Menhir

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Keyword: Menhir

Links: Achse, Phallus, Ritual, Stein

Definition: Der Menhir (bretonisch-keltisch: ragender Stein), ist ein in prähistorischer Zeit (Jungpaläolithikum) gesetzter Langstein.

Information: Menhire kommen in der Megalithik (griech. großer Stein) in Europa, Nordafrika, Syrien und Palästina vor. Unbehauene Menhire stehen häufig in Gruppen oder in langen Reihen (Carnac, Bretagne). Zu Kreisen oder Rechtecken angeordnet begrenzen sie einen Kultplatz (Urform des Tempels). Einzeln stehende Menhire können bis zu 20 Meter hoch sein und sind oben konisch zulaufend behauen; ornamentale Verzierungen kommen vor, auch erste Ansätze zu anthropomorpher Gestaltung (Korsika).

Interpretation: Darüber was sie denen, die sie errichtet haben, bedeuteten, ist wenig bekannt. Sicher hatten sie jedoch eine magisch religiöse Funktion. Als Symbol der Dauer und der Unverweslichkeit stehen sie im Zusammenhang mit dem Ahnen- und Totenkult (Ahne, Ahnen). Ihre phallische Form bringt sie in Beziehung zur männlich-geistigen Schöpferkraft und läßt an das indische Lingam denken. Möglicherweise besteht auch eine Verbindung zur Vorstellung von der Weltachse, der von der Erdmitte aufstrebenden, irdische und himmlische Welt zusammenfassenden Vertikale. Auch der die Mitte des Kosmos symbolisierende Nabel der Welt (Omphalos) ist von vergleichbarer Bedeutung. Brauchtum, Sagen und Märchen können Hinweise auf die ursprüngliche Bedeutung der Menhire geben, z. B. erhofften sich junge Frauen von der Berührung der Steine Fruchtbarkeit. Eine Sage berichtet, dass die Menhire an Weihnachten lebendig werden und zum Meer wandern, um sich zu waschen (Wandlung, Erneuerung). Auch wurden Schätze an ihrem Fuß vermutet wie in dem Märchen "Die Steine von Plouhinec". Der redliche Schatzsucher wird belohnt, der unehrliche zerschmettert.

In der analytischen Psychologie kann der Menhir als Symbol verschiedenes aussagen, je nach dem Kontext, in dem er in Erscheinung tritt. In der Kindertherapie sind phallische Elemente wie Türme, spitze Bäume, Langsteine, einzeln gestellte Säulen u. ä. ein Hinweis auf die Entwicklung des Kindes im archetypisch väterlichen Raum; bei Jungen auf die männliche Identitätsentwicklung.

Eine Frau in mittleren Jahren gestaltete folgendes Sandbild: Beinahe verborgen von einem dichten Wald befindet sich ein Hügel. Auf seiner Spitze ein länglicher, oben oval geformter Stein. Von allen vier Himmelsrichtungen führen Treppenstufen (Treppe, Stufen) zu dem Steinmal. In der Aufsicht sieht die Gestaltung aus wie ein Mandala. Hier erscheint der Menhir als Symbol des Zentrums und der Achse in den männlich-geistigen Bereich der Psyche. Das Bild lässt sich als Symbol des Selbst verstehen.

Literatur: Standard, Von Reden (1989)

Autor: Daniel, Rosmarie