Pflanze

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Keyword: Pflanze

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Definition: Unter einer Pflanze (mhd. pflanze, ahd. pflanza, lat. planta = Setzling) versteht man einen aus Wurzeln, Stiel u. Blättern bestehender Organismus, der im Allgemeinen mithilfe des Sonnenlichts seine organische Substanz aus anorganischen Stoffen aufbaut.

Information: Die heilende, nährende, mitunter aber auch todbringende Kraft der Pflanzen wurde in frühen Kulturen als numinos empfunden, und so sind Pflanzen häufig Erscheinungsformen der alten Göttinnen und Götter (der babyl. Marduk z. B. erscheint als Lebenskraut, die ägypt. Himmelskönigin Nut als Sykomore, kanaanäische Göttinen sind vielfach Baum- und Zweiggöttinnen) bzw. deren Attribute (der griech. Demeter z. B. ist die Ähre zugeordnet, dem Dionysos der Efeu).

Interpretation: Pflanzen symbolisieren Leben, Lebendigkeit, aber auch den Kreislauf des Lebens, der den Tod mit einschließt: Heilkräuter haben lebensfördernde Kraft, Giftpflanzen dagegen können tödlich sein. Mit ihrer Fähigkeit zu blühen und Früchte hervorzubringen versinnbildlichen Pflanzen Wachstum und Entfaltung, Fülle und Reife.

Die sterbenden und wieder auferstehenden Vegetationsgötter in den Mythen symbolisieren Werden und Vergehen der Natur. In vielen Mythen, Märchen und Legenden werden Pflanzen wunderbare Kräfte zugeschrieben: im Gilgamesch-Epos z. B. wird vom Kraut des Lebens erzählt, im AT von einem Baum des Lebens, im Märchen von den drei Schlangenblättern geht es um Blätter, die wieder zum Leben erwecken. Im Märchen Aschenputtel symbolisiert der Baum auf dem Grab der Mutter die nach langer Trauerphase wiederkehrenden Lebenskräfte.

Begriffe und Redewendungen der Alltagssprache zeigen, wie vielfältig die Erscheinungsformen und Bedeutungen der Pflanzen sind: Jemanden als „zartes Pflänzchen“ zu bezeichnen, deutet dessen Verletzlichkeit und Empfindlichkeit an; „Unkraut vergeht nicht“ verweist dagegen auf Widerstandkraft und Zähigkeit, „Grüne Hölle“ auf die als bedrohlich empfundene Üppigkeit und Wachstumskraft der Pflanzen. Etwas anzupflanzen bedeutet Wachstums- und Lebensförderung und ist ein Zeichen der Hoffnung, gerade auch angesichts der Bedrohtheit des Lebens (vgl. den bekannten Satz Martin Luthers „Und wenn morgen die Welt unterginge, so pflanzte ich heute einen Apfelbaum.“ ).

Die Bedeutung des Pflanzensymbols ist von Art und Erscheinungsform der jeweiligen Pflanze abhängig ist: Üppig wachsende Pflanzen mit großen Blättern, bunten Blüten und prallen Früchten symbolisieren Lebendigkeit, Wachstum, Fülle, Kraft; Schlingpflanzen und Fleisch fressende Pflanzen stehen mit dem gefährlichen, überwältigenden Aspekt der Wachstumskraft in Verbindung; dornige Pflanzen verweisen auf Wehrhaftigkeit, Aggressivität, Abgrenzung; Wüstenpflanzen auf Überlebensfähigkeit, Genügsamkeit; geknickte oder verdorrte Pflanzen symbolisieren (seelische) Verletzung, Unlebendigkeit und Tod.

In einer Selbsterfahrungsgruppe zum Thema Trauer und Abschied wurde mit dem Aschenputtelmärchen gearbeitet. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollten den Haselbaum imaginieren, der auf dem Grab von Aschenputtels Mutter wächst. Das Märchen beschreibt, dass Aschenputtel einen Haselzweig auf das Grab pflanzte und mit ihren Tränen begoss und dass aus diesem Zweig ein Baum wuchs, von dem herab ein Vogel die schönen Kleider und Schuhe wirft, mit denen Aschenputtel dann zur Hochzeit auf des Königs Schloss gehen kann. Der gewachsene Baum als Lebenssymbol verweist auf die wiedererwachenden Wachstums- und Lebenskräfte, die es trauernden Menschen ermöglichen, sich aus seelischer Erstarrung und Zurückgezogenheit zu befreien und wieder am Leben teilzunehmen, sich zum Fest des Lebens – der Hochzeit – aufzumachen. Durch die Imagination und das anschließendende Malen des Baumes wurde es den Teilnehmerinnen und Teilnehmern möglich, mit ihrer eigenen inneren Lebendigkeit in Kontakt kommen.

Literatur: Standard

Autor: Neuen, Christiane