Rosenkreuzer

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Keyword: Rosenkreuzer

Links: Alchemie, Kreuz, Rose, Rosenkreuz

Definition: Rosenkreuzer, die im Zeichen von Kreuz und Rose (Rosenkreuz) angetretene neuzeitliche Geistesbewegung, auf die sich bis heute weitere so sich nennende spirituelle Gemeinschaften beziehen.

Information: Die Anfänge gehen auf den schwäbischen Theologen Johann Valentin Andreae (1586 - 1654) und den ihm verbundenen Tübinger Gelehrtenkreis zurück. Den Anstoß gaben drei zwischen 1614 und 1616 anonym publizierte Schriften, bestehend aus "Fama Fraternitatis" (Kunde der Bruderschaft), "Confessio Fraternitatis" (Bekenntnis der Bruderschaft) und "Chymische Hochzeit Christiani Rosenkreuz (R. C.) - Anno 1459". Dadurch wurde der Eindruck erweckt, es existiere seit langem der bislang verborgene arbeitende Orden der Rosenkreuzer, der nun an die Öffentlichkeit trete und Geistesverwandte als Brüder aufnehme.

Auch wenn man bedenkt, dass esoterische Tatbestände, Lehren und Bewegungen durch die Arkandisziplin geschützt wurden, ist zu betonen, dass vor Veröffentlichung der rosenkreuzerischen Manifeste keinerlei historische Spuren dieser angeblichen Ordensbewegung nachzuweisen sind. Die Lebensumstände, auch Andreaes eigene Reaktionen - sein Familienwappen vereinigt das Rosenkreuz mit vier Rosen! - unterstreichen die Resultate der Forschung.

Bemerkenswert ist andererseits die große Faszination, die die drei rosenkreuzerischen Grundschriften binnen kurzer Zeit ausgeübt haben. Auch heftige gegneriche Reaktionen blieben nicht aus und brachten ihre (n) Initiator (en) in Verruf. Die Geistesart der Rosenkreuzer kann als ein Musterbeispiel christlicher Esoterik gelten, wobei der Zeitpunkt der Abfassung der Schriften als eine typische Wendezeit angesichts der heraufkommenden Naturwissenschaft im frühen 17. Jahrhundert und der kosmologischen Neuorientierung mit zu berücksichtigen ist. Das sich hier artikulierende rosenkreuzerische Christentum möchte die empirisch und quantitativ arbeitende Naturwissenschaft mit einer spirituell-qualitativ ausgerichteten Weltbetrachtung verbinden. Insofern sind die Rosenkreuzer mit dem Geistesstreben des Görlitzer Mystikers und Theosophen Jakob Böhmes (1575 - 1624) eng verwandt. Zum Wesen dieser Spiritualität gehört der initiatische Aspekt (Initiation). Es geht den Rosenkreuzern nicht allein um eine "Generalrefomation der ganzen Welt" im Sinne einer äußeren Veränderung der Verhältnisse in Kirche und Gesellschaft - ein Jahrhundert nach der lutherischen Reformation. Entscheidend liegt ihnen daran, einen inneren Weg zu zeigen, wie er in dem Rosenkreuzer-Mantram angedeutet wird, das bereits in "Fama Fraternitatis" (1614) enthalten ist: "Aus Gott sind wir geboren / In Jesus sterben wir / Durch den (Hl.) Geist werden wir wiedergeboren." Diese trinitarisch ausgerichtete Formel für die Transformation des auf dem inneren Weg befindlichen Menschen verweist auf das Gegründetsein des Menschen in Gott, auf den mystischen Tod und auf die Erweckung durch den Heiligen Geist.

In der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts trat der Orden der Gold- und Rosenkreuzer auf, eine betont antiaufklärerische Bewegung mit nicht unbeträchtlichem politischen Einfluss in Deuschland. Jüngeren Datums sind mehrere miteiannder konkurriernde Rosenkreuzer-Gemeinschaften. Im 20. Jahrhundert waren dies einige zur Zeit aktive Gruppierungen, unter ihnen: der "alte mystische Orden vom Rosenkreuz" (Antiquus mysticus ordo rosae crucis; Ancient order of the rosy cross - AMORC), 1916 von H. Spencer Lewis (1883 - 1936) in New York gegründet; als weit verbreitete Mysterienschule versteht sich das "Lectorium Rosicrucianum", von dem Niederländer Jan van Rijckenborgh (d. i. Jan Leene, gest. 1968) mit Hauptsitz in Haarlem ins Leben gerufen. Vorausgegangen war die noch eigenständig existierende Rosenkreuzer-Gemeinschaft von Max Heindel (1865 -1919). Der rosenkreuzerischen Spiritualität fühlen sich auch noch andere weltanschaulich-esoterisch orientierte Gemeinschaften verwandt.

Interpretation: Keine

Literatur: Wehr (1984)

Autor: Wehr, Gerhard