Symbol

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Keyword: Symbol

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Definition: Der Begriff »Symbol« leitet sich aus dem Griechischen ab. Das Wort »Symbolon« bedeutet Vertrag, aber auch z. B. Wahrzeichen, Vorzeichen, Erkennungszeichen, Signal. Die Vorsilbe »sym« weist auf eine Verbindung und Beziehung, auf eine Gemeinsamkeit und Gleichzeitigkeit hin (vgl. auch das Wort Sym-pathie oder Sym-phonie), während das Verb »ballo« mit »werfen, schleudern, das Ziel treffen, sich in etwas verwickeln oder etwas in Bewegung setzen« übersetzt werden kann.

Information: Im Symbol werden verschiedene, oft polare Aspekte einer Sache miteinander verbunden und ineinander »verwickelt«. Es weist über sich selbst hinaus auf einen übergreifenden Sinn, ein übergeordnetes Ziel und setzt etwas in uns in Bewegung.

Häufig entstehen Symbole aus bildhaften, visuellen Ausdrucksformen (»Sinn-Bild«). Es kann aber praktisch jede andere wahrnehmbare Gestalt (z. B. eine Tonfolge, ein Wort, eine Geste, ein Geruch, eine Berührung) zum Symbol werden oder symbolische Wirkung entfalten.

Gegenbegriff zum Symbol ist Diabol (gr. diaballo = u. a. auseinander bringen, entzweien, täuschen, betrügen, verleumden, vgl. auch diabolos = Teufel). Das, was im Symbol als Einheit und Ganzheit dargestellt wird, wird hier getrennt, aufgespalten, entzweit und feindlich gegenübergestellt. Während die bindende, gegensatzvereinigende und vereinheitlichende Funktion des Symbols nicht nur positiv zu sehen ist, ist auch das Trennende, Entzweiende des Diabols nicht nur negativ. Der »kritische Zweifel«, das »Auseinander-Setzen«, das unterscheidende Analysieren ist in vielen Fällen eine notwendige Tätigkeit, um überhaupt erst einmal Licht und Bewusstheit in eine dunkle, unbewusste Angelegenheit zu bringen.

Konkret-rationales und symbolisches Denken ergänzen einander

Die Menschen haben wahrscheinlich schon früh sehr deutlich empfunden, dass es zwei unterschiedliche Formen des Denkens, Sprechens und Erlebens gibt. Die eine Form ist die konkret-rationale. Sie ist besonders dafür geeignet, sich in der alltäglichen Welt mit ihren alltäglichen Aufgaben und Pflichten zurechtzufinden. Mit ihr können wir relativ klar und eindeutig miteinander kommunizieren, konkrete Probleme lösen und sinnvoll handeln. Sie bringt Ordnung, Regelmäßigkeit und Übersicht in unser Leben. Sie hat aber den Nachteil, dass sie eindimensional ist, oft irgendwie als kalt und nüchtern erlebt wird und eine Vielzahl anderer gleichzeitig vorhandener Aspekte ausklammert. In einer Welt, die allein durch die konkrete, rationale Seite unseres Wesens bestimmt würde, würden wir auf Dauer nicht leben wollen. Sie würde uns sinnlos vorkommen und wenig Spaß machen.

Die andere Form ist die „irrationale“, die bildhafte, symbolische, intuitive, mehr ganzheitlich orientierte Sicht- und Erlebensweise. Durch sie kommen Fantasien, Sehnsüchte, Hoffnungen, Träume, das Spielen, die Kunst, die Mythen und Märchen, der Humor und schöpferische Einfälle in unser Leben. Sie spricht auch unser Gefühl mehr an. Ihr Nachteil ist, dass sie so vieldeutig und chaotisch sein kann, dass sie die mitmenschliche Kommunikation manchmal sehr erschwert. Deshalb sind wir für ein ganzheitliches Leben auf ein gut ausbalanciertes Zusammenspiel beider Formen angewiesen.

Die Unterscheidung in ein rational-konkretes und ein symbolisches Denken könnte den Eindruck entstehen lassen, es handele sich um zwei ganz verschiedene, klar und deutlich voneinander abgrenzbare Denk- und Erlebensweisen. Das ist nicht so, im Gegenteil, die Übergänge sind sehr fließend.

