Freiheit
Keyword: Freiheit, Befreiung
Links: Aufstieg, Berg, Fackel, Himmel, Kampf, Luft, Vogel
Definition: Freiheit (mhd. vriheit, auch = Stand eines Freien; Privileg; Asyl, Zufluchtsort, ahd. friheit = freier Sinn; verliehenes Privileg) ist eine unserer höchsten Werte und Rechte. Sie bezeichnet einen Zustand, in dem jemand von persönlichen oder gesellschaftlichen, als Einengung, Zwang oder Last empfundenen Bindungen oder Verpflichtungen frei ist und sich in seinen Entscheidungen, Handlungen, Gefühlen, Denkweisen, Überzeugungen nicht (mehr) eingeschränkt fühlt.
Information: Praktisch sind der Verwirklichung eines umfassenden Freiheitsbegriffs durch die menschliche Natur und die Voraussetzungen der Umwelt Grenzen gesetzt, er ist daher nur als Ideal anzusehen. In Antike und Mittelalter standen große Teile der Bevölkerung als Sklaven und Leibeigene im Besitz der herrschenden Oberschicht. Freiheit war damals die Unabhängigkeit von einem Herrn. Durch die Industrialisierung stieg die Anzahl der freien Arbeiter und die Bedeutung des Freiheitsbegriffs entwickelte sich von der Abwesenheit der Sklaverei zu dem heutigen Verständnis der Handlungsfreiheit, die das Vermögen eines Menschen bezeichnet, seiner Natur, seinen Interessen und seinen Neigungen zu folgen. Zusammen mit Gleichheit und Brüderlichkeit stellte die Freiheit die Ideale der Französischen Revolution dar und wurde schließlich in den Bürgerrechten verankert. In dieser Tradition steht auch das Persönlichkeitsrecht der Freiheit als Recht der Achtung des Einzelnen und Entfaltung seiner individuellen Persönlichkeit (Freiheit der Person) gegenüber dem Staat und im privaten Rechtsverkehr im Grundgesetz.
Mit Willensfreiheit wird die uneingeschränkte Entscheidung zwischen mehreren Handlungsmöglichkeiten bezeichnet. Ergebnisse der modernen Wissenschaften wie z. B. der Genetik, der Hirnforschung und der Tiefenpsychologie stellen aber die tatsächliche Existenz der Willensfreiheit in Frage. Der Mensch sei von so vielen komplexen äußeren und inneren Faktoren, die größtenteils unbewusst verlaufen, abhängig, dass er in einer gegebenen Situation keine beliebigen Wahlen treffen könne. Jede bewusste Entscheidung beruhe auf einer Vielzahl vorauslaufender unbewusster Verarbeitungs- und Organisierungsprozesse auf der Basis früherer Erfahrungen und strukturell gegebener Eigenarten des Menschen.
So ist menschliche "Freiheit", nach einem Wort von Engels, häufig nur die "Einsicht in die Notwendigkeit". Einsicht in die Notwendigkeit einer Sache bewirkt die Freiheit ihr gegenüber, weil sie dann nicht mehr als äußerlicher Zwang, sondern als inneres Bedürfnis empfunden wird.
Die Meinungsfreiheit gibt das Recht, seine subjektive Meinung zu äußern. Die Pressefreiheit bezeichnet das Recht der Presse auf unzensiertes Veröffentlichen von Informationen.
Die Redewendung von der dichterischen Freiheit geht zurück auf den römischen Dichter Seneca (um 4 v. Chr. - 65 n. Chr.). Ursprünglich versteht man darunter die freie Entfaltung der dichterischen Fantasie, die auch Abweichungen des Dichters von den Tatsachen und der historischen Genauigkeit beinhalten kann.
Interpretation: Der Vogel in der Luft stellt ein zentrales Symbol der Freiheit dar."Der Vogel lobpreist die Freiheit. Und dafür ist er das wesentliche Symbol. Dank seinen Flügeln kann er sich in die Lüfte schwingen und sich ganz nach Belieben bewegen. Er untersteht keinerlei Autorität, keinem System und keiner Partei. Der Vogel, der in einer Gruppe lebt, der sich in eine Gemeinschaft einfügt, unterzieht sich gewissen Gesetzen. Er kann sich jedoch nach freiem Ermessen über sie hinwegsetzen. Aber eine solche Entscheidung könnte ihm vielleicht zum Schaden gereichen. Er muß die Konsequenzen tragen. Die Seele des Vogels ist nicht für die verschiedenen Formen von Versklavung geschaffen. In einem Käfig gefangen zu sein, ist für ihn eine entsetzliche Lebensform, außer er gehöre zu einer vom Menschen domestizierten Art, die der Fülle der Freiheit nicht mehr gewachsen ist [...]. Die Vögel sind an keinerlei Fahrplan gebunden außer an das Licht; die ersten Morgenstrahlen schicken die Nachtvögel zur Ruhe und wecken die Menge der Tagvögel: Sie begrüßen die Morgenröte, die «rosenfingrige» laut Homer, und die Nacht bringt Schlaf und Träume. Zwischen diesen beiden Extremen kommen und gehen sie, wie es ihnen gefällt. Sie verwandeln sich in Wanderer und Pilger. Unter ihren Flügeln die Dörfer, die Städte, die Agglomerationen mit ihren Bewohnern, die Äcker, die Felder.
