Widder

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Keyword: Widder

Links: Astrologie, Schaf, Tier, Tierkreis

Definition: Der Widder ist ein männliches Schaf (Schafbock, lat. aries, gr. krios, neutestamentlich „Lamm“)

Information: Keine

Interpretation: Der Widder ist Gottessymbol in vielen Religionen. Seine Zeugungskraft steht symbolisch für die elementare schöpferische Natur- und Lichtkraft, welche Lebens- und Erkenntnisprozesse in Gang setzt. Das Zeichen Widder bildet darum den Anfang des Tierkreises am Frühlingspunkt, sein Element ist Feuer. Sein Thema ist der spontane, anfängliche Impuls und Durchstoß sowie das Aufleuchten des Neuen, Aufrichtung und Auferstehung. Widderköpfig ist der ägyptische Chnum; der phönikische Ammon trägt Widderhörner; eine Sonnenscheibe mit Widder hörnern krönt Amun-Re. Das Blasen auf dem Widderhorn (Schofar) intendiert eine „Erweckung“ und erinnert im jüd. Kultus an Abraham und Isaak, an dessen Stelle der gottgesandte Widder als Opfer trat.

Aus christl. Sicht ist dieser Widder eine Präfiguration Christi, des Lammes. Widderköpfe sind ein häufiges Motiv in der christl. Bildplastik an Kapitellen und Konsolen. In der Apokalypse (14 / 17) ist der siebenhörnige Widder nach C. G. Jung ein Bild des „kriegerischen Siegers“ (GW 9 / II, § 167) und „umbra Jesu“ (Schatten). So kennt also auch die Bibel nicht nur das „Opferlamm“, Symbol der Reinheit und Unschuld, sondern auch dessen paradoxen Gegensatz, wodurch alle großen Bilder des Heiligen gekennzeichnet sind. Der Widder mit dem goldenen Vließ, der Phrixos und Helle auf der Flucht vor der bösen Stiefmutter (= „furchtbare Mutter") über den Hellespont trug (wobei Helle ins Meer stürzte), wurde dem Ares geopfert. Der Lehrer des Phrixos hieß Krios. Phrixos auf dem goldenen Widder kann in diesem Mythos als Bild für die tragende und herausführende Funktion des Vaterarchetypischen und für die archetypisch und euphorisch (gr. euphoros = leicht und wohlgetragen) angereicherte psychische Aufladung dadurch gesehen werden. Sie befreit den Helden aus dem gefährlichen Zugriffsbereich der verschlingenden Mutter. Der archetypisch-heroische Überschuss (= goldener Widder, Euphorie) muss jedoch zur Realitätsanpassung immer wieder geopfert werden. Der Widder ist darum symbolisch paradox verknüpft sowohl mit dem Symbol der Überwindung als auch des Opfers. In Mythologie und Volksbräuchen muss meist der „Erstling“ geopfert werden, d. h. vom archetypischen und psychologisch gedeuteten Hintergrund her gesehen derjenige Energiezustand, der den neuen Zustand herbeigeführt hat bzWidder worin dieser zuerst sichtbar geworden ist. Bewusstseinsgeschichtlich kann man in der Abraham / Isaakparabel den Übergang zu einer neuen Bewusstseinsebene, einem Symbolisierungsfortschritt sehen.

Im kleinen Alltagsbeispiel muss oft zunächst eine konservative Haltung, dann die Ungeduld und der überkompensierende „Mit-dem-Kopf-durch-die-Wand“-Impuls geopfert werden, möglicherweise aber auch eine Art von „Unschuld“, für die der „Erstling“, das Widderlamm auch steht. Etwas zu opfern, bedeutet auch, die Schuld einer Tat auf sich zu nehmen, selbst sozusagen „das Messer ansetzen“, Schattenaspekte der Existenz und der Individuation zu anerkennen. Dies ist die Voraussetzung zu Überwindung des Alten, Aufgang und Durchstoß des Neuen, wofür der Widder steht.

Literatur: Standard

Autor: Romankiewicz, Brigitte