Brahman
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Definition: Dieser Begriff aus dem Sanskrit, der Gelehrtensprache (nicht zu verwechseln mit Brahma) der hinduistischen Religion Indiens bedeutet absolutes Sein, absolutes Bewusstsein, absolute Seligkeit. Da er das Höchste, Ewige, Unvergängliche, Absolute, das All-Eine, in dem kein Zweites vorhanden ist, repäsentiert, ist er vom menschlichen Denken, das in der Dualität gefangen ist, nicht zu verstehen. Im Gegensatz zu Atman gibt es zu Brahman auch keinen persönlichen Zugang, deshalb ist dieser Begriff für Menschen, die einer Religion mit einem persönlichen Gott angehören, nicht wirklich zu begreifen.
Information: Die Katha-Upanishad, ein Herzstück der spirituellen Texte des alten Indien, versucht Brahman so begreiflich zu machen: "Wie die Luftspiegelung aus der Wüste entsteht, auf ihr ruht und am Ende wieder verschwindet, so entsteht das Universum aus Brahman, ruht in Ihm und verschwindet schließlich wieder in Brahman. Wie die Luftspiegelung als Täuschung erkannt wird, wenn man wieder die Wüste sieht, so wird auch das Universum aus Namen und Täuschung erkannt, wenn die Wahrheit über Brahman erfahren wird." (Katha-Upanishad, 1989, S. 136).
Brahman als das Höchste, das Absolute, das über Atman auch die menschliche Seele durchzieht, sagt über sich selbst: "Ich bin das Ewige, das Unsterbliche, das Allesdurchdringende."
Interpretation: Wir können darunter die kosmische Bewusstseinsenergie verstehen, die sich allerdings unserem Denken entzieht, allein in einem mystischen Erlebnis annäherungsweise erfahren werden kann. Der Bewusstseinsforscher Ken Wilber warnt deshalb auch: "Man sollte den Satz "Alles ist Brahman" nicht als philosophische Schlussfolgerung, als logische Theorie oder bloß verbale Erklärung der Wirklichkeit missverstehen. Die Weisen aller Zeiten und Orte haben nämlich einmütig behauptet, das Absolute sei unaussprechlich, unbeschreiblich, jenseits aller Worte, Symbole und logischer Schlüsse. Und zwar nicht, weil es für Wörter zu geheimnisvoll, zu fein oder zu vielschichtig wäre; es ist vielmehr zu einfach, zu offensichtlich und zu naheliegend, als das man es im Netz der Symbole und Zeichen einfangen könnte. Da es neben sich nichts hat, kann man es unmöglich definieren oder klassifizieren." (Wilber, 1988, S. 228)
C. G. Jung hat sich auf der Suche nach der Beschreibung des Selbst, das ein zentrales Thema seiner Psychologie ist, eingehend mit Brahman auseinandergesetzt. Er schreibt: "Der Begriff des Brahman ist nur um weniges verschieden vom Begriff des Atman, indem in Brahman der Begriff des Selbst nicht explicite gegeben ist, sondern bloß ein sozusagen allgemeiner, nicht näher zu definierender Zustand der Identität des Innen und Außen. [...] Der psychologische Erfolg für den Einzelmenschen ist die Erreichung des Brahman, des 'höchsten Lichtes', oder 'ananda' (Wonne). Dies ist der Endzweck der Erlösungsübung. Zugleich ist aber auch derselbe Vorgang als kosmogonisch gedacht, indem aus Brahman-Atman als Weltgrund die ganze Schöpfung hervorgeht." (Jung, GW 6, § 179, 180).
Literatur: Standard
Autor: Seifert, Ang Lee