Frosch

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Keyword: Frosch

Links: Bios-Prinzip, Fruchtbarkeit, Kröte, Mutter, große, Sexualität, Tierbräutigam, Totem, Wasser

Definition: Ein Frosch ist ein im und am Wasser lebendes, zu den Froschlurchen gehörendes Tier mit gedrungenem, schwanzlosem Körper von grüner od. brauner Färbung, flachem Kopf mit breitem Maul, großen, oft stark hervortretenden Augen und langen, als Sprungbeine ausgebildeten Hintergliedmaßen.

Information: Im alten China war der Frosch einst ein Totemtier, das wie die Kröte dem Mond zugerechnet wurde. Man glaubte, sein zahlreicher Same falle mit dem Tau vom Himmel. In den Frosch-Totem-Klans war das Verzehren von Fröschen tabu (daneben wurden in China Frosch gezüchtet und verkauft).

Interpretation: Evolutionsgeschichtlich gehört der Frosch zu den Amphibien. In seiner Ontogenese wiederholt er gemäß dem biogenetischen Grundgesetz die phylogenetische Entwicklung seiner Spezies: den Übergang vom Wasser- zum Landtier. Er symbolisiert somit eine wandlungsfähige Urschicht im Menschen. Die Sexualität des Menschen ist in der Tat wandlungsfähig, bleibt aber gleichzeitig archaisch und kann darum immer nur teilweise an die moderne Zivilisation angepasst werden.

Man verglich die primitive Seite des Menschen mit dem Frosch "Fröscheln" bedeutete dasselbe wie bei uns "vögeln", "Frosch-Mund" die Spitze des Penis. So überrascht nicht, dass das Wort Frosch (wa) für heranwachsende Mädchen tabu war; es bezeichnete auch das weibliche Geschlechtsorgan, hat aber auch deutliche Bezüge zum Penis (die Kopfform, die vorantreibende Bewegungsart). Einen Frosch in der freien Natur musste eine junge Frau mit "Wasserhuhn" benennen, wenn sie nicht als lasziv erscheinen wollte. Einmal verbot ein gebildeter Beamter den Frosch ihr nächtliches Quaken; er wollte die Nacht wohl zum tiefen, ruhigen Schlaf benützen und nicht …

Der Frosch hatte auch im alten Ägypten mit Fruchtbarkeit zu tun; die Geburtsgöttin Heket war froschköpfig. Die zweite der sieben ägyptischen Plagen in der Bibel, die Überschwemmung des Landes mit Fröschen meint wohl einen Rückfall Ägyptens ins Primitive; dies würde gut zur ersten Plage passen, der Verwandlung des Nils in Blut (2. Mose 7, 20; 8, 3).

Der Frosch verkörperte in Ägypten auch Auferstehung und Wiedergeburt. In der Off. Joh. ist der Frosch ein dämonisches Tier: Bei der zweitletzten der sieben Plagen der Endzeit kommen aus dem Mund der drei Widersacher Gottes "drei unreine Geister gleich Fröschen" (Off. 16, 13). Im Mittelalter waren Frosch und Kröte Symbole der Unkeuschheit. Alle monotheistischen Religionen (Judentum, Christentum, Islam) bewerteten den Frosch negativ; er wurde in den Sumpf der Primitivität verdrängt.

Ein weniger negatives Bild ergibt sich aus den Märchen. Im Märchen Froschkönig ist der Frosch ein verzauberter Prinz, der von der Prinzessin durch einen aggressiven Akt erlöst werden muss (Animus Tierbräutigam). Im Märchen Dornröschen erscheint der Frosch der Königin im Bade (Bad Wasser) und verspricht ihr die Erfüllung ihres tiefsten Wunsches: ein Kind. Im südamerikanischen Märchen Haburi tritt der Frosch als schützende Muttergottheit auf und rettet die Kinder vor dem bösen Jaguar. In einem anderen Märchen verwandelt sich die Mutter des Lebens in einen Frosch und macht den Sumpf fruchtbar. Doch etwas später wird sie die Mutter des bösen Tigers! Sie hat somit beide Aspekte der großen Mutter Natur: einen Leben erzeugenden und einen Leben verschlingenden.

Im russischen Märchen "Die Zarentochter Frosch" fliegt der Pfeil des Jüngsten von vier Zarensöhnen bloß bis zu einem Sumpf. Dort sitzt ein Frosch, der den Pfeil nur unter der Bedingung herausgibt, dass der Jüngste ihn heirate. Dieser geht darauf ein. Durch die freiwillige Verbindung mit dem Primitiven überflügelt der Jüngste seine drei Brüder und wird Zar: Herrscher über das ganze Reich, die Gesamtpersönlichkeit (Vier).

Literatur: Standard

Autor: Kaufmann, Rolf