Kröte

Aus symbolonline.eu
Version vom 19. Oktober 2023, 16:51 Uhr von Anlumue (Diskussion | Beiträge) (1 Version importiert)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Keyword: Kröte

Links: Frosch, Gift, Vergiften Erde, Anima

Definition: Kröten gehören zur Gattung der Froschlurche (Frosch).

Information: Im Allgemeinen sind Kröten Bodenbewohner, selten leben sie auf Bäumen oder im Wasser. Die meisten Arten suchen das Wasser nur zur Fortpflanzung auf und legen dort ihre Eier als Laichschnüre ab. Sie ernähren sich von Würmern, Insekten und deren Larven.

Kröten haben ein zahnloses Maul und ihre Pupillen stehen horizontal. Die Haut ist häufig mit warzigen Drüsen versehen, in der Ohrregion kommen oft verdickte Drüsenfelder vor. Das Hautsekret ist häufig giftig und kann von einigen Arten (z. B. Agakröten) mehrere Zentimeter weit aus den Ohrdrüsen herausgespritzt werden (Gift). Kröten haben relativ kurze Beine, springen kaum, können jedoch meist gut graben.

Interpretation: Während mit dem Frosch in der Mythologie eher männliche Aspekte verbunden werden, gehört die Kröte in ihrer ambivalenten Symbolik zum Bereich der Erdmutter und den alten Muttergöttinnen, die Macht über Leben und Tod besitzen. Als Tier aus dem Sumpf, der Erde und der Dunkelheit wird die Kröte einerseits mit dem keimenden, feuchten, unbewussten Leben in Verbindung gebracht und andererseits mit Aspekten der Fruchtbarkeit. Sie galt als Helferin bei Geburten (Ähnlichkeit mit Gebärmutter), als Schatzhüterin und guter Hausgeist. Andererseits galt sie in Zusammenhang mit ihren Giftwarzen und ihrem alles verschlingenden Maul als Hexentier, als negativer Aspekt des Weiblich/ Mütterlichen. Kröten wurden außer für Hexerei und Magie auch für Liebeszauber und aphrodisierende Getränke verwandt. Kröte und Frosch sind Tiere des Übergangs wegen der vielen Wandlungsstufen (Ei, Larve, Kaulquappe bis zum fertigen Tier) die sie durchmachen, auch Symbole der Wandlung. In China wird die Kröte vorwiegend mit dem Prinzip Yin, mit dem Mond, mit Fruchtbarkeit und Reichtum verbunden, in anderen Kulturen wird der Frosch mit Regen und Regenzauber in Verbindung gesetzt. In Ägypten galt die Kröte als Totentier. Bei den Maya in Mexiko wurde die alles verschlingende und gebärende Erdgöttin in großen, krötenförmigen Denkmälern verehrt. Im mexikanischen Sprachgebrauch bedeutet das Wort für Kröte "much" dasselbe wie für Gebärmutter. In der Kunst des Mittelalters erscheint die Kröte sowohl bei Todesdarstellungen wie auch im Zusammenhang mit den Lastern Wollust und Geiz.

"Die Kröte schlucken", heißt etwas Unangenehmes hinnehmen. In bayerischen Wallfahrtsorten wurden bei Frauenleiden und vor Geburten als Votivgaben krötenförmige Gebilde benutzt. Im Märchen "Die drei Federn " (KHM 63), trifft der Dummling beim Abstieg über eine Treppe (Regression) im Erdreich auf eine dicke Kröte (Aspekte der großen Mutter), umgeben von einem Kreis kleiner Kröten (Kreis als Selbstsymbol, Kröten als Animaaspekte), die ihm aus einer Schachtel begehrte Wunderdinge schenkt. Durch diese Begegnung entstehen für ihn neue Lebensmöglichkeiten. In einer hessischen Fassung des Märchens fordert eine Kröte den Dummling auf, mit ihm ins Wasser zu springen, wodurch die Kröte wieder menschliche Gestalt annimmt und der Dummling plötzlich eine schöne Frau in den Armen hält. Im Märchen "Die Nixe im Teich " (KHM 181) werden Heldin und Held durch die Hilfe einer weisen Alten in Kröte und Frosch verwandelt, was den triebhaft/ sexuellen Charakter ihrer Beziehung betonen könnte als einer Übergangsphase auf ihrer Suchwanderung. In Grimms "Märchen von der Unke" (KHM 105) schenkt eine Unke (verkörpert vermutlich das Selbst des Kindes), mit der ein Kind seinen Brei teilt, ihm zum Dank goldene Spielsachen (was vermutlich den Reichtum des kindlichen Fantasielebens darstellt), wird aber von einer verständnislosen Mutter getötet, was den Tod des Kindes nach sich zieht. Eine Kröte, die bei jedem Wort aus dem Mund springt, kann aber auch eine Form der Bestrafung durch Erdgeister sein wie im Märchen "Die drei Männlein im Walde" (KHM 13). Dies widerfährt der Stiefschwester im Gegensatz zur Heldin, der zur Belohnung bei jedem Wort ein Goldstück aus dem Mund heraus fällt.

Die Kröte mit ihrer polaren Symbolik, einerseits als Tier der Erdmutter, das Fruchtbarkeit und Wachstum (Schwangerschaft) ermöglicht, anderseits als Hexentier, das mit Gift, Vergiften und Tod verbunden wird, ist wie alle Tiere, die in Zusammenhang mit der großen Mutter stehen, ein Orakeltier und gehört zum Archetyp des Mütterlich/ Weiblichen. Kröten stehen in enger symbolischer Verbindung zur Erde, dem Sumpf und dem Wasser, in das Kröten ihre Eier ablegen. Zusammen mit dem Frosch, der eher männliche Aspekte verkörpert ist sie ein Symbol der Wandlung. In der Alchemie bedeutete die Kröte den erdig/wässrigen Anteil, der dunkle, aber fruchtbare Bodensatz, der für die Läuterung bestimmten Ur-Materie, der mit dem flüchtigen Anteil verbunden werden sollte. Die auf der Erde kriechende Kröte und der in der Luft fliegende Adler machen das große Werk aus: "Vereinige die Kröte der Erde mit dem fliegenden Adler und du wirst in unserer Kunst die Meisterschaft sehen". Verstanden werden können damit gegeneinander strebende Tendenzen des Menschen, wie z. B. Autonomie und Symbiose, Dynamisches und Statisches, Geistiges und Körperliches, die miteinander verbunden werden müssen, damit Ganzheit realisiert wird.

Literatur: Standard

Autor: Kuptz-Klimpel, Annette