Toilette

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Keyword: Toilette

Links: Alchemie, Analität, Blut, Kot, Materia prima Sexualität, Urin

Definition: Eine Toilette (franz. toile, "kleine Leinwanddecke“, Tüchlein, das wohl ursprünglich die Frisiertoilette der Dame bedeckte und auf den Ankleideraum der Dame Bezug hatte) ist ein meist kleinerer Raum mit einem Klosettbecken zur Entleerung von Darm und Blase und mit auch einer Waschgelegenheit.

Information: Die Toilette wurde seit alters her als eine düstere, unheimliche Stätte angesehen, voll von Gefahren, unheimlichen Tuns, als „Unstätte“, wo Dämonen ihr Unwesen trieben, die man bei Nacht nicht alleine zu betreten wagte.

In Island, Skandinavien, Deutschland und arabischen Ländern galt dieser Ort als Erscheinungsstätte von Totengeistern und Teufeln. In der Thorsteinsage warnt König Olaf seine Gäste ausdrücklich davor, den Abort des Nachts allein aufzusuchen. Thorstein tut es dennoch und hat dadurch ein gefährliches Abenteuer mit einem Teufel, dem Geist eines Verstorbenen zu bestehen. Auch in der Sigurdsage erscheinen am Abort die Schatten dämonischer Geister. Im Aargau hieß es vielfach: „Lässt man ein Kind allein auf dem Abort sitzen, holt es der „Hoggemaa“.

Auch heute, als hygienischer Raum mit spiegelnden Kacheln und schimmernden Hähnen versehen, wird der Ort, „wo der Kaiser zu Fuß hingeht“, gerne noch umschrieben oder mit Abkürzungen versehen als „WC“, „Lokus“, „stilles Örtchen" usw. Er gilt als etwas Suspektes, als Tabu, verschwiegener, sehr privater Ort, da er mit den „niederen Verrichtungen“, den Ausscheidungen des Menschen und damit verbundenen Assoziationen zu tun hat.

Gesellschaftlich gibt es aus kulturhistorischer, künstlerischer oder auch soziologischer Sicht immer wieder Versuche, sich dieser immer noch recht tabuisierten Thematik der „Toilettenkultur“ anzunähern. So eröffnete im Salzkammergut, Österreich, ein Museum für historische Sanitärobjekte unter dem Namen „Klo & So“, in dem Kloschüsseln und Nachttöpfe gezeigt werden. Ende der 90 Jahre wurde Toiletten in Hotels, Bars und Szenetreffs zum experimentellen Mittelpunkt von raumgestalterischen Ambitionen, zum Design-Kultobjekt und zur Partyzone umgestaltet.

Interpretation: Die Toilette, (dem Abort oder Abtritt), die eng mit den menschlichen Ausscheidungen in Verbindung steht, hat wie diese polare Symbolik und kommt oft in Träumen vor, die meist als peinlich und beschämend, manchmal auch als entlastend erlebt werden. Auf der Toilette ist auch der intellektuellste Mensch ein tiernahes Naturwesen, der sich dessen entledigt, was vom Körper nicht mehr gebraucht wird und oft als das „Niedrigste“ gilt.

Unter positivem symbolischen Aspekt ist die Toilette ein Ort des Rückzugs, der Intimität, des "Ganz-bei-sich-selbst-Seins", des Geheimnisses, der Entspannung und des Loslassens, ein Ort der Fantasien und Träume, des „Schöpferischen“, wo manches geschaffen wird, dem man später diesen Ursprungsort nicht ansehen würde. Kreative Ideen werden an diesem Ort oft geboren."In stercore invenitur": Im Dreck der Straße wird nach Vorstellung der Alchemisten der Stein der Weisen gesucht und gefunden, denn die Ausgangsmaterie ist die materia prima, der Stoff, der von vielen verachtet und abgelehnt wird.

C. G. Jung bezeichnet den Abort als sehr bedeutsamen Ort: „Es spukt immer um den Abtritt herum, weil die Funktionen, die dort ausgeübt werden, Naturfunktionen par excellence sind. Überall dort, wo der Mensch natürlich ist und es auch nicht verhindern kann, natürlich zu sein, da sind auch noch die alten Naturdämonen in der Nähe. Es ist darum ganz verständlich, dass der Abtritt zum eigentlichen Tabu-Ort wird, und dass dort Zwänge, Phobien und ein ganzes Heer von neurotischen Symptomen ihren Ursprung nehmen. Denn gerade die natürlichen Funktionen sind ja beim Neurotiker gestört.“ C. G. Jung „Seminare Kinderträume“, S. 316)

Da die ersten Anfänge der Sexualität mit diesen Funktionen verbunden sind und auch später immer wieder heimliche sexuelle Erfahrungen hier gemacht werden, ist dieser Ort zusätzlich faszinierend. Neben der Thematik der Auseinandersetzung und Annahme der instinkthaft-animalischen, triebhaften Seite des Menschen geht es symbolisch aber auch um den Bereich des seelisch Verdauten, Verarbeiteten und Erledigten, Vergangenen, Endlichen. In diesem Sinne sind Toiletten auch Orte der Entlastung, der Reinigung und Befreiung von Bedrängendem und Belastendem.

Literatur: Standard

Autor: Kuptz-Klimpel, Annette