Nikolaus

Aus symbolonline.eu
Version vom 19. Oktober 2023, 16:51 Uhr von Anlumue (Diskussion | Beiträge) (1 Version importiert)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Keyword: Nikolaus

Links: Advent, Gericht, Überich, Weihnachten, Weise/r, alte/r

Definition: Der Nikolaus ist eine volkstümliche, ganz in Rot gekleidete Gestalt mit großer Mütze, langem Gewand, wallendem Bart, Sack und Rute, die nach einem alten Brauch den Kindern am 6. Dezember Geschenke bringt.

Information: Zur Adventszeit gehören eine Vielzahl von Feierlichkeiten. Die bekannteste ist in unseren Breiten die des heiligen Nikolaus, dessen Todestag seit alters am 6. Dezember gefeiert wird. Um 300 wurde Nikolaus Bischof in Myra, Kleinasien (heute: Demre) geboren. Historisch ist nicht viel von ihm verbürgt. Während einer Christenverfolgung wurde er misshandelt. Weil er mildtätig war, wurde er zum Inbegriff des gütigen Nothelfers. Er war einer der am meisten verehrten Heiligen und ist Patron von über zweitausend Kirchen.

Ursprünglich war der Nikolaustag auch der Tag der Weihnachtsbescherung. In einigen Ländern ist es heute noch so. Wegen der Haltung der Reformatoren gegen die Heiligenverehrung wurde die Bescherung in vielen Ländern auf den Weihnachtstag verlegt. Der heilige Nikolaus wird traditionell im Gewand eines katholischen Bischofs dargestellt. Die Farbgebung rot-weiß war in vielen Gebieten üblich. Die traditionelle Nikolausfigur trägt Mitra, Hirtenstab und einen langen Bischofsmantel. Die rot-weiße Farbgebung wurde in der Darstellung des Weihnachtsmanns übernommen, nicht aber die bischöflichen Symbole. Der heilige Nikolaus wurde oft von einer Art „Schattengestalt" von ihm, dem Kinderschreck Knecht Ruprecht begleitet.

Seit dem 16. Jahrhundert gibt es solche angstauslösenden Schreckfiguren, die Eltern in der Erziehung ihrer Kinder einsetzten. Oft vermischten sich beide Gestalten auch zu einer.

Interpretation: Hinter diesem St. Nikolaus versteckte sich der Weltrichter mit dem „Buch des Lebens", das alle Sündenregister enthält. Die religionsgeschichtlichen Wurzeln des Weltgerichts reichen weit zurück. Alle Religionen kennen ein jenseitiges Gericht, dem keiner entrinnt. Im alten Ägypten, in Iran und China, im Judentum, Christentum und Islam werden die Sünden akribisch ermittelt und geahndet (vgl. Kaufmann 1994). Im archaisch-mythischen Zeitalter steuert alles Leben auf das Jüngste Gericht zu, und jeder bangt: „Kann ich bestehen, wenn die Fanfare ertönt und das Buch des Lebens aufgeschlagen wird?" Heute hat der Nikolaus seine dunklen Seiten weitgehend verloren und wird immer mehr vom gutmütigen amerikanischen Santa Claus-Typus abgelöst, der mit einem von Rentieren gezogenen fliegenden Schlitten reist, heimlich durch den Kamin in die Häuser steigt und dort die Geschenke verteilt. Nun fürchtet ihn niemand mehr; aber es nimmt ihn auch niemand mehr ernst. Er ist kein tiefgründiges Symbol mehr, wie es Maria ist, das Symbol für eine spirituelle Einstellung, die rettende Ideen zur Welt bringt.

Literatur: Standard

Autor: Kaufmann, Rolf