Aufmerksamkeit, gleichschwebende

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Keyword: Aufmerksamkeit, gleichschwebende

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Definition: Komplementär zur Grundregel der freien Assoziation (Assoziation) empfahl S. Freud dem Psychoanalytiker, dem Analysanden gleichschwebend aufmerksam zuzuhören und seine eigenen Einfälle und emotionalen Reaktionen begleitend zu beobachten. Er empfahl, "sich nichts Besonderes merken zu wollen und allem, was man zu hören bekommt, die nämliche gleichschwebendeAufmerksamkeit entgegenzubringen [...] Man halte alle bewussten Einwirkungen von seiner Merkfähigkeit ferne und überlasse sich völlig seinem unbewussten Gedächtnisse, oder rein technisch ausgedrückt: Man höre zu und kümmere sich nicht darum, ob man sich etwas merke." (Freud, S., GW 8, S. 377)

Information: Die gleichschwebende Aufmerksamkeit, manchmal irrtümlich als "freischwebend" bezeichnet, ist eine wichtige therapeutische Einstellung, um dem freien Fluss der Assoziationen des Analysanden weitgehend unvoreingenommen und offen zu folgen, deren unbewusste Verknüpfungen zu entdecken, zu verstehen und zu deuten. Bion prägte für diese Haltung die Formel "no memory, no understanding, no desire". Die gleichschwebende Aufmerksamkeit hat deutliche Parallelen zu verschiedenen Methoden der Meditation, z. B: zur buddhistischen Achtsamkeits-Meditation (Virpassana-Meditation) oder auch zur taoistischen (Taoismus) Haltung des "Wu-Wei", dem Nicht-Tun, auf welche sich auch Jung wiederholt bezieht. Im Zusammenhang mit der Haltung bei der Aktiven Imagination (Imagination, aktive) schreibt er: "Das Geschehenlassen, das Tun im Nicht-Tun, das 'Sich-Lassen' des Meister Eckhart wurde mir zum Schlüssel, mit dem es gelingt, die Türe zum Weg zu öffnen: Man muss psychisch geschehen lassen können. Das ist für uns eine wahre Kunst, von welcher unzählige Leute nichts verstehen, indem ihr Bewusstsein beständig helfend, korrigierend und verneinend dazwischen springt und das einfache Werden des psychischen Prozesses nicht in Ruhe lassen kann. Die Aufgabe wäre ja einfach genug. Wenn nur nicht die Einfachheit das allerschwierigste wäre!" (Jung, GW 13, § 20)

Weiter bestehen auch deutliche Zusammenhänge zwischen der gleichschwebenden Aufmerksamkeit und der non-directiven Einstellung der Gesprächspsychotherapie.

Interpretation: Keine

Literatur: Standard

Autor: Müller, Lutz