allerdings finden wir das Huhn in vielfältiger Form als Orakeltier: Wie der Hahn, so wurde auch das Huhn als Wetterprophet gesehen, so z. B. wenn die Hennen früh schlafen gehen, gibt es gutes Wetter und vieles mehr. Den krähenden Hühnern, weil naturwidrig, wurde im dt. Aberglauben ganz besonders dämonische Kraft zugesprochen und ihr krähen galt als ein Anzeichen, dass es ein Unglück gibt. Meist wies das Krähen eines Huhnes auf einen Todesfall hin (das weiße Huhn), aber auch auf Ehestreit und Feuer (das rote Huhn) oder wenn ein schwarzes Huhn kräht, dann wird gestohlen. Bis in die heutige Zeit hat sich z. B. die Redewendung gehalten: "Mädchen, die pfeifen und Hühnern, die krähen, denen sollte man beizeiten den Hals umdrehen". Diese von der Antike bis heute überlieferte frauenfeindliche Vorstellung dient unverhohlen der Stabilisierung männlicher Vorherrschaft, was ja auch in dem Bild vom "Hahn und seinem Hühnerhof" zum Ausdruck kommt. Der Hahn, der die gackernden Hühner um sich schart, als Bild des Mannes der seinem Harem befiehlt. Dies passt auch in das Bild, das im altdeutschen Aberglauben verankert ist, wonach die Hühner dem Mädchen das an den Hühnerstall klopft, durch Gackern orakelhaft mitteilen, dass es mit der Ehe noch nichts ist.

Das Huhn gilt andererseits in Afrika, stellenweise auch in Südamerika (Makumba-Kult) sowie in der Karibik (Voodoo-Kult) als Seelenführer bei Initiationsriten, so wie es auch zum eleusinischen Kult der Demeter, Göttin der Erde, gehört. Dabei wird eine Beziehung zwischen dem schwarzen Huhn und den Toten angenommen, von daher das Hühneropfer, das man brachte, um mit den Toten in Kontakt treten zu können.

Während wir hier dem Huhn als Psychopompos begegnen, herrscht bei uns eher das Bild des "dummen Huhns" vor, wie dies von Aeppli tiefenpsychologisch folgendermaßen gedeutet wird: "In gemeinerem Raume wohnen die Hühner. Sie gackern auch in manchen Träumen und meinen dann eine extravertierte, geistarme Kollektivität." (Aeppli E.: 1984, S. 379) Hier wird die Henne zu einseitig als ein "gackerndes Kollektivsymbol" gesehen, so wie der Volksmund auch vom blinden, verrückten und armen Huhn spricht, das auch irgendwann einmal ein Korn findet und damit meint, dass auch ein Mensch, der als sehr dümmlich gesehen wird, mehr aus Zufall einmal Glück hat.

Sehen wir die Henne jedoch in ihrer symbolischen Gesamtbedeutung, dann ist vor allem ihr wesentlichstes Merkmal zu nennen, nämlich die des Eierlegens (im Märchen legt sie goldene Eier) und des Ausbrütens. Damit ist die Henne, in diesem Zusammenhang auch Glucke genannt, ein Urbild für die fürsorgliche und beschützende Mütterlichkeit, oft auch karikiert im überspitzten Sinne, wenn eine übertriebene mütterliche Fürsorglichkeit dargestellt werden will. Im positiven Sinne ist jedoch die Glucke der Inbegriff der schützenden Liebe für die Schwachen, so wie im Christentum Jesus sich selbst mit einer Henne verglich: "Jerusalem, Jerusalem [...] wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne ihre Küchlein unter ihre Flügeln versammelt." (Matth. 23, 37). In ihrem unbeweglich brütenden Ausharren auf dem Nest wird sie in Darstellungen oft als Symbol für die Tugend der Beharrlichkeit benutzt; bekannt ist dafür das geduldige Brüten der Henne in der allegorischen Darstellung der "sieben freien Künste" der Grammatik, die ebenfalls große Geduld erfordert.

Literatur: Standard

Autor: Henzler, Christa