Hai

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Keyword: Hai

Links: Fisch, Hecht, Meer

Definition: Im Meer lebender Raubfisch mit zahlreichen Untergattungen. Kennzeichnend sind die in mehreren Reihen angeordneten spitzen Zähnen des weit zurückliegenden Mauls, und die große Schwanz- und vor allem Rückenflosse.

Information: Haie besitzen keine Schwimmblase, und müssen daher ständig in Bewegung bleiben um nicht abzusinken.

Interpretation: Der Haifisch steht symbolisch für das gefährlichste und gefräßigste Tier der Meere und damit archetypisch für den verschlingenden, fressenden Aspekt des Mutterarchetyps.

Sehr eindrucksvoll ist die Auseinandersetzung mit diesem Element dargestellt in der Beschreibung des Kampfes zwischen Kapitän Ahab und dem weißen Wal in dem Roman „Moby Dick“ von Melville. Dort geht es nur oberflächlich gesehen um eine Abenteuergeschichte. Es handelt sich um die symbolisch detailliert ausgestaltete Auseinandersetzung zwischen dem heldenhaft Männlichen und dem urweiblichen verschlingenden Prinzip, das schließlich siegt. Auch wenn es sich hier um einen Wal handelt, geht es doch um diese aus dem Meer kommende Urgewalt. Wir können sie identifizieren als Kräfte des Todes, Kraft des tiefen Unbewussten und Kraft der verschlingenden Mutter. Der Hai weist damit auf die unter Wasser verborgenen Kräfte und Mächte hin, die uns zunächst verborgenen, unsichtbaren Gewalten – im Wasserspiegel ist dabei die Grenze zwischen bewusster und unbewusster Welt markant symbolisiert.

Eine Neuauflage in anderer Version erhält die Geschichte in dem Film „Der weiße Hai“ von Steven Spielberg. Im Kern geht es um das uralte Thema des Kampfes mit den Mächten der Natur, insbesondere auch der zerstörenden und verschlingenden in der menschlichen Seele selber. Der Weg des Helden - kollektiv gesehen als ein Weg des Ich in die Zivilisation und Kultur - ist ein Weg, der die Natur überwinden, bewältigen, ihr widerstehen soll, um die Macht des Ichs zu errichten. Im Enkulturationsprozess sieht sich der Mensch zunächst immer mehr als Demiurg und Schöpfer, wird sich der Natur immer unbewusster. Wenn sie ihm begegnet, wird sie erschreckend. Das Ich wähnt sich der Natur überlegen. Wir wissen wie gefährdet die Errungenschaften der Kultur sind und wie wenig unser Ich ist, wenn wir dem Hai in seinen unterschiedlichen Ausprägungen begegnen."Das Ich ist nur eine Insel auf dem Meer des Unbewussten", sagt Jung.

Im Traum auftauchende Haie werfen – je nach Zustand und Verhalten - die Frage nach destruktiven Kräften oder Prozessen in der eigenen Seelenlandschaft auf. Hier mag es um eine anstehende Auseinandersetzung mit massiver Aggression gehen oder auch um die Polarität von Angst und solcher Aggression. Auch die Frage nach „fressenden“ körperlichen Vorgängen stellt sich hier. Ein anderer Aspekt ist in der subjektstufigen Betrachtung die Gier und Gefräßigkeit des Hais und ihr möglicher Bezug zum Träumer.

Literatur: Standard

Autor: Knoll, Dieter