Erdbeere

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Keyword: Erdbeere

Links: Eros, Frucht, Rot, Süß

Definition: Die Erdbeere ist eine wild und im Garten wachsende, niedrige Pflanze mit in Rosetten stehenden Blättern und Erdbeeren. Sie hat eine rote, fleischige, aromatische Frucht.

Information: Eher unscheinbar aber von vollendeter Süße ist die reife, rote Walderdbeere, die auf Waldlichtungen oder an Wegrändern wächst. Auf einem guten Gartenboden breitet sich die Erdbeere pflanze üppig und schnell wachsend aus, da sie Sprossen bildet, die neue kleine Pflanzen mit Wurzeln versehen in ihrer Umgebung plaziert. Ovid schreibt in den "Metamorphosen", dass Erdbeeren die Speise der Menschen im Goldenen Zeitalter waren. Sie galt als Speise der Seligen, vor allem der früh verstorbenen Kinder.

Interpretation: Die Erdbeere war Attribut von fast allen vorchristlichen Liebesgöttinnen, vor allem Frigg und Venus. Im Volksglauben waren die Erdbeeren von jeher Symbol der Verlockung zur Lust (auf Welt), Ausdruck von Sinnlichkeit und dadurch auch Verlockung zur Sünde. Die kleine harte grüne Frucht, die durch Reifen süß, weich und feuerrot wird, wurde als Bild der Geschlechtsreife und Liebesbereitschaft angesehen. Erdbeeren, die ihre Reifezeit im Frühjahr und frühen Sommer haben, symbolisieren als besonders sinnliche Frucht, auch aufgrund der Assoziationen zur weiblichen Brustwarze, die Lust auf Leben, Liebesbereitschaft und Erotik /Sexualität und gehören somit als das Sinnliche in der Natur zum Eros- Prinzip.

Da die Erdbeere pflanzen zur gleichen Zeit blühen und fruchten (weiße Blüten als Farbe der Unschuld, rote Früchte als Farbe der Liebe) galt sie im Mittelalter als Symbol jungfräulicher Mutterschaft.

Im Christentum war das Ansehen dieser Pflanze und ihrer Früchte ambivalent: einerseits Symbol für Demut, Bescheidenheit, bescheidene Schönheit und das vergossene Blut Christi, andererseits durch ihre sinnliche Wirkung Sinnbild der Verführung zur Sünde und Verdammnis.

Die Erdbeeren deuten in der Kunst außerdem auf den rechtschaffenen Menschen, dessen Frucht die guten Werke sind. In England sind die Blätter der Erdbeere ein Zeichen von Rang. Die Herzogskronen sind mit acht Erdbeere blättern geschmückt.

Das grafisch schöne, dreigeteilte Blatt und die graziöse Weise, in der Blüten und Früchte getragen werden, machte sie neben dem Veilchen zu einer Lieblingspflanze der mittelalterlichen Maler, wie z. B. den Brüdern von Eyck und Hugo van der Goes. Die Rasenteppiche der Tafelbilder wurden mit Erdbeeren geschmückt, auf denen Maria, Jesus oder einer der zahlreichen Heiligen wandelten. Hieronymus Bosch malte unzählige Erdbeeren als Ausdruck von Sinnlichkeit, Begehren und erotisch- sexuellen Aspekten in sein großes Werk, den "Garten der Lüste". Im Märchen "Die drei Männlein im Walde" (KHM 13) wird die Heldin von der Stiefmutter in den Wald geschickt, um im tiefsten Winter nach Erdbeeren zu suchen. Diese findet sie unerwarteter Weise, als sie den drei Zwergen den Schnee hinter ihrem Haus wegfegt (Besen). Diese süßen, roten Früchte der Erde können als Erosaspekte verstanden werden, die die Heldin innerseelisch entwickeln kann.

Auch im Märchen "Großmütterchen Immergrün" (Deutsche Märchen seit Grimm". Diederichs, Jena 1922) sind die heilende Früchte, die die Kinder für ihre kranke Mutter suchen, Erdbeeren.

In Ingmar Bergmanns Film "Wilde Erdbeeren" erinnern die Erdbeeren die männliche Hauptperson, die einen Lebensrückblick vornimmt, an die Süße der Jugend.

Literatur: Standard; Beuchert, 2001

Autor: Kuptz-Klimpel, Annette