Gelb

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Keyword: Gelb

Links: Farbe, Gold, Licht, Sonne

Definition: Gelb (mhd. gel, ahd. gelo, eigtl. = glänzend, schimmernd) ist eine Farbe, die im Spektrum etwa zwischen den Wellenlängen 565 bis 575 nm liegt. Die meisten Menschen finden ein leicht warmes Gelb als „das typische Gelb“. In der Subtraktiven Farbmischung ist Gelb eine der Grundfarben, in der Additiven Farbmischung entsteht sie durch die Mischung der Farben Rot und Grün.

Information: Die Wirkung des Gelb auf den Menschen beruht psychologisch auf der Erfahrbarkeit des Gelb vor allem im mittäglichen Sonnenlicht, das allem, worauf es fällt, einen goldgelben Schimmer verleiht; am deutlichsten auf einer Sand- oder Schneefläche. Goethe schreibt in seiner Farbenlehre: "Die Gelbfarbe führt in ihrer höchsten Reinheit immer die Natur des Hellen mit sich und besitzt eine heitere, bunte, sanft reizende Eigenschaft." Für Heimendahl triumphiert in Gelb "das Licht in der Farbe, und Farbe befreit sich lichttrunken aus jeder Bindung, verströmt über alle Grenzen, will sich ausbreiten und vervielfältigen." Heiss und Hiltmann bescheinigen in Pfisters Farbpyramidentest dem Gelb eine "lebhafte, weniger triebgebundene Extraversion und allgemeine Stärke des Antriebs und der Aktivität". Sie sehen in ihm den Ausdruck einer "mehr zielgerichteten Reaktionsweise" und einer "auch gedanklichen Erregbarkeit und Ansprechbarkeit." Als "anregend, befreiend" beschreiben Frieling und Auer die Wirkung des Gelb. Köstlin erlebt Gelb als "Farbe prangender Fülle, aber es ist auch aufdringlich, unbescheiden, grell, stolz und es ist äußerlich, ohne Tiefe und Wärme". In der Antike wurde es mit der gelben Galle, der Signatur des zu heftigen Ausbrüchen neigenden cholerischen Temperamentes verbunden. Für Heimendahl entsprechen dem grellen Gelb die Erlebnisbegriffe Übersteigerung, Leichtsinn, Aufregung, Verausgabung und Verschwendung. Grelles Gelb empfindet er als "aufreizend und zudringlich, es ist der optische Schrei eines unverschämten irren Gelächters [...] Es sind wohl die extremen, maßlosen Eigenschaften, die Gelb zum Symbol des Neides und der Falschheit werden ließen." Kandinsky bekennt sich in seinem Buch "Das Geistige in der Kunst" subjektiv zu einer überwiegend negativen Auffassung des Gelb: "Es beunruhigt den Menschen, sticht, regt ihn auf und zeigt den Charakter der in Farbe ausgedrückten Gewalt, die frech und aufdringlich auf das Gemüt wirkt." Es kann sich zu einer für Auge und Gemüt unerträglichen Höhe und Kraft steigern und "könnte als die farbliche Darstellung des Wahnsinns wirken." Nach psychiatrischer Erfahrung wird Gelb von Schizophrenen bevorzugt.

Interpretation: Die Gelb-Symbolik bewegt sich zwischen dem scharfen, grünlich-kalt schimmernden Zitronengelb und dem rötlich-warmen Goldgelb.

Den zentralen Archetypen des Gelb liegt die elementare Erfahrung der Schöpfung als der Erschaffung des Lichtes und seiner täglichen Wiederkehr aus der Finsternis zugrunde, wie es sich bei jedem Sonnenaufgang ereignet und mit dem alle Farben wiedergeboren werden, aus der Verschattung der Nacht. Der biblische Schöpfungsbericht beginnt mit der Erschaffung des Lichtes am ersten Tag (1 Mose 1, 3). Im Psalm 104, 2 heißt es von Jahwe "Licht ist dein Kleid, dass du anhast." Gelbe Kleider trägt der Schöpfergott des Hinduismus Vishnu. Die Scheidung von Licht und Finsternis drückt sich farbsymbolisch oft in der Gegenüberstellung von Schwarz oder Nachtblau und Gelb aus, so bei dem chinesischen Drachenweltschöpfer in Gelb und Schwarz, sowie dem dynamischen Zeichen für Yin und Yang, wobei nach taoistischer Symbolik die gelbe Seite die weibliche Hälfte darstellt. Die gelben Quellen im Norden Chinas gelten als Zugang zum Totenreich und sind ihrem Wesen nach Yin. Sie bilden Schoß und Ursprung, da das Yang hier den Winter verbringt und auf seine jahreszeitliche Wiederherstellung wartet. Vom mythischen "Gelben Kaiser" leitet sich das chinesische Reich ab, und Gelb bleibt die kaiserliche Farbe. Der aztekische Schöpfer- und Sonnengott Huitzilopochtli ist als Herr der Mittagssonne in Gelb und Blau gekleidet. Archetypen des Ursprungs erscheinen in vielen alten Kulturen in Gelb oder dem damit austauschbaren kostbarsten Farbwert Gold.

