Ernte
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Definition: Mit Ernte (mhd. arnot zu arnon = ernten, zu: aran = Ernte, urspr. = Erntezeit, Sommer) bezeichnet man das Einbringen der Feld- und Gartenfrüchte, in der Fortwirtschaft wird auch von Holzernte gesprochen.
Information: Die Ernte ist der wichtigste Zeitraum des landwirtschaftlichen Jahres. Große Bedeutung für die Ernte haben der richtige Zeitpunkt, das Wetter und eine schnelle Abwicklung der Arbeiten. Das Überleben des kommenden Winters war früher in Ackerbaukulturen nur gesichert, wenn die Ernteerträge erfolgreich eingebracht und gelagert werden konnten; Missernten führten häufig zu Hungersnöten in der Bevölkerung, manchmal sogar zu Auswanderungswellen. Bereits in der Antike waren Erntedankfeste bekannt und wurden regional unterschiedlich gefeiert. Der Beginn und Abschluss der Ernte wurde auf dem Land von alters her von Erntebräuchen begleitet, etwa dem Schmücken des Erntewagens und Erntesprüchen. Gedankt wurde Gott oder den Vegetationsgöttern aus dem Wissen heraus, dass die menschliche Arbeit alleine nicht über den Erfolg einer Ernte entscheiden konnte.
In Deutschland wurde 1934, verbunden mit der Blut- und Bodenideologie des Naziregims, ein offizieller Erntedanktag eingeführt und auf den ersten Sonntag nach Michaelis (29. September) gelegt. Erntedankfeste wurden aber bereits seit dem dritten Jahrhundert nach Christus um diese Zeit herum gefeiert, u.a. mit Ernteprozessionen. Heutzutage wird das Erntedankfest meist in Gottesdiensten gefeiert, dabei werden oft Erntegüter am Altar aufgebaut. Erntedank ist aber kein kirchlicher Feiertag. Thanksgiving in Amerika (gefeiert am 4. Donnerstag im November) ist staatlicher Feiertag, in Erinnerung an das erste Erntedankfest der Pilgerväter. Gedankt wird nicht nur für die Ernte, sondern überhaupt für alles Gelingende.
Interpretation: Sinnbildlich kann Ernte für Erfolg, Ertrag, Ergebnis, für die Früchte der eigenen Arbeit und des eigenen Bemühens stehen. Im Märchen von Frau Holle erntet die fleißige Goldmarie die reifen Äpfel und erntet damit das Wohlgefallen der Frau Holle. Der Volksmund kennt eine Vielzahl entsprechender Sprichwörter wie: "Fleiß bringt Brot, Faulheit Not"; "Herzhafte Hand nährt Leut und Land". Wir ernten, was wir säen, deshalb gilt im übertragenen Sinn auch: "Wer Wind sät, wird Sturm ernten". Zugleich weiß der religiöse Mensch: "Wir pflügen und wir streuen den Samen auf das Land" und: "Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn, drum dankt ihm dankt, drum dankt ihm dankt und hofft auf ihn." (Text von Matthias Claudius)
Säen und Ernten werden im Neuen Testament in anderen Zusammenhang gestellt: Im Markusevangelium bezeichnet Jesus im Gleichnis vom Sämann auch das göttliche Wort als einen Samen, der aufgehen und geerntet werden muss. Im 12. Kapitel des Lukas- und im 10. Kapitel des Matthäusevangelium lesen wir: "Sorget nicht für euer Leben, was ihr essen und trinken werdet, auch nicht für euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben mehr denn Speise? und der Leib mehr denn die Kleidung? Sehet die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater nährt sie doch."
In der christlichen Kunst steht die Ernte häufig symbolisch für das Jüngste Gericht.
Van Gogh äußert sich zu einem seiner Erntebilder mit gelbem Sonnenlicht, gelben Sonnenblumen, gelbem Korn und gelber Landschaft folgendermaßen: "Es ist ein Bild des Todes, so wie es das große Buch der Natur verkündet. Was ich darin anstrebe, ist das fast Lächelnde."
Literatur: Standard
Autor: Müller, Anette