Arm (Körperteil)
Keyword: Arm (Körperteil)
Links: Hand, Heros-Prinzip, Schulter
Definition: Der Arm (ahd. arm, indogerm. Wurzel ar: fügen, zupassen), die obere Extremität des Menschen und Affen besteht aus Oberarm, Unterarm und Hand, sowie aus Muskeln, Sehnen, Bändern und Nerven. Durch das bewegliche Schulterblatt und Schultergelenk, das Ellenbogengelenk, Handgelenk und die Fingergelenke, wird der Arm zur beweglichsten Gliedmaße.
Information: Der Arm des Menschen und Affen ist die Weiterentwicklung des Vorderfußes der Tiere zum Greifwerkzeug, ihm entspricht die Vordergliedmaße, die bei den anderen Wirbeltieren, als Vorderbein, Flügel oder Brustflosse ausgebildet ist. Die Arme der wirbellosen Tiere, z. B. der Seesterne, sind lange Körperfortsätze, die auch Fangarme genannt werden. Der Arm des Menschen dient nicht nur als Greifwerkzeug, mit seiner Pendelbewegung trägt er auch zur Ausbalancierung des aufrechten Ganges bei.
Interpretation: Der Arm als Greifwerkzeug ist Mittel für Aktivität, Aggression, Kraft, Zupacken, Zugreifen, sich Holen im Leben und Selbstverteidigung aber auch für Streicheln, Umarmen, Nähe, Sicherheit und Schutz vermittelnd. Offene, ausgestreckte Arme zeigen Kontaktfreudigkeit, Bereitschaft, Zärtlichkeit zu geben oder zu empfangen.
Indische Gottheiten besitzen oft mehr als zwei Arme, wodurch ihre Kraft und Allmacht demonstriert wird. In der hinduistischen und buddhistischen Ikonographie werden die unterschiedlichen Kräfte der Götter dargestellt, indem sie verschiedene Symbole in ihren vielen Armen tragen. In der christlichen Liturgie bedeuten die erhobenen Arme des Betenden Frömmigkeit, die Öffnung der Seele und das Bitten um Gnade. In der christlichen Malerei des Mittelalters wird Gott häufig durch den Arm oder die Hand dargestellt, der aus dem Himmel in das Bild greift. Im Christentum wird durch den Arm Gottes Rache bzw. Strafe symbolisiert, er ist das Zeichen unumschränkter Herrschaft und des göttlichen Willens.
Der im Kampf Unterlegene erhebt als Zeichen seiner Kapitulation und des Flehens um Erbarmen die Arme. Der Gegner versteht die Geste des Besiegten als Unterwerfung und Aufgabe jeglicher Verteidigung. Ein Arm ist beim Grüßen erhoben und die Geste beim Schwur, der ausgestreckte Arm ist auch häufig Symbol der richterlichen Gewalt. Als langen Arm des Gesetzes bezeichnet man eine Person oder Institution, die im Auftrag handelt, wie z. B. den Polizeibeamten. Der rechte Arm oder die Hand von jemandem ist dessen Hilfe und Stütze.
Man kann redensartlich jemandem, der bis über beide Arme in etwas steckt, unter die Arme greifen, d. h. ihm aus einer augenblicklichen Notlage oder Verlegenheit heraus helfen. Die ursprüngliche Vorstellung hierbei ist, dass man einem Fallenden zu Hilfe kommt, indem man ihn unter den Armen auffängt, bevor er zu Boden sinkt. Bereits in der Antike entstand die Redewendung einen langen Arm haben, was bedeutet, dass man großen Einfluss und Macht hat, der Arm gibt die Reichweite eines Menschen an. Vermutlich geht die Redensart auf Ovid zurück, in dessen Heroiden Helena Paris die warnende Frage stellt, ob er nicht wisse, dass Könige lange Arme haben.
Die Feststellung, zu kurze Arme haben, wendet die Redensart ins Gegenteil, sie steht für geringen Einfluss, was voraussichtlich mit Misserfolg verbunden ist. Einen am steifen Arm verhungern lassen wird als Drohung oder Warnung verstanden, wenn jemand ausgesprochen unnachgiebig den Gegner rücksichtslos in die Knie zwingt. Mit verschränkten Armen dabeistehen oder zusehen entspricht einem völlig passiven, untätigen Verhalten, es beschreibt gleichgültiges Zuschauen, eine Verweigerung der Hilfsbereitschaft. Wenn man durch energisches Eingreifen gerade noch rechzeitig eine Handlung verhindert, so fällt man jemandem in den Arm. Der Ausdruck bezieht sich ursprünglich auf eine Kampfsituation, in der der Angegriffene auf den erhobenen Arm des Angreifers zustürzt, um ihn abzuwehren.
Auch die Wendungen "die Arme freihaben" und sich "die Arme freihalten" ist ursprünglich auf den Kampf bezogen, und meint heute, ungehindert handeln und seine Kraft und Zeit nach eigenem Entschluss einsetzen zu können. Bei einer zufälligen Begegnung, die man gerade vermeiden wollte, spricht man davon, jemandem in die Arme zu laufen. Bei einer erwünschten, erwarteten oder auch unverhofften Begegnung steht die Redensart "einen mit offenen Armen aufnehmen oder empfangen" symbolisch für die Geste der freudigen Begrüßung. Wenn man jemanden "auf den Arm nimmt", hat das die übertragene Bedeutung, dass man den Geneckten wie ein kleines Kind behandelt, das man wirklich auf den Arm nimmt und mit dem man scherzt und spielt.
Wenn die gesteckten Ziele unerreichbar sind, das Erhoffte sich nicht erfüllen kann, greift man "mit den Armen höher, als die Hände reichen" und wenn man rasch davon läuft, sich beeilt, spricht man davon, die "Beine unter den Arm zu nehmen". Den "Kopf unter dem Arm tragen" meint umgangssprachlich, dass jemand sehr krank ist. Die Redensart beruht auf der Vorstellung, dass Gespenster oft ihren Kopf unter dem Arm tragen, was auch bildliche Darstellungen enthaupteter Märtyrer zeigen.
Literatur: Standard
Autor: Müller, Lutz