Hure

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Keyword: Hure

Links: Eros-Prinzip, Sexualität

Definition: Hure ist ein Schmähname der Prostituierten - von einem indogermanischen Wort karos (liebe, begehrlich) abgeleitet wie lat. carus (lieb, teuer), und bezeichnet die gewohnheits- und erwerbsmäßige Ausübung der Prostitution, also die Bereitstellung eines Angebotes von sexuellen Dienstleistungen einer Frau für den Mann.

Information: Umgangssprachlich wird Hure auch als Schimpfwort für eine Frau gebraucht, die als moralisch anstößig angesehen wird, weil ihr außereheliche sexuelle Eskapaden oder promiskuitiver Lebenswandel nachgesagt wird.

Dirne allerdings kommt vom ahd. thiorna, „Jungfrau“, und bedeutete ursprünglich junges Mädchen. In dieser Bedeutung ist es mundartlich noch heute, vor allem im österreichisch- bayrischen erhalten als Dirndl oder auch norddeutsch als Deern. Erst im 16. Jh. gab es den Bedeutungswandel zu Hure.

In der griechisch-römischen Antike, im Alten Orient und in Indien fand die sakrale Tempelprostitution statt, etwa zu Ehren einer Göttin der Fruchtbarkeit und Vitalität und galt als Sinnbild der Vereinigung mit der Göttin und in diesem Sinne als Fruchtbarkeitsritual. Auch die Gastprostitution war dort bekannt. Im AT wurde dieses jedoch strikt verboten (5. Buch Mose, 23, 19). Ältere kulturhistorische Darstellungen belegen den Kampf der christlichen Kirche gegen die Hurerei und betonen eine keusche Lebensführung, wohingegen Jesus selbst sich für als die verdächtigte Hure Maria Magdalena eingesetzt hat.

Im öffentlichen Leben des Mittelalters stellten die Frauenhäuser eine feste und keineswegs geächtete Institution der Stadtkultur dar. Erst im Laufe des 15. Jh. verfestigte sich eine einheitliche Definition von Prostitution, d. h. von Hure, die diametral zur Institution der Ehe und zum Ideal christlicher Lebensführung stand. Im 19. Jh. führte die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Sexualität zu einer regelrechten Publikationsflut. Sehr bekannt sind die Schriften von E. Fuchs und I. Bloch, der die Prostitution als die Gewissensfrage der modernen Kultur schlechthin bewertete.

Im 19. Jh. entdeckte die Literatur den Bereich der Prostitution, so finden sich „berühmte“ Prostituierte, wie z. B. die „Kameliendame“ von A. Dumas, die als Violetta in G. Verdis „La Traviata“ verewigt wurde. Auf zahlreiche Künstler übten die Prostituierten eine große Faszination aus, wie z. B. auf Emile Zola oder Honore de Balzac. Auch im Film spielt die Figur der Hure häufig eine zentrale Rolle, wie z. B. M. Dietrich im Film „Der blaue Engel “.

Heute spricht man von Prostitution gemeinhin als vom „ältesten Gewerbe der Welt“ das doch trotz aller wissenschaftlichen Aufklärung und moderner Sichtweise sehr an den Rand gedrängt und überwiegend negativ konnotiert und kriminalisiert wird. Die Prostituierten bewegen sich damit in einem von Abhängigkeit und Ausbeutung dominierten Feld, obwohl zunehmend ihre Rechte und die Möglichkeit einer gesellschaftlich ratifizierten Anerkennung in den westlichen Industrienationen in das Blickfeld öffentlichen Interesses rücken.

Interpretation: Tiefenpsychologisch ist hier auf eine ganz bestimmte Weise das Geschlechterverhältnis angesprochen: Es kann um Macht, Unterwerfung, Ausbeutung und um Käuflichkeit gehen, aber auch um eine Sehnsucht nach erotischen Abenteuern, nach expansiver Sexualität während eines „lustlosen“ Lebens. Träumt z. B. ein Mann von einer Hure, so muss er sich fragen – interpretieren wir den Traum geschlechtsspezifisch -, inwiefern er ein „gespaltenes“ Verhältnis zum Weiblichen hat, der Doppelaspekt der Anima klingt hier an in seiner Gegenüberstellung der Heiligen und der Hure. Interpretieren wir die Hure im Traum einer Frau, so stoßen wir auf das Thema der Ausbeutung, der Unterwerfung, der Käuflichkeit, aber auch ungelebter erotischer Bedürfnisse und Schattenseiten.

Literatur: Standard

Autor: Henzler, Christa