Heuschrecke

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Keyword: Heuschrecke

Links: Insekten, Skorpion


Definition: Heuschrecken sind geflügelte Insekten, die sich u.a. mittels hoher Sprungkraft fortbewegen.


Information: Heuschrecken begegnen uns meist auf Feldern und Wiesen. Im Sommer hört man ihr lautes Zirpen, das durch Reiben mit den Hinterbeinen entsteht. Die Tierkunde unterscheidet eindeutig zwischen Heuschrecken, Grillen (auch Heimchen) und Zikaden, in der Symbolik wird hier nicht konsequent abgegrenzt.

In der Bibel finden wir das Bild der Heuschrecke sehr häufig. Im Buch Exodus, dem zweiten der fünf Bücher Mose, wird die Heuschreckenplage über Ägypten beschrieben, eine der sieben Plagen, die vom Gott Jahwe über die Ägypter verhängt wurden, damit der Pharao die Israeliten aus seinem Land ziehen lässt: „Als es Morgen wurde, hatte der Ostwind die Heuschrecken ins Land gebracht. Sie fielen über ganz Ägypten her und ließen sich in Schwärmen … nieder. … Sie bedeckten die Oberfläche des ganzen Landes, und das Land war schwarz von ihnen. Sie fraßen allen Pflanzenwuchs des Landes und alle Baumfrüchte auf, … in ganz Ägypten blieb nichts Grünes.“ (Ex. 10,13)

Der Prophet Joel ruft nach einer Heuschreckenplage eindringlich zur Buße und Umkehr auf. Heuschrecken stehen auch für das nahende Gericht, so wie in der Offenbarung des Johannes (Offb. 9,3): Beim Aufruf der fünften Posaune kamen Heuschrecken aus einem rauchenden Abgrund heraus „…und ihnen wurde Kraft gegeben, wie sie Skorpione auf der Erde haben: Es wurde ihnen gesagt, sie sollten dem Gras auf der Erde, den grünen Pflanzen und den Bäumen keinen Schaden zufügen, sondern nur den Menschen, die das Siegel Gottes nicht auf der Stirn haben.“ Diese Menschen sollten in der Folge nicht getötet werden, aber fünf Monate lang gequält, mit dem Schmerz, den ein Skorpionstich dem Menschen zufügt. Die Heuschrecken verwandeln sich zunehmend in dämonenhafte Wesen (Offb. 9,7): „Und die Heuschrecken sehen aus wie Rosse, die zur Schlacht gerüstet sind; auf ihren Köpfen tragen sie etwas, das goldschimmernden Kränzen gleicht, und ihre Gesichter sind wie Gesichter von Menschen, ihr Haar ist wie Frauenhaar, ihr Gebiß wie ein Löwengebiß, ihre Brust wie ein eiserner Panzer; und das Rauschen ihrer Flügel ist wie das Dröhnen von Wagen…“ Sie unterstehen Abaddon (hebr. ) und Apollyon (griech.), was beides „Verderber“ bedeutet.


Interpretation: Vor allem die Wanderheuschrecke, die in großen Schwärmen ganze Landstriche mit Kahlfraß verwüstet, ist ein Symbol der Gefräßigkeit u. Zerstörung und gilt als Heimsuchung Gottes. In der Apokalypse des Johannes wird die Heuschrecke entweder als Sinnbild der Häretiker oder als Vision dämonischer Mächte gedeutet. Die Zikade gilt als Dämon von Licht und Finsternis in zyklischen Perioden. Die Verbindung der Heuschrecken mit dem Gift der Skorpione kann durch die traditionelle Symbolik der Astrologie betrachtet werden, die mit dem Skorpion Begriffe wie männliche Sexualität, Zerstörung, Okkultes, Mystisches und Erleuchtung assoziiert; als Gegengewicht gegen das Gift wird Heilung und Auferstehung vom Tode genannt. Damit wird selbst ein gefährlich wirkendes Zeichen als ambivalent verstanden - als Veränderer und zugleich Symbol der Todesüberwindung.

Die Heuschrecke an sich bedeutete im alten China reichen Kindersegen und ein Symbol für Glück und Wohlstand, vielleicht, weil man die viermalige Häutung als ein Symbol der Seele ansah. Die Zikade bedeutete dort ewige Jugend, Beherrschung von Begierde und Laster, Unsterblichkeit oder das Fortleben nach dem Tod. So wurde Verstorbenen ein Zikadenamulett aus Jade in den Mund gelegt. Das stilisierte Zikadenornament wurde auch als Metapher für "Prinzipientreue " verstanden.

In Griechenland nahm man an, dass die Zikade kein Blut habe und vom Tau lebe. Daher stand sie auch dort für die Unsterblichkeit. Sie war ein Attribut von Tithonos, der Unsterblichkeit erlangte, aber nicht die ewige Jugend, sodass er immer älter und schwächer wurde, bis er sich in eine Zikade verwandelte, und wie diese ständig unverständliche Laute von sich gab.

Die Grille ist bei den Chinesen ein Symbol für Sommer und Mut, aber ebenfalls für Tod u. Auferstehung (auch Wiedergeburt), da sie ihre Eier in die Erde legt und nach einer Larvenphase von dort als fertiges Tier an die Oberfläche gelangt. In China wie auch z. B. in den Mittelmeer- Kulturen gilt die gerne im Haus und am Herd lebende Grille, auch Heimchen genannt, als Glücksbringer und Fruchtbarkeitssymbol. Heuschreckenschwärme galten allerdings als Anzeichen für eine Störung der kosmischen Ordnung.

Von Gregor d.Gr. (540-604 n.Chr.) wurde die Heuschrecke als ein Kampfgefährte Christi gegen die Heiden beschrieben, und wegen ihrer Häutung wird sie zum Symbol des auferstandenen Heilands. Daher wird eine Heuschrecke in der linken Hand des Jesuskindes als Sinnbild für die Bekehrung der Heiden benutzt.

Die Zikade war auch gelegentlich Symbol des unermüdlichen Dichters, seine Helferin oder Attribut der Musen. Früher wurde in Geschichten oft ein „grillenhaftes Wesen“ beschrieben. Man urteilt auch heutzutage über jemandem noch mit dem Spruch: „Der hat Grillen“, wenn dieser ungewöhnliche Denk- oder Verhaltensweisen an den Tag legt. Nach psychoanalytischer Deutung ist die Grille in der Traum- u. Märchensymbolik oft die Verkörperung siegreicher Ich-Kräfte.


Literatur: Standard


Autor: Huber-Klein, Birgit