Zur Sonnensymbolik des Gelb gehört die Auswirkung des Lichtes auf die Erde: Vegetation und Fruchtbarkeit. An der Seite ihre Bruders Freyr steht die germanischen Frühlingsgöttin Freya, deren Farbe das Gelb ist, als Partnerin eines Vegetations-Gottes-Paares, das, verbunden mit altgermanischen Frühjahrsbräuchen, in ihren Umzügen und Vegetationspaaren, wie Kornmann und Kornmutter, Maikönig und Maikönigin weiterlebt. Der Freya ist die Fülle gelber Frühjahrsblumen, aber auch das gelbe Labkraut und die gelbe Wucherblume samt ihrer Heilwirkung geweiht gewesen. Da Freya, oft auch mit der Gemahlin Wotans gleichgesetzt, als Wolken und Wettergöttin galt, war sie zugleich für das Gedeihen der Saaten, besonders des gelben Flachses zuständig. Die gelbe Königskerze und die gelbe Arnika, die Donnerblume, eigneten ihr als Wettergöttin zu. Wo Freya verehrt wird, bedeutet alles Gelbe Glück. Als Liebesgöttin verehrt, war ihr Wochentag, der Freitag, bei den Germanen ein Glückstag, für alle Bereiche der Liebe, des Freiens und der Ehe. Unter römischem Einfluss, - den Römern galt der Freitag als dies veneris- kam die Liebessymbolik der Venus hinzu. In Rom tragen die Bräute gelbe Schleier und in Bengalen werden Brautleute mit gelber Farbe bestrichen. Der archetypische Aspekt der Schönheit, Freya zugeschrieben, vermittelte sich durch Schönheitswasser aus gelben Schlüsselblumen, mit Wein besprengt, auch den Menschenfrauen. Auch die Kraft gelber Gewürze gehört in den weiblichen Symbolbereich des Gelben. Die Heilwirkung gelber Blumen ist vielfach überliefert: Gegen Fieber wandte man das Schlucken von Schlüsselblumen an, bei Nierenleiden und Wassersucht die Blüten der gelben Strohblume und bei Melancholie und Besessenheit, also Gemüts- und Geisteskrankheiten, die goldgelbe Zwiebel des Türkenbundes. Schutz vor Schlaganfällen boten die Wurzeln der Königskerze, direkt auf der Haut getragen. Gegen Gelbsucht halfen Schöllkraut seines gelben Saftes wegen, und andere gelbblühende Pflanzen wie Johanniskraut, Löwenzahn, Ringel- und Schlüsselblumen, Sumpfdotterblumen und Gänserich waren im Schuh zu tragen.

In der alten Heilkunde ist im Blick auf die Gelbsucht der Analogiezauber am reichsten überliefert. Das gelbe Aussehen der Haut und der Augäpfel schien zur Heilung einer gelbfarbigen Substanz zu bedürfen. Der gelbe Harn galt als Abführmittel gegen die Gelbsucht. Verstärkt wurde seine Kraft, wenn man ihn, in eine gelbe Rübe gefüllt, in die Sonne hängte. Nach jener Anschauung wirkte dabei die Farbe Gelb als "signatura rerum" - das Bestimmende, und der gelbe Harn als das Vermittelnde, wodurch die gelbe Farbe aus dem Körper gezogen werden sollte. Als magisches Gleichnis für den Wunsch, die Gelbsucht aus dem Körper des Erkrankten zu spülen, ließ man in der Heilmagie den Dotter aus Eiern durch Brunnenwasser ausspülen. Man ließ den Kranken gelbe Vögel ansehen (von dem gelben Vogel Ikterus hat die Gelbsucht ihren medizinischen Namen) oder stellte ihm gelbe oder goldene Gegenstände vor Augen. Sehr konkret wurde mit der Ausdrucks- und Wirkungskraft einer Farbe wie mit einem archetypischen Kraftfeld gearbeitet. Heilmagie der Farbanalogie ist auch in anderen Kulturen bekannt. So wurde in Indien gegen Gelbsucht die gelbe Kurkuma Wurzel angewandt. Die Apachen in Amerika reiben Schwerkranke mit gelbem Pulver ein, um sie zu retten. Die Dajaks suchen die Seele eines Schwerkranken, indem sie ihn mit gelbgefärbtem Reis bestreuen um ihn dadurch aus dem Totenland zurück zu holen. In manchen Gegenden Indiens werden die Leichen mit Gelb bestrichen. Die Geister Verstorbener können in Gestalt von gelben Hunden erscheinen.