Hinzukommt, dass unsere Bilder und Begriffe in uns nicht isoliert vorhanden sind, sondern mit einer Unzahl weiterer Aspekte assoziativ verbunden sind. So ist jedes Wort, das wir sprechen, auch wenn wir glauben, wir würden damit nur einen einzigen konkreten Sinn übermitteln, in ein uns meist gänzlich unbewusstes, vieldimensionales, sehr persönliches assoziatives und emotionales Bedeutungsfeld eingebettet.

Symbole verwenden Analogien

Wenn Symbole verwendet werden, bedient man sich meist der Mittel der Analogie (Analogie = Ähnlichkeit, Entsprechung, Gleichartigkeit, Übereinstimmung). Die Prinzipien der Analogie sind fundamentale Orientierungsprinzipien für alle Vorgänge der Wirklichkeitserfassung, des Lernens und des Gedächtnisses. Man unterscheidet mehrere Arten von Analogiebildung: zum Beispiel Analogie durch Ähnlichkeit, Analogie durch räumliche Nähe, Analogie durch zeitliche Nähe.

Bei der Analogie durch Ähnlichkeit werden Sachverhalte in Beziehung zueinander gesetzt, die in irgendeiner Eigenschaft ähnlich sind. Bei der Analogiebildung durch räumliche Nähe werden Sachverhalte miteinander verbunden, die irgendwie räumlich zusammengehören oder zusammen erlebt werden. Auf diese Weise können dann einzelne Teile dieser Sache die ganze Sache repräsentieren (»pars pro toto«) oder Gegenstände, die zu einer Person gehören, können die Person selbst symbolisieren.

Bei der Analogiebildung durch zeitliche Nähe erwecken Dinge, die gleichzeitig auftauchen, den Eindruck, dass sie irgendwie zusammengehören und irgendwie miteinander zu tun haben. Analogiebildungen durch räumliche und zeitliche Nähe finden naturgemäß oft gemeinsam statt.

Darüber hinaus gibt es aber auch eine paradoxe Analogiebildung, nämlich die, in der ein Sachverhalt durch den ihm entgegengesetzten Sachverhalt, durch einen Kontrast zu ihm, dargestellt wird. So wird jemandem vielleicht »Hals- und Beinbruch« gewünscht, obwohl ihm eigentlich ein günstiges Geschick gewünscht werden soll.

Symbole sind vieldeutig und vielschichtig

Das Leben ist nicht eindeutig und eindimensional, sondern immer vieldeutig und multidimensional. Um diese Ganzheitlichkeit ausdrücken zu können, greifen die Menschen auf die Sprache der Symbole, der Bilder und Anspielungen, auf die Sprache der Dichter und Künstler zurückgreifen: »Bilder sagen mehr als tausend Worte. «

Im Symbol gewinnt ein meist sehr vielschichtiger und vieldeutiger, in seiner Ganzheit niemals ganz erfass- und formulierbarer Sachverhalt Gestalt. Meistens – wenn es sich um uns faszinierende und psychisch wirksame, lebendige Symbole handelt – ist dieser Sachverhalt so komplex, unbekannt oder unbewusst, dass das Symbol überhaupt die beste Darstellung oder Annäherung an das ist, worauf es hinweist.

Multidimensionales Symbol und einfaches Zeichen

Die Vieldeutigkeit und Multidimensionalität ist ein wesentliches Merkmal des Symbols. Hierin unterscheidet es sich teilweise von anderen symbolähnlichen Begriffen, wie zum Beispiel Allegorie, Chiffre, Emblem, Fabel, Gleichnis, Metapher, Ikone, Parabel, Rätsel, Redensart, Signet, Sprichwort, Zeichen, die von der Tendenz her auf einen fester umschriebenen und eindeutigen Sachverhalt hinweisen. Allerdings gibt es fließende Übergänge zwischen diesen Begriffen, und ihr Gebrauch ist – auch unter Fachleuten – nicht einheitlich. Außerdem hängt es stark von der Einstellung des Betrachters ab, ob er ein Zeichen/Symbol eindeutig oder vieldeutig sieht.

