Krokodil

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Keyword: Krokodil

Links: Aggression, Drache, Chaos, Feuer, Schlange, Wasser

Definition: Die Panzerechse wird in drei Familien aufgeteilt (Alligatoren, Echte Krokodile und Gaviale), mit acht Gattungen und 21 Arten. Krokodile sind überwiegend Süßwasserbewohner der Tropen und Subtropen.

Information: In der ägyptischen Mythologie gehörte das Krokodil zur Unterwelt, es galt als aus dem Wasser geboren und wurde gleichzeitig als mächtige, chtonische und sonnenhafte Gottheit mit Namen Sobek (im griech. Suchos) verehrt. Daher bedeutete es für manche Menschen im alten Ägypten als größte Ehre, in den Nil zu fallen und Nahrung für ein Krokodil zu werden. In der Bibel wird mit Leviathan, dem mythische kanaanäischen Meeresungeheuer, der an einen Drachen erinnert, das urzeitliche Chaos symbolisiert. So ist im Mittelalter das Krokodil mit seinem großen Maul Symbol des Höllenschlundes.

In manchen Mythen Altmexikos ist das Krokodil ein Symbol – neben der Schildkröte – der urzeitlichen Erde. Es wird dort als mythisches Erdtier gesehen, überhaupt sahen einige Indianerstämme das Krokodil, das im Urmeer lebt, als den Schöpfer der Welt, anderen galt es als Tier, das die gesamte Welt auf seinem Rücken trägt.

Der Ursprung für die bekannte sprichwörtliche Redewendung von den Krokodilstränen bezieht sich offenbar auf die im Volksglauben dem Krokodil zugeschriebene Heuchelei, als es einen Menschen fraß und dabei heuchelnd große Tränen vergoss (Schöne, A. 1964, S. 69-71).

Interpretation: Symbolisch ist es aufgrund seiner Nähe zum Drachen den Naturkräften des Wassers und des Feuers zuzuordnen. In Zaubermärchen, vor allem in philippinischen, in ost - und westafrikanischen sowie in sudanesischen Variationen, sind sie oft hilfreich. In der Funktion des Mittlers zwischen der diesseitigen und der jenseitigen Welt erscheinen sie z. B. als Fährmann und geleiten die Seelenreise ins Jenseits.

Zahlreich sind die Motive von der Verwandlung von Menschen in Krokodile, z. B. bei den Aborigines und in Südamerika, wonach sich der Mensch nach seinem Tod zu einem Krokodil zurückverwandeln kann.

Insgesamt gilt das Krokodil als ein gefährliches Ur- und Untier, das den Menschen in sicherer Distanz hält und dennoch einen stark anziehenden Reiz ausübt. Tiefenpsychologisch gehört es von daher zum symbolischen Assoziationsfeld des Drachens und rührt damit in uns Urkräfte an, die nach Aeppli allerdings "ein negatives Symbol unserer innern Energien (darstellen), einer dumpfen, bösen Lebenseinstellung in der Tiefe des kollektiven Unbewussten ( [...] ) Nur für den, der sich mit den psychischen Gewalten auseinandersetzt, verläuft auf der individuellen Ebene der Drachenkampf des Lebens meist siegreich. Dann wird ein Teil der Kräfte ( [...] ) des Unbewussten vom Menschen erobert (und) steht ihm zu einer bedeutenden schöpferischen Lebensbewältigung zur Verfügung." (Aeppli, E. 1984, S. 390)

Diesen Kampf nahm z. B. eine 39jährige Frau auf, die zu Beginn ihrer Analyse geträumt hatte, dass sie in einem Schuppen ein grünes Krokodil eingesperrt hatte, dessen verschlingendes Maul sie in Todesangst versetzte. Im Laufe einer mehrjährigen Analyse konnte sie die vegetativen und aggressiven Kräfte, die im Symbol des Krokodils in ihr wirksam wurden, freisetzen, die zuvor in ihrem Leben eingesperrt waren.

Literatur: Standard

Autor: Henzler, Christa