Fußball

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Keyword: Fußball

Links: Aggression, Ball, Fuß, Heros-Prinzip, Kampf, Krieg, Sexualität

Definition: Fußball ist eine Ballsportart, bei der zwei Mannschaften mit jeweils 11 Spielern mit dem Ziel gegeneinander antreten, einen Ball mit dem Fuß, Bein, Kopf oder durch körperlichen Einsatz unter Vermeidung absichtlicher Berührung mit der Hand oder dem Arm über die Torlinie des gegnerischen Tores zu spielen. Um das Spiel gewinnen zu können, muss eine Mannschaft mehr Tore als der Gegner erzielen.

Information: Das Ballspiel ist bereits aus dem klassischen Altertum bekannt, bei den Germanen war es eines der beliebtesten Spiele. Ballspiele standen in Verbindung mit Sonnen-, Mond- und Frühlingsfesten. Für das Spielen eines Balles mit Fuß, Knie und Oberschenkel gibt es in fast allen Kulturen Zeugnisse, die wohl ältesten aus dem 3. Jahrtausend v. Chr. aus China. Im europäischen Mittelalter kannte man v. a. in England, Frankreich und Italien treibballähnliche, ungeregelte Kampfspiele, bei denen ganze Ortschaften gegeneinander antraten und versuchten, einen Ball querfeldein durch das gegnerische Dorf- oder Stadttor zu treiben.

Aus diesen volkstümlichen Wettbewerben entstanden in englischen Schulen Mitte des 19. Jahrhunderts die Anfänge des modernen Fußballspiels. 1863 übernahm die "Football Association" in London die im Prinzip heute noch gültigen "Cambridgeregeln". In Deutschland werden Meisterschaften für Männer seit 1903, im Frauenfußball seit 1974 ausgetragen. Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft wurde im Jahr 2003 Weltmeister. Die männliche deutsche National-Elf errang 1954 (siehe auch der Film: "Das Wunder von Bern"), 1974 und 1990 die Weltmeisterschaft. Die deutsche Fußballweltmeisterschaft von 1954 wurde im Laufe der Zeit fast ein nationaler Mythos, weil er nach der Katastrophe des Nazideutschlands half, ein neues Selbstwertgefühl zu entwickeln. Der Fußballsport allgemein trägt viel zur kollektiven (auch nationalen) Identität bei.

Interpretation: Das Fußballspiel vereinigt in sich eine Vielzahl elementarer Bedüfnisse und symbolischer Handlungen: Religion (Götterverehrung, Pilgerreisen zum Zentrum des archaischen Kampfes des Guten gegen das Böse, zu den Tempeln und Arenen, vorbereitende und begleitende Riten, Gesänge), Zusammengehörigkeit, Kommunikation, Aggression, Kampf, Sex.

Erfolgreiche Spieler werden zu Idolen (Fußballgott, Titan, Kaiser, König) und männlich-heldenhaften Vorbildern, deren gesellschaftliche Bedeutung heutzutage an ihren hohen finanziellen Einkünften sichtbar wird. Die kollektive Begeisterung und der emotionale Zusammenschluss der Zuschauer eines Fuballspiels schließen häufig Schattenprojektionen auf die gegnerische Mannschaft (auch gegnerische Nation, "Krieg der Nationen") und deren Fans mit ein, was z. T. auch zu tätlichen Ausschreitungen führt. Die Gefühlsreaktionen der siegreichen Mannschaft und ihrer Anhänger gewinnen oftmals eine ekstatische Intensität (Eros-Prinzip) und homoerotische Nähe, die im Alltagsleben sonst kaum noch gelebt werden kann.

Nicht nur bei den Spielern, auch bei den Zuschauern ist der Archetyp des Helden Heros-Prinzip) konstelliert. Weiterhin kann man auf archetypischer Ebene im männlich dominierten Fußball die Stützung des Männlichen am Männlichen beobachten, deren Ursprung bis in die früheste Vereinigung der Männer in der jagenden Männergruppe der Vorzeit zurückgeht. Die Männerbünde der matrilinearen Frühzeit verwendeten Riten und Feste für ihre Bundeszwecke, sie dienten der Stärkung und dem Selbstständigwerden der männlichen Identität und dem Widerstand gegen das als übermächtig empfunden Weibliche und Matriarchale.

Darüber hinaus hat das Fußballspiel auch eine recht eindeutige sexuelle Bedeutung. Der Fuß gilt als Sitz besonderer Macht, z. T. sogar der Lebenskraft und hat eine phallische Symbolik (Phallus), insbesondere, wenn er einen "gewaltigen Bumms" drauf hat, mit dem er den Ball ins Tor (Vagina) schießt. Evolutionsforscher sehen in ihm vor allem den uralten Kampf der männlichen Rivalen um die Gunst des Weiblichen mit dem Ziel, sich mit ihnen paaren zu dürfen.

In der Kinderpsychotherapie gehört das Schießen des Balls mit dem Fuß auf ein Ziel in den Bereich der männlichen Bewusstseinsentwicklung und Identitätsfindung sowie der Ichstärkung, wobei das Kind notwendige Trennungsaggressionen gegen das Mütterliche freisetzt und gestaltet.

Literatur: Standard, Brutsche (2010)

Autor: Claus, Waltraud