Theosophie

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Keyword: Theosophie

Links: Gottesbild, Gnosos, Logos-Prinzip, Mystik

Definition: Theosophie, griech. sophiatoutheou, Weisheit Gottes, ist - im Unterschied zur Theologie - eine vorwiegend intuitive bzw. spekulative Beschäftigung mit den Geheimnissen der Gotteswelt.

Information: Theosophie in diesem allgemeinen Sinne ist in jeder Religion möglich. Nach christlichem Verständnis ist es die Weisheit, die Gott schenkt, die durch Christus repräsentiert wird, im Übrigen aber als das "ausgesprochene Wort" (J. Böhme), das aus allen Kreaturen der Schöpfung spricht. Die Natur kann demnach als Widerspiegelung und Abbild der Weisheit Gottes, eben als leibhaft gewordene Theosophie empfunden werden. Zum anderen sind Theosophen "von dem Verlangen erfüllt, die religiöse bzw. christliche Überzeugung nicht nur lebensmäßig zum Ausdruck zu bringen, sondern auch nach der Seite der Erkenntnis hin so weit wie möglich auszubauen. Die Theosophie begnügt sich nicht mit dem, was Philosophie, Metaphysik und Theologie über Gott, Welt und Mensch auszusagen wagen; man will vom Glauben aus zu höheren Formen der Wahrheitsschau aufsteigen." (A. Köberle)

Stärker als die auf die Bibel und auf die kirchliche Tradition gestützte Theologie ist Theosophie durch Erfahrung bestimmt. Es bestehen Bezüge zur Gnosis, zur Mystik und zur Esoterik im Allgemeinen. Sie ist nicht an eine bestimmte Geschichtsepoche gebunden. Es lässt sich vielmehr eine Traditionslinie aufzeichnen, die im Christentum von den Evangelien, von Paulus und Johannes her über Repräsentanten der frühchristlichen Gnosis bis in die Gegenwart zu verfolgen ist. Neben dem römischen Katholizismus sind die Sophiologen der Ostkirche sowie die Vertreter einer nachreformatorischen Theosophie eigens zu nennen. Im Protestantismus können als Theosophen gelten: Jakob Böhme, F. Chr. Oetinger, Michael Hahn; im Katholizismus u. a. Karl von Eckhartshausen und Franz von Baader. Bis in die Goethe-Zeit hinein gehörten theosophische Spekulationen zur Wirklichkeitsdeutung. Erst die betont materialistisch-positivistisch ausgerichtete Wissenschaft schied Elemente der Theosophie radikal aus und beschränkte sich auf das Messbare und Manipulierbare.

Eine besondere Aus- und vor allem Umformung erfuhr die abendländische Theosophie in der anglo-indischen Theosophie, die in Gestalt der Theosophical Society durch H. P. Blavatsky (1831-1891) 1875 in New York begründet worden ist. Wie bekannt wird heute Theosophie stillschweigend mit der Ideologie der Anhängerschaft Blavatskys gleichgesetzt, obwohl dies aus sachlichen Gründen und angesichts der geschichtlichen Quellenlage nicht gerechtfertigt ist.

Interpretation: Keine

Literatur: Wehr, 1988

Autor: Wehr, Gerhard