Fall

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Keyword: Fall

Links: Abgrund, Abwärts, Angst, Berg, Depression, Fliegen, Regression, Tiefe, Treppe, Unten

Definition: Unter Fall, fallen versteht man, dass ein Objekt durch seine Schwere aus einer bestimmten Höhe abwärts bewegt wird.

Information: Keine.

Interpretation: Das Symbol Fallen ist vielschichtig. Es kann sich um eine positive Bewegung nach Unten handeln im Sinne von: Auf dem eigenen Boden, bei sich selbst und der Wirklichkeit des eigenen Seins ankommen. Die eigenen Grenzen erkennen und akzeptieren. Es kann auch bedeuten, einen falschen, überzogenen, vielleicht narzisstisch gefärbten Anspruch an sich selber, an das eigene Können oder an die Anderen, einen zu großen beruflichen Ehrgeiz, eine einseitige Personalhaltung, einseitige Lebensführung oder Sicht des Lebens, usw. fallen zu lassen, loszulassen.

"Wer hoch steigt, kann tief fallen", "Aus allen Wolken fallen" "Ins Leere fallen" "Gefallene Mädchen", "Fallobst": In diesen Redewendungen und Ausdrücken sind diese verschiedenen Aspekte angesprochen: Desillusionierung im Sinne einer positiven Bewegung nach Unten, zur Realität hin, der Fall ins Bodenlose, der Kontakt mit Schattenaspekten.

Die Polarität von Himmel und Erde, Höhe und Tiefe, Geist und Körper, Fliegen und Fallen ist im Ikaros-Mythos (siehe unter Fliegen) enthalten.

In der Bibel ist der Engelssturz ein zentrales Motiv.

Bei "Frau Holle" springt das Mädchen in den Brunnen. Im "Froschkönig" fällt die goldene Kugel in den Brunnen. In beiden Märchen führt das Fallen zu einer positiven Wendung und zur Weiterentwicklung.

"Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny" von Brecht spricht überzogene Größen- und Machtwünsche an, die zum Absturz führen.

Die negative Seite des Symbols – Fallen ohne Halt und Boden, ohne Weiterentwicklungsmöglichkeit, existentielle menschliche Einsamkeit – fasst F. Hölderlin in ein Gedicht:" [...] Es schwinden, es fallen

die leidenden Menschen

blindlings von einer

Stunde zur andern,

wie Wasser von Klippe

zu Klippe geworfen,

jahrlang ins Ungewisse hinab."

Hölderlin spricht hier ein Lebensgefühl von Haltlosigkeit, tiefster Einsamkeit, das bei ihm später in die psychische Erkrankung führte, aus. Es fehlt der tragende Mutterboden, das Urvertrauen, das eng verbunden ist mit frühen Erfahrungen von positiver Mütterlichkeit, Schutz und Geborgenheit beim Säugling.

In Träumen taucht das Motiv des Fallens vielfältig auf: Sturz von einem Berggipfel (Verweis auf Überforderung und einseitige Leistungs- und Ich-Orientierung?), Fall von einer Leiter, einer Treppe (vor welchen Inhalten, Gefühlen wollte eventuell der Träumer nach Oben hin entfliehen, kann es aber nicht) der Fall in einen Abgrund, einen Wasserfall hinunter, aus einem Flugzeug, usw. Eine Jugendliche, deren äußere und innere Situation von Auflösung, Haltlosigkeit und Regression (Verweigerung aller Anforderungen, Alkohol, etc. ) bestimmt war, träumte, dass sie in einem Bett lag, an dessen Kante ein Abgrund war, in den sie zu stürzen drohte. Hier enthält der Traum die Botschaft, in welche Gefahr sie sich mit der regressiven Haltung von Unbewusstheit, Passivität (Bett) bringt.

Literatur: Standard

Autor: Steigenberger, Maretta