Tier: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 19. Oktober 2023, 16:52 Uhr

Keyword: Tier

Links: Adler, Drache, Fisch, Hund, Insekt, Katze, Kuh, Löwe, Pferd, Schlange, Tierbraut, Vogel

Definition: Ein Tier (ursprüngtliche Bezeichnung für das wild lebende Tier im Gegensatz zum Haustier, wahrscheinlich eigentlich: atmendes Wesen ist ein mit Sinnes- und Atmungsorganen ausgestattetes in der Regel frei bewegliches Lebewesen.

Information: Keine

Interpretation: Tiere symbolisieren allgemein die animalische Leiblichkeit des Menschen, den "Tiermenschen". Je nach Lebensraum der Tiere symbolisieren die Vögel in der Luft geistige Aspekte des Menschen, die Landtiere verschiedene animalische Aspekte des irdischen Lebens und Tiere, die im Wasser leben, unbewusste Persönlichkeitsanteile. Ein weiterer Bezugspunkt ist die Emotionalität in der Beziehung zu Tieren, z. B. ob es sich um ein wildes Tier und Krafttier handelt, wie z. B. Bären, Löwen, Wölfe, Elefanten, die allgemein eben auch mit besonderer Kraft, Wildheit, Aggressivität und Triebhaftigkeit verbunden werden oder um ein Haus- und Schmusetier, das die Menschen gerne streicheln oder zärtliche Gefühle darauf projizieren (z. B. Pferde, Hasen, Hunde, Katzen). Manche Tiere, insbesondere wilde Raubtiere, Schlangen, Mäuse, Ratten, Insekten, können den Menschen Angst machen, sodass sie in Panik fliehen. Die verschiedenen emotionalen Reaktionen der Menschen auf bestimmte Tiere hängen ab von dessen lebensgeschichtlichen Erfahrungen, von evolutionären Reaktionen oder auch von Vorurteilen, die auf bestimmte Tiere projiziert werden, wie z. B. der sog."böse" Wolf oder die "sündige" Schlange, die Eva im Paradies angeblich verführt haben soll.

Eine weitere Differenzierung der Tiersymbolik ergibt sich aus geschlechtlichen Merkmalen, ob wir ein Tier eher mütterlich empfinden, wie z. B. Katzen, Kühe, Schweine, Elefanten oder männliche Merkmale mit dem jeweiligen Tier verbunden sind, wie z. B. Stiere, Hunde, Keiler u. a.. Die besondere Verwandtschaft mit den Tieren ergibt sich aus der Evolution, indem die ontologische Lebensgeschichte der Menschheit ein Abbild ist der Phylogenese, der stammesgeschichtlichen Entwicklung der Menschheit aus dem Tierreich. Ein eindrucksvolles Beispiel für derartige Zusammenhänge ist, dass in den ersten Wochen der embryonalen Entwicklung der Fötus eines werdenden Menschen von dem eines Tieres nicht zu unterscheiden ist.

Wegen unserer "Verwandtschaft" mit den Tieren ist es nur zu verständlich, dass sie in Märchen und Träumen häufig vorkommen. In dem Sachregister des Standardwerkes zur tiefenpsychologischen Märchendeutung von Hedwig von Beit werden zum Stichwort Tier, Tierbräutigam, Tierhaut, Tierprinz u. a. mehr als 500 Hinweise gegeben. Nach von Beit stellen Tiere "das Unbewusste in seiner Manifestation als Lebenskraft, als Trieb, Instinkt, Emotion und Vitalität dar, einen Lebensbereich, der vom Standpunkt menschlicher Gesittung aus als gering oder aber als bedrohlich angesehen wird, da ihm deutlich ein chthonischer Charakter eignet; und trotzdem kann dort die höhere Bewusstheit gewonnen werden" (Beit, 1971, Bd. 1, S. 60 f.).

Eine besondere Märchenfigur ist der Tierbräutigam und der Tierprinz als Doppelgänger und Seelenbild, sowie als Animus der Heldin, der eines psychischen Wandlungsprozesses bedarf. Die Tiergestalt bringt zum Ausdruck, dass die animalischen Persönlichkeitsanteile noch ans Unbewusste gebunden sind. Die Wandlung des Tierprinzen geschieht im Märchen "Hans mein Igel" durch das Verbrennen seiner Tierhaut.

In der Kulturgeschichte der Menschheit finden die Tiere eine vielfältige symbolische Bedeutung wie z. B. die Schlange bei Apotheken und der Ärzteschaft. Weit verbreitet sind die Löwen als Symbol von Macht und Stärke vor den Palästen von Königen und Fürstenhäusern. Viele Kulturen und Religionen haben auch heilige Tiere, die göttliche Merkmale symbolisieren, wie z. B. das Lamm als Symbol für Christus oder die heiligen Kühe in Indien. Besonders die Religion im alten Ägypten hat bestimmten Tieren eine religiöse Funktion beigelegt.

In der therapeutischen Arbeit ist es immer wieder erstaunlich zu sehen, dass die Seele in geträumten Tieren den bestmöglichen Ausdruck findet für ein gestörtes Körpergefühl, wenn von einem kranken Tier oder einem fast verhungerten Tier geträumt wird. Wissenschaftliche Forschungen haben erwiesen, dass wir Menschen aufgrund unserer archetypischen Anlage - die auf unsere Evolution aus dem Tierreich beruht - auf den Umgang mit Tieren angewiesen sind. In einer Zeit, in der viele Menschen, insbesondere in Städten, infolge der beengten Wohnverhältnisse und aus anderen Gründen keine Tiere halten können, haben Träume von Tieren eine wichtige Ersatzfunktion.

In meiner langjährigen Traumarbeit konnte ich feststellen, dass Frauen z. B. häufig von Katzen und allen Arten von Großkatzen (Löwen, Tiger, Jaguare u. a.) träumen, vermutlich wohl deswegen, weil sie persönliche Charaktereigenschaften mit den genannten Tieren in Verbindung bringen oder in diese hineinprojizieren. Männer dagegen träumen häufig von kraftvollen Tieren, indem sie ihre (vermeintliche) Stärke mit Stieren, Pferden, Hunden und ähnlichen Tieren in Verbindung bringen. Für unsere körperliche Gesundheit sowie für unsere seelische Balance und letztlich wohl auch für unsere bewusste geistige Orientierung scheint es von großer Wichtigkeit zu sein, uns mit den Tieren um uns und in uns zu beschäftigen.

Literatur: Standard

Autor: Hark, Helmut