Der griechische Sonnengott Helios, verkörpert die männliche Lichtsymbolik, da er in glänzend gelbem Gewand den Fluten entsteigt und tagsüber auf einem von vier feuerschnaubenden geflügelten Rossen gezogenem Wagen über den Himmel fährt. Als Lichtgott gebietet er über das Augenlicht, vermag Blindheit zu heilen, aber Frevler auch mit Blindheit zu schlagen. Er sieht und hört alles, ist Zeuge aller Taten und Rächer allen Frevels. Seit dem 3. Jahrhundert v. Chr. wird Apollo als Helios verehrt, nicht nur als Lichtbringer, sondern zugleich der Garant der sittlichen Ordnung, des edlen Maßes und wird so zum Gott der Künste, vor allem der Musik. Sol, der römisch-sabinische Sonnengott, dem Helios gleichgesetzt, war Schutzherr der Pferdegespanne. Unter dem Namen Sol-lnvictus übernahmen die Römer verschiedene orientalische Sonnengötter, darunter Mithras, der den alten Iraniern der "unbesiegbare Sonnen- und Lichtgott" war. Auch Zarathustra verkörpert das lichte Prinzip im altpersischen Dualismus. Der römische Kaiser Elagabal wird als Sol-lnvictus höchster Staatsgott. Unter den biblischen Gestalten wird Elias, dessen Entrückung im feurigen Wagen bezeugt ist (2 Könige, 2), oft in die Nähe des Sonnengottes Helios und seines Sonnenwagens gebracht und mit diesem gemeinsam in einem Doppelsymbol verehrt. Als Lichtbringer erscheinen in der christlichen Symbolik der legendäre gefallene Engel Luzifer, "Lichtträger" und der Erzengel Michael, der den Kampf mit den Mächten der Finsternis führt. Als Ausdruck von Intentionalität, zielgerichteter Botschaft und Erkenntnis, wird der Verkündigungsengel Gabriel von der Reichenauer Buchmalerei bis zu Grünewald gelbgewandet dargestellt. Auf einer Sonnenbarke erscheint der ägyptische Amon-Re, Gott der aufgehenden Sonne, die er in Gestalt einer gelben Scheibe als Attribut mit sich führt. Der in Gelb erscheinende aztekische Xochipilli ist ursprünglich ein jugendlicher Sonnengott, der als Maisgott zugleich die Fruchtbarkeit des reifen Sommers verkörpert. Der Maler van Gogh schreibt von einem seiner späten, in reichen Gelbnuancen strahlenden Erntebilder: "Es ist ein Bild des Todes, so wie es das große Buch der Natur verkündet." Das Gelb der Ernte überträgt er auf die symbolische Bedeutung der Ernte, bis hin zum Tod. Doch kennt auch er das grünlich-fahle Gelb als Todesfarbe.

Gelb wird im tibetischen Buddhismus der Dhyani-Buddha Ratnasambhava dargestellt, dem das Element Erde und die Gesamtheit des Fühlens zugeordnet sind. Im Tantrismus kann Gelb die Farbe des Muladhara-Chakras, des Wurzelzentrums sein, sowie neben Schwarz, die der Keimsilbe HUM. Gelb in der Nuance Goldgelb vor allem, belebt das Dritte, das Manipura-Chakra oder Nabelzentrum; im Bereich des Solarplexus liegend, belebt es Nerventätigkeit und Denken, führt zu Gelöstheit und Fröhlichkeit. Dem Stirnzentrum, dem Ajna-Chakra, dem sechsten, wird das lichte Gelb, - nicht allein Indigo und Violett - als dem "Dritten Auge" zum Licht der Erkenntnis zugeordnet. Ein Orden im lamaistischen Mönchstum nennt sich die "Gelbmützen". Buddhistische Mönche und Nonnen tragen das safrangelbe Gewand als Zeichen ihres Strebens nach höherem Bewusstsein.

Negative Ausdruckswerte des Gelb beruhen meist auf den Nuancen des kalten grellen Gelb. Feindselig, neidisch tritt der "Gelbe Witwer" auf, in seiner Missgunst geht er aus, kleine Kinder zu stehlen. Als Signalfarbe kennzeichnet Gelb Straßenschilder, Post- und Straßendienst, eine gelbe Armbinde dient Blinden zum Schutz. Es warnt vor Radioaktivität, früher vor der Pest. Im Mittelalter mussten sich alle als "unehrlich" geltenden Menschen mit Gelb zeichnen: Prostituierte, Bettler und Schuldner, die zur Hinrichtung geführten Ketzer, die Frau des Henkers und die Juden - diese zur Schande der anderen im Dritten Reich erneut. Eine besondere Symbolik hängt am Schwefelgelb, am Sulfur mit seiner charakteristischen Gelbnuance. Schwefel wird mit dem Teufel in Verbindung gebracht, gehört zu den "luziferischen" Elementen. Im alchemistischen Wandlungsprozess ist Schwefel der Transformator, der ihn in Gang setzt; er hat sowohl in diesem als auch in dem von C. G. Jung mit diesem verglichenen psychotherapeutischen Wandlungsprozess eine auslösende und gefahrvoll schöpferische Wirkung. In der Alchemie gilt die Citrinitas - die Gelbung, als wichtigstes Reifestadium innerhalb des Prozesses, in dem die rohe Materie über die Schwärzung und Weißung zur Rötung und schließlich zur Citrinitas, zum grünlichen Gold, verwandelt wird.

Literatur: Standard

Autor: Riedel, Ingrid