Gemüse: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 19. Oktober 2023, 16:51 Uhr

Keyword: Gemüse

Links: Bios,-Prinzip, Erde, Essen, Frucht, Mutter, Große, Nahrung

Definition: Gemüse stammt etymologisch von spätmittelhochdeutsch "Gemüse"; "Mus". Die heutige Bedeutung geht vermutlich auf "Brei, zerkleinerte Nahrung" zurück, meinte insbesondere "pflanzliche Nahrung, essbare Pflanzen" (Kluge). Unter Gemüse versteht man krautige, meist einjährige Pflanzen, von denen Blätter, Stiele, Wurzeln oder Früchte roh oder gekocht als Nahrung genossen werden.

Information: Wie Früchte gehören sie zu unseren Grundnahrungsmitteln, sind in unserer Ernährung unverzichtbar und tragen zur Erhaltung unserer Gesundheit und unseres Daseins bei. Mit ihren Wurzeln, die bei einigen Gemüsesorten vor allem essbar sind (wie z. B. Möhre, Sellerie, Radieschen, Rettich), ziehen sie Nährstoffe und Wasser aus der Erde, können von daher dem Bereich des Großen Mütterlich/ Weiblichen zugeordnet werden. Außerdem werden Zwiebelgemüse (Zwiebel, Lauch, Knoblauch), Blattgemüse (Kopf-, Ackersalat, Spinat, Kohl u. a.), Stielgemüse (Spargel, Rhabarber) und Fruchtgemüse (Erbse, Bohne, Gurke, Tomate, Kürbis u. a.) unterschieden. In einigen Weltentstehungsmythen gehören verschiedene Sorten von Gemüse zum Urstoff, aus dem weiteres Leben entsteht: In Korea entsteigen den Kürbissen die Gaben des Jenseits, der Sonnenheld in Japan entsteigt einem Pfirsich und in einem Mythos von der Beringstraße wird der erste Mensch aus einer Erbsenschale geboren.

Interpretation: Im Märchen "Rapunzel" gelüstet es eine schwangere Frau nach dem kräftigen Kraut, "den Rapunzeln", die aber im verbotenen Garten einer Zauberin oder Hexe wachsen. Sie braucht für das Wachstum und die Vollständigkeit ihres ungeborenen Kindes, der zukünftigen Königin, das Erdhaft/ Nährende aus dem Bereich des Großen Mütterlich- Weiblichen auch in seinen hexenhaften Aspekten, was im Verlauf des Märchens allerdings zu einigen Verwicklungen führt. In verschiedenen Märchen sind Rüben, Erbsen und Bohnen eine Art Urstoff, die ein Entwicklungspotential in sich bergen. In "Die drei Federn" verwandelt sich eine Rübe in eine Kutsche, die für den Dummling und die Königstochter ein angemessenes Gefährt auf seinem Weg zum Königwerden darstellt. Im griechischen "Märchen von dem Mann mit den vielen Erbsen" können die sich in der Fantasie des Helden vermehrenden Erbsen als potentielle Fruchtbarkeit der Psyche und als seine inneren Entwicklungsmöglichkeiten verstanden werden. Im englischen Märchen "Jack und die Bohnenranke" (Briggs/ Michaelis (1974) "Englische Volksmärchen" Diederichs) ermöglichen fünf Zauberbohnen, die über Nacht zu einer mächtigen Bohnenranke gewachsen sind, dem armen Helden (Armut) den Aufstieg in die reichere Welt eines Vaterdämons, aus dem er sich Schätze holen kann. Gemüse symbolisieren damit, wie auch Früchte, die spendende Seite der Großen Mutter Natur, Fruchtbarkeit, Wachstum und Üppigkeit, den ursprünglichen Reichtum von "Mutter Erde", der in zubereiteter Form zur alltäglichen Versorgung mit wichtigen Nährstoffen und Sättigung beiträgt. Im Gegensatz zu Früchten, die häufig in luftiger Höhe wachsen, verkörpern Gemüse eher die erdhafte, bodenständige, "grüne" Seite des vegetativen Wachstums. Je nach äußerer Beschaffenheit und Form kann Gemüse phallische Formen (Rüben, Gurken, Spargel), als auch die typisch weiblich runden Formen annehmen (Kürbis, Tomate u. a.)

Literatur: Standard

Autor: Kuptz-Klimpel, Annette