Stute
Keyword: Stute
Links: Anima, Libido, Mutter,, große Pferd, Tier
Definition: Die Stute ist ein weibliches Pferd. Das altgermanische Wort "stuot" bezeichnete ursprünglich eine Herde von Pferden, später speziell eine Herde von Zuchtpferden, die halbwild im Gelände gehalten wurden. Es ist vermutlich von "stehen" abgeleitet, im Sinne "zusammenstehende Herde". Darin kommt zum Ausdruck, dass Pferde einen stabilen Herdenverband mit festgelegter Rangordnung und lebenslangem Zusammenhalt bilden.
Information: Seit Anfang des 15. Jhs wird mit Stute ein einzelnes weibliches Zuchtpferd bezeichnet. Entsprechende Ortsnamen, wie etwa Stuttgart (= "Pferdegehege"), weisen darauf hin, dass hier Pferde gezüchtet wurden. Entsprechend der Heiligkeit des Pferdes in vielen frühen Religionen können Göttinnen als Stute erscheinen oder mit dem Kopf der Stute - so die griechische Demeter (als Poseidon sie verfolgte, verwandelte sie sich in eine Stute und versteckte sich in einer Pferdeherde). Auch Hekate erscheint mit dem Leib einer Stute; die Gorgo Medusa ist in den ältesten Erzählungen ebenfalls eine Stute und Braut des Poseidon in Hengstgestalt und geht mit Pegasos schwanger; die keltische Rhiannon als weiße Stute (die weiße Mondgöttin). Die keltische Pferdegöttin Epona ritt entweder im Reitsitz auf einer Stute oder war die Stute selbst. Sie wurde an vielen Orten im römisch besetzten Germanien verehrt; als Schutzgöttin der Pferde und Symbol der weiblichen Schöpferkraft hing ihr Abbild in Pferdeställen und wurde stets mit frischem Grün bekränzt.
Interpretation: Bis ins 12. Jh wurde in Irland ein Fürst bei seiner Krönung symbolisch durch eine weiße Stute wiedergeboren, was auf ihre Bedeutung als Symbol des Lebens verweist. Sie gehört daher zum archetypischen Feld der Großen Mutter mit Betonung des tragenden, mütterlichen Aspektes und tritt in Beziehung zum Geistaspekt: In Arabien werden Stuten "Töchter des Windes" genannt, in frühen Kulturen glaubte man, sie würden vom Wind befruchtet.
Als Reittier eines Mannes kann sie auch einen teriomorphen, das männliche Bewußtsein tragenden Animaaspekt darstellen; so trägt "Burak", die Stute mit Frauenkopf und Pfauenschweif, den Propheten Muhammad erst nach Jerusalem und dann in den Himmel.
Don Quichotte reitet auf der klapperdürren Rosinante; Sokrates war mit der "Gelben Stute" (Xanthippe) verheiratet, was auf einen zänkischen Animaaspekt des abgeklärten Philosophen verweist. Der arabische Beduine spricht zärtlich von "seiner Stute"; häufig schläft sie in seinem Zelt, bringt dort ihr Fohlen zur Welt. In den edelsten Pferdezuchten werden die Tiere nach der Mutterlinie benannt. Die Legende von den "Fünf Stuten des Propheten" überliefert, dass nur 5 Stuten zu Muhammad zurückkehrten, bevor sie ihren Durst gestillt hatten, als das Signal ertönte, während die übrige Herde zum Brunnen rannte. Fortan wurden als Zeichen ihrer Wertschätzung ihre Augen geschminkt und sie wurden die Stammmütter der bedeutendsten Zuchtlinien.
Literatur: Standard
Autor: Rafalski, Monika