Füllhorn

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Keyword: Füllhorn

Links: Bios-Prinzip, Eros-Prinzip, Freude, Frucht, Gefäß, Glück, Luxus, Mutter, große, Paradies, Pleroma

Definition: Unter dem Begriff Füllhorn (lat. Cornu copiae = Horn des Überflusses) versteht man ein mit Früchten, Blumen, Ähren und anderen Naturgaben gefülltes, gewundenes Horn, das bereits in der Antike als Sinnbild des Überflusses und der Unerschöpflichkeit galt.

Information: Als Behälter oder Gefäß ist das Horn grundsätzlich Symbol der Fülle und des Gedeihens und steht mit seiner Symbolik des Enthaltens in enger Verbindung zum Bereich des großen Mütterlich- Weiblichen.

Das Trinkhorn war bei den alten Germanen üblich, Odin und Mimir tranken aus Hörnern. Im griechischen Mythos säugte die Ziege Amaltheia, eine tiergestaltige Nymphe (Ziege) das neugeborene Zeuskind in einer Höhle auf der Insel Kreta, deren Hörner Ambrosia und Nektar spendeten. Der dankbare Zeus versetzte die Ziege als Stern an den Himmel; das ihr abgebrochene Horn machte er zum Segens spendenden Füllhorn.

Herakles, der mit dem stiergestaltigen Flussgott Acheloos kämpfte und ihm ein Horn abbrach, gab das Horn dem Unterlegenen großmütig zurück und wurde dafür mit der Gegengabe des Amaltheia-Füllhornes entschädigt.

Interpretation: Von Priapos wurde das Füllhorn auch als Zeichen der Fruchtbarkeit getragen. Das Füllhorn ist insbesondere das Attribut der Glücksgöttin Fortuna und verschiedener Muttergöttinnen wie z. B. Demeter. Es ist Symbol für die Überfülle, Überfluss und für unerschöpfliche nährende und Wachstums fördernde Gaben, die dem Menschen ohne sein direktes Zutun geschenkt werden. Als Attribut der Flora, der röm. Göttin der Blüten und Gärten, steht es für die unendlich spendende Seite der "Mutter Natur", reiche Ernte, üppige Vegetation, ist gelegentlich auch in Verbindung mit der Personifikation des Herbstes zu sehen. Hörner als Opfergefäße für Trank- und Flüssigkeitsopfer wurden bereits durch prähistorische Darstellungen, z. B. der Venus von Laussel nachgewiesen.

In Deutschland trat die Zusammensetzung von Horn und Fülle erst im 18. Jahrhundert auf, während im 17. Jh. vorwiegend von Horn die Rede war."Das Füllhorn über jemanden ausgießen" bedeutet, ihn mit Geschenken zu überhäufen. Die Redewendung wird in der Gegenwart häufig im journalistisch-politischen Bereich verwendet in der Bedeutung von Verschwendung, auch für ungerechtfertigte Zuwendungen oder außerordentliche Vergünstigungen.

Das Füllhorn gehört als natürliches Gefäß in seiner Symbolik des Enthaltens und des Nährens und Sättigens mit Naturgaben zum positiven Pol des Bios- Prinzips wie auch zum Eros-Prinzip. Als Symbol für beglückende Überfülle und Überfluss, unendliche Freigiebigkeit und Großzügigkeit, für Unerschöpfliches, das dem Menschen ohne sein direktes Zutun geschenkt wird, erinnert es an die paradiesartige Befindlichkeit in einer positiven, tragfähigen, die frühkindliche Bedürfnisse umfassend befriedigenden Mutter- Kind- Beziehung wie auch an eine erfüllende erotische und sexuelle Beziehung.

Literatur: Standard

Autor: Kuptz-Klimpel, Annette