Der Punkt beispielsweise wird in der Schrift als eindeutiges Zeichen verstanden. Er bezeichnet den Abschluss eines Satzes. Punktum! Aber schon in unseren Redensarten erweitert sich diese Eindeutigkeit. Wir sprechen davon, jemand solle endlich mal »auf den Punkt kommen«. Manchmal fühlt man sich in einem »wunden Punkt« getroffen oder ist »auf dem toten Punkt angelangt«. Gelegentlich weisen wir auf jenen sonderbaren »springenden Punkt« hin, den Kern- und Quellpunkt, dem Wesentlichen einer Sache, auf das es eigentlich ankommt. In dieser Richtung weiter symbolisierend wird aus dem Punkt gar das umfassendste Symbol überhaupt: als der »Mittel-Punkt« wird er zum Ursprungs- wie zum Zielsymbol.

Wie die Zahl Eins bezeichnet er dann das Alles-in-sich-Enthaltende, das Sein vor dem kosmischen Urknall, die komprimierte Ursprungseinheit, aus der alle Schöpfung wie aus einer Keimzelle hervorkommt, wie auch das Ende aller Entwicklung und Schöpfung, in dem sich alles wieder zur Einheit und Ganzheit hin zentriert und verdichtet. Zwischen dem Anfang und dem Ende steht der Doppelpunkt, der eine Öffnung und Erweiterung des latenten Sinns ermöglicht.

Der symbolisierende Blick und die Symbolisierung

Damit wird deutlich, dass es bei der Frage, ob etwas eher als ein vieldeutiges Symbol oder ein eindeutiges Zeichen verstanden werden soll, vor allem auf die Einstellung des Betrachters ankommt. Es ist eine bestimmte Art des Wahrnehmens und Erlebens, ein symbolisierender Blick oder eine symbolisierende Einstellung, die etwas für uns zu einem Symbol macht bzw. den symbolischen Aspekt dieser Sache hervorheben lässt. Je nach Persönlichkeit, gesellschaftlich-kulturellem Hintergrund und Einstellung kann die gleiche Sache für den einen ein tiefes Symbol sein und für den anderen nur ein konkreter Gegenstand. Von Situation zu Situation und von Stimmung zu Stimmung kann ein Symbol auch für einen einzelnen Menschen einmal ergreifend und bewegend und ein anderes Mal scheinbar nichts sagend und leer sein.

Symbole beeinflussen den ganzen Menschen

Symbole bilden ein machtvolles, dynamisierendes Element im menschlichen Leben. Sie berühren und beeinflussen sie die verschiedensten Bereiche der menschlichen Persönlichkeit und wirken auf das Denken und Fühlen, die Wahrnehmung, die Intuition und die Fantasie, auf Bedürfnisse und Triebe, auf das Bewusstsein und das Unbewusste ein.

Symbole haben einen Bedeutungsüberschuss und lassen sich nicht endgültig ausdeuten

»Da ich aber keineswegs den Anspruch erhebe, glücklicher Besitzer metaphysischer Wahrheiten zu sein, wäre es mir sehr viel lieber, wenn Sie meine Symbole als ebenso vorläufig ansehen wollten wie Ihren Erklärungsversuch. Ich habe nämlich weder in religiöser noch in anderer Hinsicht Gewissheit über meine Symbole. Morgen können sie sich ändern. Es sind nur Anspielungen, sie deuten auf etwas hin, sie stammeln, und oft gehen sie in die Irre. Sie versuchen nur, in eine bestimmte Richtung zu weisen, nämlich zu jenen dunklen Horizonten, hinter denen das Geheimnis des Seins verborgen ist. Sie sind eben gerade keine Gnosis, keine metaphysischen Behauptungen. Zum Teil sind es sogar unzulängliche und zweifelhafte Versuche, das Unaussprechliche auszudrücken. Darum ist ihre Zahl unendlich und die Gültigkeit eines jeden ungewiss. Es sind nur bescheidene Bemühungen, das nicht zu Beschreibende zu formulieren, zu definieren, zu formen. ›Wo fass' ich dich, unendliche Natur?‹ (Faust). Sie bilden keine Lehre, sondern sind nur Ausdruck der Erfahrung eines unaussprechlichen Mysteriums und eine Antwort darauf. « C. G. Jung (1973, S. 15 f.)

