Flöte
Keyword: Flöte
Links: Coniunctio, Eros-Prinzip, Kreativität, Musik, Phallus
Definition: Die Flöte ist eines der ältesten Musikinstrumente. Sie ist längliches, rohrförmiges Blasinstrument aus Holz oder Metall, dessen Tonlöcher mit Klappen oder den Fingern geschlossen werden. Die Flöte wird gerade (Blockflöte) oder quer (parallel zu den Lippen) gehalten.
Information: Keine
Interpretation: Die Flöte erscheint von der äußeren Form her zunächst als ein phallisches Instrument und bietet von daher vielerlei erotisch-sexuelle Assoziationen an, beispielsweise im Begriff des "Blowjobs", der die Fellatio als eine Form des Oralsexes bezeichnet. Gleichzeitig besitzt sie auch einen ("weiblichen") Innenraum mit nach außen führenden Löchern, der es dem einfließenden Luftstrom ermöglicht, zu schwingen und Töne hervorzubringen. Insgesamt könnte dies alles auf den Sexualbereich hinweisen und dies wird auch in der erotischen Kunst und Literatur häufig so genutzt.
In einer mehr erotisch-sublimierten Deutung kann die Flöte und ihr oft klagender Ton zu einem Symbol der Sehnsucht nach der erotischen wie geistigen Vereinigung mit einem geliebten Menschen bis hin zur Vereinigung mit dem Höchsten und Absoluten wie mit dem eigenen Selbst werden.
Sie kann auch das Schöpferische aller Kunst darstellen, was aber in gewisser Weise für alle Musikinstrumte zutrifft. Erich Neumann interpretiert die Zauberflöte in Mozarts gleichnamiger Oper folgendermaßen:
"Die Tat des Helden besteht immer darin - und bei der Geschichte von Paminas Vater handelt es sich offenbar um eine solche Tat -, aus der Tiefe des Unbewussten, dessen Symbol die Große Mutter ist, etwas zu «rauben» und das Geraubte an die Tageswelt des Bewusstseins zu bringen, es zu erkennen oder zu gestalten.
Die Zauberflöte unterscheidet sich dadurch von anderen uns bekannten Symbolen des Schatzes, dass bei ihrer Entstehung nicht nur etwas aus dem Bereich des Weiblichen entnommen, sondern dass sie darüber hinaus zum Klingen gebracht wird. Das Stumme der Nacht und des Unbewussten, die dunkle Gefühlswelt des Weiblichen bekommt durch die Zauberflöte, das Symbol der Musik, Stimme.
Die vom Weiblichen, von der Königin der Nacht, Geliebten, sind die Dichter und Sänger, die Musiker des Herzens, welche die Stummheit des weiblichen Dunkels nicht nur zum Licht rationaler Erkenntnis und Erleuchtung heben, sondern sie zu Klang und Ton kommen lassen.
Im Einweihungsgeschehen der Zauberflöte führt die Entwertung des Weiblichen dazu, dass die Königin der Nacht im stolzen Machtwillen der Selbstbehauptung wirklich zum Bösen wird. Der patriarchale Männerbund Sarastros mit seiner Tugend- und Freundschaftsverherrlichung bleibt zwar der Sonne und ihrem Sieg zugeordnet, aber die Tugend, die er verkündet, äußert sich mehr in den Aufgaben und Prüfungen, die er stellt, als in der dem Geprüften nötigen Hilfe.
Diese Hilfe erhalten die beiden Liebenden von der Zauberflöte, die in sich die Kraft des Männlichen mit der des Weiblichen verbindet. So wird letztlich die Musik, die Kunst, in der die Tiefen des Unbewussten mit der Gestaltung durch den Geist am geheimnisvollsten verschmolzen sind, zum Symbol der Gnade. Und in den Worten der Liebenden: «Wir wandeln durch der Töne Macht froh durch des Todes düstre Nacht», wird die Musik der Zauberflöte zur höchsten Offenbarung der Vereinigung des Männlichen mit dem Weiblichen im Zeichen einer Weisheit des Herzens, die das Mysterium von Isis und Osiris andeutet." (Neumann, 1953, 2005)
Literatur: Standard
Autor: Müller, Lutz