Frucht

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Keyword: Frucht

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Definition: Etymol. von lat."fructus", das von der Verbform "frui" "genießen, Nutzen ziehen" abgeleitet ist. Aus dem Fruchtknoten einer Blüte entstehendes Organ während der Samenentwicklung, das den oder die Samen enthält.

Information: Die Frucht ist das letzte Stadium des vegetativen Wachstums vor der Ernte und wird deshalb mit Reife, abgeschlossener Entwicklung und der Jahreszeit des Sommers oder Herbstes in Verbindung gebracht. Die Frucht ist eine Synthese aus Erdtiefe und Lichthöhe. Sie bezieht ihre Kräfte aus dem Stamm des Baumes oder Strauches, der in ihr zu seiner Vollendung kommt. Wie Gemüse sind Früchte in unserer Ernährung unverzichtbar, tragen zu unserer Gesundheit bei und dienen zur Erhaltung des Daseins. Darüber hinaus sind Früchte das Erotische in der Natur, das, was man pflücken kann und muss (Erdbeere). Pflückt man nicht, verpasst man Chancen (siehe Märchen: "Frau Holle" KHM 24). Für die Menschen in der Antike waren Früchte Geschenke der Götter, deshalb wurden insbesondere den Obstbäumen große Achtung erwiesen. Der Natur näher als wir und vor allem empfänglicher für ihr heiliges Wesen, staunten die Menschen der Antike angesichts der geheimnisvollen Genese der Früchte und der vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten, die sie boten. Obwohl Eicheln, Äpfel, Mandeln, Feigen, Datteln, Trauben, Oliven, Nüsse usw. allesamt Früchte sind, ist jede aus ihrer eigenen Evolution hervorgegangen und besitzt jede eine eigene, von den anderen verschiedene Struktur.

Bei den Latinern wachte die Göttin Pomona über das Reifen der Früchte. Sie sind auch typische Attribute der altorientalischen und antiken Muttergöttinnen (Füllhorn), deren Sohn selbst "die große Frucht" ist.

Interpretation: Die Frucht vom Baume des Lebens ist die Unsterblichkeit. So sind Früchte Sinnbilder für Fruchtbarkeit und Wachstum, für Leben, sowie dessen süße, sommerliche, auch erotische Fülle. Hieronymus Bosch hat im "Garten der Lüste" unzählige F. e gemalt, die nach mittelalterlicher Vorstellung als Symbole von Wollust und Völlerei angesehen wurden, mittlerweile aber als Ausdruck von Sinnenfreude, Potenz und lebensbejahendem erotisch- seuxuellen Fantasien angesehen werden. In den Paradiesvorstellungen des Alten Testamentes spielten Früchte eine wesentliche Rolle, insbesondere als verbotene Frucht, die Eva vom Baum der Erkenntnis pflückte. Als Früchte des biblischen Sündenfalls wurden Traube, Feige, Kirsche und vor allem der Apfel genannt. Somit symbolisieren Früchtein der christlichen Symbolik die Verlockung der Sünde."Eine Frucht der Liebe sein" bezog man deshalb auf uneheliche Kinder."Die Frucht ihres Leibes sein" bedeutet ihr Kind sein, was biblisch in Elisabeths Gruß an Maria vorkommt: "gebenedeit sei die Frucht deines Leibes". (Lukas 1, 42) Die Früchte, die Christus der Menschheit reicht, führe zum ewigen Leben. In Malerei und Plastik hält das Jesuskind deshalb einen Apfel oder Granatapfel in der Hand.

In Märchen sind (goldene) Früchte, die an Bäumen wachsen, begehrt werden, heilend wirken und manchmal gestohlen werden Symbole des Selbst ("Der goldene Vogel" KHM 57, "Der Königssohn, der sich vor nichts fürchtet" KHM 121, "Einäuglein, Zweiäuglein, Dreiäuglein" KHM 130, "Der Vogel Greif" KHM 165" usw.

Im Märchen "Der goldene Vogel" bedeutet der Raub der goldenen Äpfel durch einen Vogel einen Seelenverlust und eine Einseitigkeit der Bewusstseinseinstellung beim alten König. Im Märchen "Der Bauer und der Teufel" KHM 189, äußert der Teufel "Verlangen nach den Früchten der Erde", wird jedoch vom klugen Bauer überlistet.

Früchte sind in der Juristensprache auch die Erzeugnisse einer Sache (z. B. die Milch oder Kalb einer Kuh), die aus der Sache ihrer Bestimmung gemäß gewonnen werden. Im positiven Sinne sprechen wir von "fruchtbaren" Gedanken, "etwas wird reiche Frucht tragen", den "Früchten der Arbeit" (Wohlverdientes genießen), der "Frucht langjähriger Arbeit", "an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen" und von geistiger "Fruchtbarkeit".

Etliche Redewendungen drehen sich um die verbotenen Frucht: "Verbotene Früchte schmecken süß/ am besten"."Von den verbotenen Früchte gekostet haben" meint meist (vorzeitige) unerlaubte sexuelle Kontakte."Die süßesten Früchte (nicht erreichen) begehren" meint, das Köstlichste (nicht) erlangen können. Refrain eines Schlagers: "Die süßesten Früchte fressen nur die großen Tiere und weil wir beide klein sind und diese Bäume hoch sind, erreichen wir sie nie."

Früchte als Attribute der großen Muttergöttinnen sind also Geschenke der Mutter Natur, die in Zusammenhang mit den sinnlichen Freuden des Sommers stehen. Sie sind das Saftige, das Pralle, das Erotische in der Natur, sind Symbole der Fülle, der Fruchtbarkeit, wie der erotischen Süße und Üppigkeit des Lebens (Eros-Prinzip). Früchte weisen deshalb im Traum auch auf erotisch-sexuelle Bedürfnisse, Sehnsüchte und Wünsche hin. Reife, appetitliche Früchte deuten auf Lebensfreude, innere und äußere Ressourcen, Selbstbewusstsein, Sinnlichkeit wie auch eine beschwingte Leichtigkeit im Leben hin, die gesucht oder gelebt werden. Sind die Früchte hingegen ungenießbar oder faul, so kann dieses Traumbild Unsicherheit, Entbehrungen und sexuelle Enttäuschungen vermuten lassen.

Literatur: Standard

Autor: Kuptz-Klimpel, Annette