Probleme und Gefahren im Umgang mit Symbolen

Gerade auch diejenigen dynamische Aspekte der Symbole, die ihre schöpferische, Sinn stiftende und heilende Kraft ausmachen, können eine ganz gegenteilige, eine destruktive und selbstentfremdende Wirkung haben, wenn ihre Gefahren und geheimen Untiefen nicht erkannt werden. Das »Wasser des Lebens«, positiv ein Sinnbild für die dynamische Fülle und die erneuernde, belebende Wirkung des Symbolischen, kann uns auch leicht überfluten, sodass wir in der verwirrenden Vielfalt der Möglichkeiten ertrinken und alle schöpferische Dynamik sich im Chaos auflöst. Einige Probleme seien hier kurz aufgeführt:

Eine der häufigsten Schwierigkeiten im Umgang mit dem Symbolischen ist, das Symbol mit dem Konkreten zu verwechseln, indem es für so real gehalten wird wie ein äußerer Sachverhalt, also sein Symbolcharakter nicht durchschaut wird. Symbolwirkungen haben oft eine so starke Überzeugungskraft, dass es zunächst gar nicht möglich ist, das Symbol vom Symbolisierten zu unterscheiden. Man glaubt, die Dinge seien tatsächlich und objektiv so, wie man sie symbolisch erlebt. Man hält das Symbol wie selbstverständlich für die konkrete Realität und ist nicht in der Lage zu erkennen, dass es sich dabei um eine geistige Konstruktion, eine bildhafte Vorstellung handelt, die sich über den eigentlichen, letztlich unbekannten Sachverhalt legt. Die Unterscheidung zwischen dem mehr symbolischen und dem mehr konkreten Aspekt einer Sache ist häufig nur nach langer, manchmal auch schmerzhafter Erfahrung möglich.

Am eindrücklichsten zeigt sich das vielleicht in der Liebe: Die Überzeugung, dass die oder der Geliebte tatsächlich jene so heiß ersehnte Symbol- und Traumgestalt ist, die den Himmel auf Erden verspricht, ist anfänglich oft so unüberwindlich, dass alles bessere Wissen und alle Erfahrung sie nicht relativieren können. Es ist dann unmöglich zu sehen und zu verstehen, dass der andere Mensch seine faszinierende Wirkung deshalb in diesem Ausmaß auf uns ausüben kann, weil er etwas symbolisiert, was einer tiefen Sehnsucht von uns entspricht. Dass der geliebte Mensch auch ein Symbol des inneren Sehnsuchtsbildes von einer ideal passenden Frau oder einem ideal passenden Mann ist, die es in der äußeren Realität sehr wahrscheinlich gar nicht gibt, dies lässt sich oft nur – wenn überhaupt – nach langen Verwirrungen, Konflikten und Enttäuschungen herausfinden. Manchmal erstarren dann Beziehungen im gegenseitigen Vorwurf, der oder die andere habe dem anfangs verheißenen Ideal nicht entsprochen.

Symbolische Begriffe sind einerseits sehr plastisch und universell, andererseits aber auch sehr widersprüchlich und vieldeutig, sodass sich daraus Schwierigkeiten ergeben können, wenn Menschen miteinander reden wollen. Wenn symbolisch gesprochen wird, kann man nie sicher sein, ob die Gesprächspartner ungefähr das Gleiche darunter verstehen. Das kann zu einer sehr gehemmten Kommunikation führen.

Die intensive Beschäftigung mit Symbolen und den mit ihnen verbundenen seelischen Dimensionen hat häufig regressiven Charakter, das heißt, es werden ursprünglichere, »primitivere« Formen des Denkens und Erlebens wieder belebt. Durch eine zu starke Beschäftigung mit Symbolen kann es zu einer Überbetonung der Fantasie – beziehungsweise sogenannter primärprozesshafter Vorgänge – und zu einer Dominanz magisch-mythischen Erlebens und Verhaltens kommen. Zwischen Innen und Außen, Körperlichem und Psychischem, Ich und Du und besonders auch zwischen konkretem äußerem Objekt und vorstellungsmäßigem Symbol kann dann vielleicht nicht mehr deutlich genug unterschieden werden. Daraus können sich schnell magische und abergläubische Vorstellungen und Verhaltensweisen entwickeln.

Interpretation: Keine

Literatur: Müller, L., Knoll, D. (2007)

Autor: Müller, Lutz