Altar
Keyword: Altar
Links: Abendmahl, Christus, Jesus, Tisch
Definition: Altäre (ursprünglich erhöhter Aufsatz auf dem Opfertisch, Opferherd, Brandaltar) sind aus der Antike als Außenanlagen zur Ehrung der Götter bekannt, z. B. der gigantische Pergamona, im abendländisch christlichen Kulturkreis finden sie sich meist in geschlossenen Räumen, seit Etablierung des Christentums in den Kirchen.
Information: Religionsgeschichtlich betrachtet sind vier Grundformen zu unterscheiden: Als Thron Gottes kennzeichnet der Altar den Ort für die Erscheinung Gottes. Als Tisch dient der Altar zur Darbringung der Opfergaben. Im AT wird z. B. berichtet, dass Mose, Abraham u. a. einen Altar bauten, um zu opfern. Eine Redewendung weiß, dass manchmal etwas auf dem Altar der Freundschaft, Gerechtigkeit o. ä. geopfert werden muss. Der Altar als Herd ist Stätte des Feuers im Haus wie im Tempel. Schließlich dienen Grab und Grabhügel als Altar, an dem die Ahnen und chthonische Gottheiten in Natur- und Mutterreligion verehrt werden. Im Christentum bildeten sich vier Hauptformen des Altars heraus. Tischaltar, Blockaltar, (Träger der Tischplatte ist ein rechteckiger Steinblock; Kastenaltar (in kastenartigem Hohlraum wurde eine Reliquie oder der Kirchenschatz aufbewahrt); Sarkophagform. Der Altar ist in den modernen Auffassungen des Christentums nicht mehr Opferstätte, sondern "Tisch des Herrn", an dem sich Gott und die Gemeinde beim Abendmahl begegnen. Lediglich zum Erntedankfest werden noch Gaben an den Altar gebracht. Ansonsten werden Opfer- und Dankgaben als Geld gespendet und in den Opferstock oder Klingelbeutel eingeworfen.
Interpretation: Im Aberglauben wird der Altar mit magischen Vorstellungen und wunderkräftigen Wirkungen ausgestattet. So befreit der Sand, der vor dem Altar liegt, von Behexung, unter den Altar gestelltes Wasser wirkt wundertätig. Im Märchen: "Die verwünschte Prinzessin" versteckt sich der Held hinter dem Altar, um vor der Übermacht des Dämonischen geschützt zu sein. In C. G. Jungs Deutungen der Visionen des Zosimos wird der Aufstieg zum heiligen Altar mit einer Schale, in der Wasser brodelt und Menschen gekocht werden, als psychischer Wandlungsprozess bei der Individuation verstanden. Eine Frau zum Altar führen, also heiraten, kann ganz konkret wie auch symbolisch, sowohl objekt- wie subjektstufig eine Entwicklungsstufe des Ich darstellen.
In aktiven Imaginationen und Träumen ist der Altar meistens ein spirituelles Symbol und vermittelt eine Beziehung zum Heiligen oder einer transzendenten Wirklichkeit. In seiner Erhöhung und Heraushebung aus dem Kirchenraum spiegelt sich für viele Träumer die Erhöhung der Seele zu Gott. Manche assoziieren zum Altar ein inneres Zentrum und bringen es mit dem Selbst in Beziehung.
Literatur: Hark (1987); Standard
Autor: Hark, Helmut