Gras
Keyword: Gras
Links: Bios-Prinzip, Erde, Mutter, Große, Pflanze, Tod, Wiese
Definition: Weltweit in vielen Gattungen u. Arten verbreitete Pflanze mit einem durch Knoten gegliederten Halm, langen, schmalen Blättern und besonders als Ähren oder Rispen ausgebildeten Blütenständen mit unscheinbaren Blüten.
Information: Durch menschliche Zucht und Selektion kamen aus den Urformen der Gräser die heutigen Getreide Sorten hervor.
Interpretation: Das Gras ist zum einen nährende Nutzpflanze, zum anderen besitzt es, vor allem als Rasen, eine magische Wirksamkeit und gehört zum Symbolkreis der mütterlichen Erde und damit des Mutterarchetyps. Im Volksglauben waren kreisrunde grasfreie Plätze oder Ringe mit üppigem Gras bewuchs Tanzplätze von Feen, Zwergen, Hexen, Zauberern oder dem Teufel. Dort, wo der Drache seine Losung fallen ließ, wo Untaten geschehen oder Gespenster gegangen sind und wo unschuldiges Blut geflossen ist, wächst kein Gras mehr. Andererseits wächst über verborgenen Schätzen reichlich Gras. In manchen Sagen lässt das Essen von Gras die Tiersprache verstehen. Gras wurde in der Wahrsagerei, als Liebesorakel und als Abwehrzauber benutzt, z. B. wenn bestimmte Grasarten den bösen Blick abhalten konnten. Doch konnten auch Hexen das Gras als Schadenzauber verwenden.
Die Redensart "das Gras wachsen hören" bezieht sich auf die intuitive und magisch anmutende Fähigkeit, an kleinsten Anzeichen zu erkennen, wohin sich etwas entwickelt. Im Zusammenhang mit dem Mutterarchetyp - seinem Todesaspekt - stehen die saloppen Redensarten "sich den Rasen von unten ansehen" (gestorben unter der Erde liegen), "jemand unter den Rasen bringen" (den Tod eines Menschen verursachen) und "ins Gras beißen" (sterben).
Die Vergänglichkeit des Lebens wurde eindrücklich vertont in Brahms Deutschem Requiem, wo das menschliche Leben und sein Leib mit dem Gras verglichen werden ("Denn alles Fleisch, es ist wie Gras und alle Herrlichkeit des Menschen wie des Grases Blumen. Das Gras ist verdorret und die Blume abgefallen. Aber des Herren Wort bleibet in Ewigkeit. (1. Petrus 1, 24. 25)
Gleichzeitig hat die Unverwüstlichkeit und universelle Verbreitetheit des Grases auch Überlebens- und Ewigkeitscharakter.
Eine Handvoll Gras oder ein Stück Rasen kann das Heimatland symbolisieren oder auch die Eroberung eines Landes im Sinne von einem befruchteten Stück Mutter- oder Heimaterde. Das
Im katathymen Bilderleben ist das Gras als "Wiese" das erste der Grundmotive. In der Imagination eröffnet sich symbolisch die mütterliche Welt als karg oder vielfältig.
Literatur: Standard
Autor: Claus, Waltraud