Während seines ganzen Lebens scheint der Vogel von seiner Freiheitsliebe geleitet zu werden. Eine Freiheit, die bis zu seinem Tod immer in Gefahr ist. Doch der Vogel gibt sich nie als Pessimist. Gewiß, er kennt die Angst. Deshalb ist er immer wach und wachsam. Sein feines Gehör und sein scharfer Blick warnen ihn vor Gefahren. Freiheitstrunken schwingt er sich singend in die Luft, während die an den Boden gebundenen Lebewesen ihn bewundern und ihn nachahmen möchten. Freiheit gepaart mit Leichtigkeit, die keine Schwere zuläßt. Der Vogel ahmt den Wind nach, der «weht, wo er will» (Johannesevangelium 3, 8). Wie ein Schiff, welches mit seinem Bug das Wasser durchpflügt, von dem es getragen wird, zerteilt der Vogel den Wind, der zu seinem Reittier mit ihm als Reiter darauf wird." (Davy, 1994, S. 47)Ebenfalls mit dem Bereich des Himmels und des Oberen verbunden ist der Berg."Auf den Bergen ist Freiheit": Dieses Zitat stammt aus Schillers Trauerspiel "Die Braut von Messina" in der diese Freiheit den "Niederungen" des menschlichen Daseins mit seinen irdischen Leidenschaften, mit Verbrechen und Ungemach entgegengestellt wird.
Mit der weiblichen der amerikanischen Freiheitsstatue im New Yorker Hafen, die 1885/86 der französische Bildhauer F. A. Bartholdi errichtete, soll an den gemeinsamen Kampf der Amerikaner und Franzosen im Unabhängigkeitskrieg erinnert werden. Sie hält eine Fackel in der Hand, die den übers Meer kommenden Menschen schon von Ferne das Motiv der Freiheit entgegenhalten soll. Von dem französischen Maler Rousseau stammt ein Bild vom Freiheitsengel, von Delacroix das Bild der Liberte als Frau.
Weitere allgemeine Freiheitssymbole können Fahnen, Glocken, Bäume (mit dem Baum ist das Paradies verbunden, in dem das Ideal der Freiheit verwirklicht ist) sein. Auch lange Haare bei Männern gelten (zuletzt in der "Hippie"-Bewegung und im "New-Age") als Ausdruck gesellschaftsnormen und geschlechtsrollenüberwindender Freiheit.
In vielen religiösen Traditionen werden Wege gesucht, sich vom Leiden und den einengenden Bedingungen des Daseins zu befreien, um endgültige "Befreiung" oder zumindestens eine Erleichterung im Leben zu finden, dies inbesondere im Buddhismus und Zen.
Vergleichbare Vorstellungen findet man aber auch bei Meister Eckhart.
In seiner Predigt "Intravit Jesus in templum" sagt er, dass die menschliche Seele eine größere Macht und Freiht als die Engel habe. Da sie keinerlei Bedingungen unterworfen sei, habe sie bei ihrer Selbstverwirklichung jede Freiheit. Die in der Liebe einsgewordene Seele kann die vollkommene Freiheit erlangen.
In der mittelalterlichen Mystik wird die Kontemplation oft mit einem zu erklimmenden Gipfel verglichen.
Deshalb finden sich häufige Anspielungen auf den Turm, den Hügel, den Berg."Zentral ist auch das fortwährende Zwischen dem der Kontemplation geweihten Klosterleben und dem Vogelflug bestand somit eine Verwandtschaft. Kontemplation setzte eine Erhebung voraus, eine fortwährend aufsteigende Bewegung über die gewöhnliche conditio humana hinaus; ein Sich-Herausreißen aus dem Irdischen, eine ununterbrochene Loslösung und ebenso die Freiheit, welche die Turteltaube trotz ihrer Hinfälligkeit ankündigt." (Davy, 1994, S. 171)
Literatur: Standard
Autor: Müller, Lutz