Trennung

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Keyword: Trennung

Links: Abschied, Anfang, Aggression, Bindung, Chaos, Coniunctio, Eins, Ende, Heros-Prinzip, Messer, Schwert, Tod, Zwei

Definition: Die Trennung bezeichnet den Zustand des Nicht-Einsseins oder den Prozess der zum Auseinanderbewegen oder Lösen von Objekten, Gegenständen oder Menschen führt. Etymologische Bedeutungen umkreisen die Bedeutung: abspalten, absondern, scheiden, abtrünnig, entrinnen, flüchten.

Information: Die Trennung steht oft ganz am Anfang einer Neuschöpfung. Viele Weltentstehungsmythen beginnen mit der Trennung von Himmel und Erde, von oben und unten. So ist auch im biblischen Mythos unserer christlichen Kultur die Trennung und Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies Ursprung und Notwendigkeit für den weiteren Menschwerdungsprozess.

Interpretation: In dem Mythos spiegelt sich wider, dass Trennung und Getrenntsein für uns Menschen häufig schmerzhaft empfunden wird. Am Anfang des menschlichen Lebens steht die Trennung des Säuglings von der Mutter mit der Durchtrennung der Nabelschnur. Die Trennung von einzelnen Objekten ermöglicht uns, die Welt wahrzunehmen: Ein Tisch, ein Stuhl, ein anderer Mensch kann erst dadurch wahrgenommen werden, dass die Dinge voneinander getrennt sind. Gelänge es unserem Gehirn nicht die Dinge getrennt zu erkennen, wäre unsere Welt eine undifferenzierbare Einheit, in der wir keine Orientierung finden könnten.

Die Trennung als Voraussetzung für Entwicklung zeigt sich auch auf biologischer Ebene: Mehrzellige Lebewesen können nur durch die Getrenntheit der Zellen existieren und sich differenzieren. Wegen der ubiquitären Bedeutung von Trennung in allen Bereichen unseres erfahrbaren Lebens kann man analog zum Archetyp der Bindung von einem Archetyp der Trennung sprechen. In der emotionalen Entwicklung und psychischen Reifung des Menschen sind Trennungen lebensnotwendig.

Trennung von Objekten: Getrennt werden muss, was nicht oder nicht mehr zusammengehört (ein Zahn muss gezogen werden, erwachsene Kinder müssen selbstständig werden und sich von den Eltern trennen) oder was nach bestimmten religiösen oder ethischen Vorstellungen nicht zusammen sein soll (Gott und Teufel).

Aneinanderhaftendes muss manchmal mit grober Kraft getrennt werden (Abreißen eines Pflasters). Trennung hat oftmals den Charakter des Scharfen und Endgültigen (trennendes Schwert oder Laserstrahl). Trennung kann auch ein langsamer, allmählicher Prozess sein, der sich unserer bewussten Wahrnehmung entzieht.

Die Trennung erfolgt oft, mit dem Ziel der Unterscheidung. Beim Goldwaschen wird das Wertvolle vom Schmutzigen getrennt. In der Chemie werden verschiedene Substanzen voneinander getrennt, um mit dem gereinigten Stoff weiter arbeiten zu können. (Alchemie: "Solve et coagula" = Löse und verbinde)

Trennungen lösen oft heftige Affekte aus. Sie gehen einher mit Trauer, Schmerz, Wut, Resignation. Insbesondere in Schwellensituationen und Lebensübergängen (Einschulung, Pubertät, Heirat, Tod) werden Trennungen häufig als Krisen erlebt. Trennung kann aber auch frohe und hoffnungsvolles Streben nach Neuem hervorbringen und das Gefühl der Befreiung in sich tragen. So dichtet Hermann Hesse in seinem bekannten Gedicht "Stufen": "Herz nimm Abschied und gesunde."

Literatur: Standard

Autor: Leibig, Bernd