Lehrer

Aus symbolonline.eu
Version vom 19. Oktober 2023, 16:51 Uhr von Anlumue (Diskussion | Beiträge) (1 Version importiert)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Keyword: Lehrer

Links: Buch, Logos-Prinzip, Psychopompos, Saturn, Weise, alte, Weiser, alter, Wort

Definition: Ein Lehrer ist jemand, der an einer Schule, einer Hochschule, Universität oder sonstigen Bildungseinrichtung unterrichtet oder in bestimmten Kenntnissen und Fähigkeiten ausbildet. Er hat oft eine Vorbildfunktion in der Anwendung des Wissens, seiner Fähigkeiten oder seiner Persönlichkeit.

Information: Schulische Einrichtungen, das heißt von Lehrern betreute Formen des Lernens, sind so alt wie die menschlichen Hochkulturen, allgemeine Bildung dagegen ist ein vergleichsweise junges Phänomen. In Westeuropa seit dem frühen 17. Jahrhundert programmatisch entwickelt, ist erst seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert allgemeine Bildung in Europa und Nordamerika, dann auch in Asien, z. B. in Japan, Wirklichkeit geworden.

»Allgemeine Bildung« umfasst den Anspruch, »alle alles zu lehren«, wie es Comenius 1657 formulierte. Das bedeutet für den Lehrer, die Heranwachsenden unabhängig von Herkunft und Stand zu bilden und sie in öffentlichen Schulen mit den Grundlagen der Kultur vertraut zu machen. Dabei sollen die Lernenden nicht allein Kenntnissen und Fertigkeiten erwerben, sondern auch übertragbare Kompetenzen. Es geht um das »Lernen des Lernens«. Diese Formel Wilhelm von Humboldts aus dem Jahr 1809 zeigt, auf was es bei der allgemeinen Bildung bis heute ankommt: Das Ziel des Bildungsprozesses ist erreicht, wenn die Lernenden selbst handlungsfähig geworden sind.

Die Reformpädagogik (1890 – 1930, wichtige Vertreter u. a. M. Montessori, G. Kerschensteiner) entwickelte eine Pädagogik vom Kinde aus, der Lehrer sollte die individuelle Selbsttätigkeit des Heranwachsenden ins Zentrum rücken. Die Reformpädagogik führte zu neuen schulischen Formen (u. a. Gesamtunterricht, Gruppenunterricht, Schülermitverwaltung, Arbeitsgemeinschaften, Werken, Gymnastik) und entwickelte zusätzliche Erziehungsfelder (Jugendbewegung, Erwachsenenbildung, Kunsterziehung).

Eine staatliche Ausbildung zum Volksschullehrer und eine eigenständige Gymnasiallehrerbildung entwickelte sich in Deutschland ab der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts. Erst nach 1945 wurden das Abitur und die akademische Ausbildung für alle Lehrer verbindlich.

Der Begriff "Pädagogik" kommt aus dem Griechischen und meint "Erziehungskunst". Der Pädagoge, der Lehrer, wäre demnach ein "Erziehungskünstler". Das berührt die tiefste Dimension des Symbols "Lehrer, Lehrerin", nämlich den Alten Weisen, in der astrologischen Symbolik als Saturn bekannt. Der junge Mensch (aber auch der Erwachsene) wird vom Alten Weisen in seinen schöpferischen Fähigkeiten und seiner Zukunftsoffenheit gebildet, geführt und geformt – damit die je eigenen Anlagen zur individuellen Ausformung gelangen, wie es sich z. B. die Reformpädagogik zum Ziel gesetzt hatte. Im positiven Pol hilft der Archetyp des Alten Weisen oder des Saturns in seiner formbildenden Kraft, Wissen zu vermitteln und dabei den Charakter des Heranwachsenden auszubilden.

Der Alte Weise bzw. Saturn ist der Bewusstmacher. Sein nüchterner, objektiver Blick analysiert und strukturiert. Begriffe, Sprachen, Zahlen, Messen, Unterscheiden, Isolieren, Abstrahieren und Konzentrieren sind einige seiner Mittel, mit denen er Ordnung, und Übersicht schafft und bewusste Erkenntnis ermöglicht. Er vermittelt Konzentrationsfähigkeit, Geduld und Ausdauer, gutes Erinnerungsvermögen, Disziplin und Willenskraft, Beständigkeit und Zuverlässigkeit, Besonnenheit, Geduld und Mäßigung.

Der negative Pol dieses Archetyps zeigt sich in einer lebensfeindlichen, abwertenden Wirkung. Alle Dynamik wird gebremst, alles Fließen versandet, Enttäuschung und Resignation breiten sich aus. Kronos, der griechische Name für Saturn, verschlang seine eigenen Kinder, d. h. er zerstörte das, was sich in der Zukunft entfalten, was wachsen wollte, aus Angst vor Veränderung und davor, von der nächsten Generation überwachsen und entthront zu werden. Der Alte Weise in seinem negativen Pol bringt enge Gesetze, Strafe, Abwertung hervor. Diese negativen archetypischen Energien erfuhren und erfahren viele Schüler leidvoll an ihrer Lehrern.

Der psychoanalytische Begriff "Über-Ich" und der Begriff "Animus" aus der Analytischen Psychologie überschneiden sich mit den Symbolkreisen des Saturn bzw. des Alten Weisen. Auch in der Figur des Lehrers/der Lehrerin kommt die beschriebene Bandbreite von positiven bis negativen archetypischen Energien zum Ausdruck, und jeder Mensch, der diesen Beruf ausübt, ist ihnen ausgesetzt und herausgefordert, sie zu gestalten.

Autor: Claus, Waltraud

Literatur: Standard