Afrika
Keyword: Afrika
Definition: Erdteil der sog. Alten Welt. Der Name stammt von den Römern, die das Land um Karthago nach dem Stamm der Afri Africa nannten; später wurde der Name auf den ganzen Kontinent ausgedehnt.
Information: Afrika ist der drittgrößte Erdteil. Mit einer Gesamtfläche von rd. 30 Mio.km² umfasst es ein Fünftel der Landfläche der Erde.
Interpretation: Afrika, Wiege der Menschheit, ist als Orient, Arabien, Morgenland durch Bibel, alte Hochkulturen wie Ägypten und Römer schon lange bekannt. Afrika südlich der Sahara galt allerdings lange als "dunkler Kontinent", scheinbar geschichtslos und doch zugleich ein Mythos: Ein Teil des alten Mythos Afrika entstand durch Literatur, Reiseberichte von Abenteurern und Großwildjägern und wurde in neuerer Zeit durch beeindruckende Kinofilme wie Jenseits von Afrika (1985) wieder neu gestaltet.
Auf Safari (arab. safar: Reise) erkunden Europäer und Amerikaner bis heute das "eigentliche Afrika". Spannungsreiche politische, wirtschaftliche und soziale Realität (Hunger, Armut, Aids, Stammesfehden) werden zu Afrika ebenso assoziiert wie Paradies-Vorstellungen: großartige Landschaft, ursprüngliche, majestätische von der Kraft des Anfänglichen zeugende Natur; fröhliche Buntheit und vertrauensvolle Gelassenheit der Menschen; archaische Rhythmik, kraftvolle Sinnlichkeit, Ekstase. Rituale, Musik, Tanz, Gesang, Masken, Statuen bestimmten das in der Romantik des 19. Jh.s beschworene Bild des glücklichen, stolzen schwarzen Wilden und Kindes, das bis heute als Sehnsuchtsbild fortwirkt. Zu Beginn des 21. Jh.s stehen zudem romantisch-esoterische Vorstellungen zur Magie (Fetisch, Amulett, Ahnenkult), zum Ritual und zum Heilerwesen Afrikas im Fokus der Aufmerksamkeit.
Die Reise nach Afrika oder der Traum von Afrika kann auf Rückkehr zum eigenen Ursprung, zu elementaren Gefühlen, Lebensformen, Religiosität oder Spiritualität weisen. Ebenso kann Afrika zum Symbol des dunklen Kontinents in der eigenen Seele, dem Schatten, werden.
In seinen Fantasien und Spielen wurde Afrika einem stotternden, autoaggressiven Jungen sein "Urparadies", und er entwickelte dort seinen lebendigen eigenen Mythos. Als Wildhüter schützte er Elefanten gegen Wilderer. Er lernte im therapeutischen Prozess allmählich, seine eigenen archaischen und wildernden Seiten so zu entwickeln, dass er seine große Sehnsucht nach ungebundenem und freiem Leben sinnvoll leben und zugleich auch manche Einschränkungen und Grenzen akzeptieren konnte.
C. G. Jung beschreibt in seinen Erinnerungen, wie ihm in Afrika die Nähe des archaischen Menschen in der eigenen Psyche spürbar wurde und wie er die tiefere Bedeutung des Lichtes und des Bewusstseins im lebendigen Tagesverhalten der Menschen spürte, deren Nacht geprägt von Geistern und Angst war. Seine in Afrika gemachten Erfahrungen bestätigten ihm seine Sicht von der "kosmischen Bedeutung des Bewusstseins", das "unerläßlich zur Vollendung der Schöpfung" sei (vgl. Jung, Erinnerungen, S. 260).
Literatur: Standard
Autor: Müller, Anette