Wagen (Tarot)

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Keyword: Wagen (Tarot)

Links: Tarot, Waage, Weg, Held, Individuation

Definition: Siebte Karte der Großen Arkana

Information: Wagen entstammt wie auch das Verb "wagen" der indogerm. Wurzel von "bewegen". Siebte Karte der Großen Arkana des Tarot; auch "Prunkwagen", "Triumphwagen", worin der Bezug zur Alchemie ("currus triumphalis Antimonii" - der Triumphwagen der intellektuellen Seele) aufscheint; ebenso zu Petrarcas Sonetten an Laura, die unter dem Titel "I Trionfi" erschienen. Bemerkenswerterweise leitet sich der Titel dieser Tarotkarte nicht - wie bei fast allen anderen Großen Arkana - von der dargestellten menschlichen Figur ab, sondern von deren Instrument, dessen spirituelle Bedeutung sowohl im Buddhismus ("großes" bzw."kleines Fahrzeug"), in der Kabbala (Fahrzeug, mit dem die Gläubigen zu Gott aufsteigen), im Alten Testament (Elias mystischer Wagen und Ezechiels Feuerwagen) wie auch in verschiedenen antiken Religionen als Götter - und Sonnenwagen verankert ist. Bereits im Neolithikum hatten die Menschen Bilder von Himmelswagen, die entweder von Stieren (lunare Symbolik) oder von Pferden (solare Symbolik) gezogen wurden (vgl. etwa Felszeichnungen in Naquane, Valcamonica, Italien). Bemerkenswert ist besonders, dass es zu dieser Zeit weder die Nutzung von Zugtieren noch den praktischen Gebrauch des Wagens gab!

Interpretation: Bei den meisten Tarot-Decks ist die auf dieser Karte dargestellte Person ein junger Mann mit herrschaftlichen Insignien, ein fahrender Held auf seiner Reise, die ihn zum Erfahrenden und Erfahrenen werden lässt. In diesem archetypischen Wirkfeld des Heldenhaften geht es darum, sich durch das Ausbalancieren der Gegensatzspannung (der Wagen hat nur 2 Räder, die Zugtiere gehen in unterschiedliche Richtungen und haben unterschiedliche Farben) voran zu bewegen. Die instinktiven, polar entgegengesetzten Kräfte, sind es, die den Helden auf seinem Weg fortbewegen, indem sie seinem Szepter gehorchen, während er selbst ruhig und aufrecht steht und damit die Ruhe in der Bewegung verkörpert. Dies ist der tiefere Sinn, weshalb der Kartentitel das Fahrzeug, also den Modus, durchs Leben zu fahren, hervorhebt. Auf den meisten Darstellungen hält der Fahrer keine Zügel in den Händen, mit denen er die Pferde lenken könnte. Dies weist darauf hin, dass die instinktiven Kräfte nicht unterjocht sind, sondern freiwillig dienen; dass eine Beziehung gegenseitigen Respekts zwischen Bewusstsein und unbewussten Kräften besteht. Das hermetische Ideal des Friedens im Mikrokosmos drückt sich in diesem Gleichgewicht aus: jede einzelne Kraft, die teil hat am Leben des Mikrokosmos, hat ihren rechten Platz im Leben des gesamten seelischen und physischen Organismus zugewiesen bekommen. Harnisch, Szepter, Baldachin und Krone sind Symbole des heilsamen Maßes (vgl. Tarot-Karte 14: "Maß", "Mäßigung") im Erfahrungsbereich der Mystik; sie schützen den Helden davor, dass er sich weder in der Natur, noch in Gott noch in der Welt verliert, sondern in der Balance zwischen allen Bereichen bleibt. Insbesondere der Baldachin erfordert nähere Betrachtung: er wird von 4 Säulen getragen, welche die 4 Elemente symbolisieren. Die Überdachung "trennt" den Kopf des Helden vom Himmel und schützt diesen somit davor, sich Größen-wahnsinnig mit dem Himmel zu identifizieren oder mit diesem verschmolzen zu wähnen auf seiner mystischen Reise. Der Baldachin hilft dem Helden, sich des Unterschieds bewusst zu bleiben zwischen seinem Ich und dem, was über ihm ist. Er verhilft ihm zur Haltung der Demut als einem Erfordernis geistiger Gesundheit auf dem Einweihungs- / Individuationsweg. Der Baldachin symbolisiert die Haut, die das Menschliche vom Göttlichen trennt, indem er diese gleichzeitig vereint. So ist der Fahrende in der Lage, die Gefahren der Raserei, des Größenwahns und der Überspanntheit in Schach zu halten."Er ist der Mensch, der die 4 Versuchungen in Schach hält - die 3 in den Evangelien beschriebenen 'Versuchungen in der Wüste' ebenso wie die sie zusammenfassende 4. Versuchung der Hybris, das Zentrum des Dreiecks der Versuchungen - und der darum der Herr der 4 «Elemente ist, die das Fahrzeug seines Wesen bilden ( [...] )" (Die Großen Arcana S. 177 / 8) Psychologisch verstanden symbolisiert die Karte das heldenhafte Ich auf der Reise seines Individuationsweges, welche das harmonische Zusammenspiel von Bewusstsein und unbewussten, instinktiven Kräften, der 4 Orientierungsfunktionen des Ichbewusstseins und der Wechselbeziehung zwischen Selbst und Ich erfordert.

Literatur: Standard

Autor: Rafalski, Monika