Gefäß
Keyword: Gefäß
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Definition: Ein Gefäß ist ein kleinerer, aus festerem Material hergestellter Behälter besonders für Flüssigkeiten oder feinkörnige Stoffe. Bei Lebewesen werden damit auch die FLüssigkeiten, Blut oder Lymphe führende Leitungsbahnen des Organismus bezeichnet.
Information: Keine
Interpretation: Das Kernsymbol des Weiblichen ist nach Auffassung Erich Neumanns das Gefäß. Von der Frühzeit bis zu späteren Stadien der menschlichen Entwicklung stellt dieses archetypische Symbol den Inbegriff des Weiblichen dar. Gerade der weibliche Körper kann auch als Gefäß verstanden werden, da in ihm ein Kind ausgetragen und in der sexuellen Vereinigung das männliche Glied aufgenommen wird. Sowohl der Schoß der Großen Mutter, als auch Mund, Brust und Bauch können als schöpferisches Gefäß gesehen werden. Das Innere des Körpergefäßes ist archetypisch mit dem Unbewussten identisch, dem Ort der inneren Prozesse. Mit dem Gefäß und seinen polaren Aspekten und Funktionen als Enthaltendes und Bewahrendes werden einerseits lebensfördernde Aspekte wie Schutz, Geborgenheit, Nahrung, Fruchtbarkeit und Wachstum (Höhle, Frucht, Samenkorn, Ei, Füllhorn, Krug, Topf, auch Tiere wie z. B. Muschel, Schwein, Tintenfisch und Eule letztere wegen der Uterusform ihres Körpers) verbunden, andererseits Leben einschließende, zurücknehmende und festhaltende Aspekte (wie. z. B. Urne, Grab, Erdreich, Unterwelt, große verschlingende (Verschlingen) Tiere wie z. B. Wal, Drache, Schlange). Jedes dieser Symbol beinhaltet in sich polare Aspekte: Die Höhle kann ebenso Lebensraum als auch Todesstätte sein. Der "Gefäßcharakter" des Großen Weiblichen (ein von E. Neumann geprägter Begriff in "Die große Mutter") birgt nicht nur das Ungeborene im Gefäß des Leibes und gebärt des Kind in das Gefäß der Welt, sondern es nimmt das Gestorbene zu sich zurück in das Gefäß des Todes (Erdreich, Urne, Grab etc).
Zu den Kultursymbolen, bei denen die Funktion des Enthaltens deutlich wird, gehören: Fass, Schachtel, Korb, Tasche, Kiste, Trog und Sack. Beispiele für Gefäß Symbole, die als Aspekte des mütterlichen Schutzes verstanden werden können, sind Nest, Wiege, Bett, Schiff, Wagen und Sarg. Die bergende Höhle als Teil eines Berges stellt entwicklungsgeschichtlich die Naturform der Kultursymbole dar, die als Hütte und Haus, als Dorf und Stadt, ebenso wie als Gatter, Zaun, Mauer Schützendes und Abschließendes bedeutet, wobei immer das Tor und die Tür den Schoß des mütterlichen Gefäßes bilden. Neumann unterscheidet weiter Gefäßcharakter des Bauches, des Großen Runden (wie u. a. Topf, Kessel, Ofen, Uterus), Gefäßcharakter der Brust, in dem Aspekte des Enthaltens mit dem Nähren verbunden werden (Schale, Becher, Kelch, Gral) und Naturelemente, die ihrem Wesen nach mit der Gefäßsymbolik verbunden sind, sozusagen als großer Urschoß verstanden, aus dem alles Leben entstammt wie Erde und Wasser. In der christlichen Symbolik spielte der Kelch, die Schale und das Gefäß, in dem das Wasser des Lebens aufbewahrt wurde eine wichtige Rolle (häufig dargestellt in den frühchristlichen Katakomben). Weiter bedeutete das Gefäß im Allgemeinen den Menschen, das Werk Gottes und speziell seinen Leib, die zerbrechliche Hülle der Seele. Maria, die den heiligen Geist in sich aufnahm, wurde gerne mit einem Gefäß verglichen. Manchen Völkern galt das Umgießen einer Flüssigkeit von einem Gefäß in ein anderes als Symbol der Reinkarnation der Seele.
In der Alchemie war das Gefäß eines der wichtigsten weiblichen Symbole, das Vas hermeticum, in dem sich die Reifung und Wandlung von Substanzen wie im Mutterleib vollzog und das während des alchemistischen Prozesses hermetisch (luftdicht) verschlossen sei musste. Die Alchemisten nannten es "vas mirabile" und meinten, dass das ganze Geheimnis des Werkes im Wissen um dieses Gefäß liege. Die Beschreibungen des Vas sind paradox: es wird als gläsernes Haus beschrieben, als "Kugel, die wir Sieb nennen" (Kugel), als rund und eiförmig, es ist ein Uterus, aus dem der Filius philosophorum geboren wird, es ist mystisches Wasser und zugleich das wahre Feuer (vergl. Jung GW, 12, § 338 f.) C. G. Jung hat den psychotherapeutischen Prozess im symbolischen Sinn mit den Vorgängen im alchemistischen Gefäß verglichen. Auch für die psychische Wandlung und Heilung ist es notwendig, dass der therapeutische Prozess in einem geschlossenen Gefäß/ Vas, dem geschützten Raum, stattfindet.
Psychoanalytisch verstanden symbolisieren Gefäße aller Art in Träumen meist den Körper der Frau und die weibliche Sexualität. Das gilt nicht nur für Gefäße mit runden Formen, sondern ebenso für Dosen, Kästen, Kisten, Koffer, Körbe, Schachteln und Taschen. Mitunter kann die Form eines Gefäßes auch auf das männliche Glied hinweisen. Das Ausgießen einer Flüssigkeit aus einer Flasche in ein anders Gefäß, ebenso das Verkorken oder Entkorken einer Flasche sind in diesem Sinne meist als Hinweise auf den Geschlechtsverkehr zu verstehen. Gefäße können jedoch auch als das Innere im Sinne des Unbewussten verstanden werden.
Literatur: Standard
Autor: Kuptz-Klimpel, Annette