Krippe
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Definition: Krippe mhd. krippe, ahd. krippa, eigtl. = Flechtwerk, Geflochtenes. Meistens aus Holz gefertigte Konstruktion, aus der Haus -, Nutz- und Wildtiere vorwiegend Heu zu sich nehmen können.
Information: In der Symbolik ist die Krippe der Ort, in dem Jesus, das göttliche Kind, zu finden ist. Das Lukasevangelium erzählt, dass Maria und Josef keine Herberge fanden in Betlehem und daher ihr neugeborenes Kind in Windeln wickelte und in eine Krippe legte (Lukas 2, 6f). In Wirklichkeit war die Unterkunft wahrscheinlich eine Höhle bei Betlehem, die von Hirten genutzt wurde, um bei Unwetter ihr Vieh unterzustellen, und die Krippe nicht aus Holz, sondern wahrscheinlich eine Höhlung in der Felswand. Auf zahlreichen Gemälden aber wird eine Holzkrippe dargestellt. Diese Geburt im Stall gilt als Zeichen der Armut und niedrigen Herkunft des Kindes, sie wird durch die Botschaft der Engel an die Hirten von Betlehem als Zeichen für die reale Geburt des Christus genannt (Lukas 2, 12). Auf Geburtsgemälden erscheinen neben Maria und Josef die Engel, die Hirten, ein Ochse und ein Esel, darüber ein Stern. Die Tiere erinnern an ein Wort des Propheten Jesaja: "Der Ochse kennt seinen Meister, und der Esel die Krippe seines Herrn" (Jes 1, 3). Da das Christentum in Westeuropa unter Analphabeten verbreitet wurde, war die bildliche Darstellung biblischer Geschichten, ursprünglich auf Reliefs und Kapitellen ein wesentlicher Teil der Mission. Einen besonderen Impuls hat Franz von Assisi gegeben, der die Krippe in der Form erfand, wie sie heute weit verbreitet ist: Frei stehende Figuren, das Kind in der Krippe, Maria und Josef, Ochse und Esel, Engel und anbetende Hirten samt ihren Schafen, darüber der Stern. Dazu treten meistens noch die drei Weisen aus dem Morgenland, deren exotischer Reiz durch prächtige orientalische Gewänder und ihre Kamele hervorgehoben wird. Dieses Ensemble gehört in Tausenden von Varianten zu den Weihnachtsbräuchen; Krippen stehen in Kirchen und Privathäusern. Schon im Mittelalter und bis heute treten dazu Krippenspiele, in denen die Weihnachtsgeschichte des Lukas (Lukas 2) und die von den Weisen aus dem Morgenland (Mattäus 2) nachgespielt, phantasievoll ausgestaltet und mit Musik und Liedern begleitet wird.
In der Frömmigkeitsgeschichte ist die Krippe vor allem Symbol für die Inkarnation Gottes in Gestalt eines Kindes. Dieses Symbol wird unterstrichen durch die Verehrung Marias als Gottesgebärerin und jungfräuliche Mutter. Der Stern und die Verehrung des Kindes durch die Weisen aus dem Morgenland deutet auf die Heilsbedeutung dieser Geburt für alle Völker hin. In den letzten Jahrzehnten wurde oft hervorgehoben, dass über der Krippe bereits das Kreuz aufscheint als Hinweis auf den Leidensweg des Christus auf Erden. Schon seine Geburt im Stall und seine anschließende Flucht nach Ägypten weisen auf das solidarische Mitleiden Gottes in Christus und sein Erlösungswerk hin. Die Weihnachtsgeschichte des Lukas kann aber auch als Erzählung von einer neuen Schöpfung gedeutet werden. Dies wird an den Krippendarstellungen anschaulich, die Irdisch-Leibliches (Kind, Mutter, Höhle, Tiere) und Himmlisches (Stern und Engel) gemeinsam zeigen, verbunden durch dies eine Geschehen.
Trotz Tausender von Krippendarstellungen, die auch von der Werbung genutzt werden, wird die Weihnachtsgeschichte des Lukas mit der wunderbaren Geburt Jesu und die ihr entlehnte Krippe samt ihrer Deutung kaum noch ernst genommen. Die historisch-kritische Exegese hat Zweifel angemeldet an der historischen Zuverlässigkeit der Erzählung. Die Geschichte bei Lukas sei eher Deutung der Inkarnation und Hervorhebung der Bedeutung Jesu. Von zahlreichen Persönlichkeiten waren mythische Erzählungen von ihrer besonderen Geburt in der Antike verbreitet. Auch sie erzählen von der Geburt des göttlichen Kindes in einer Höhle, so etwa der von Mithras. Die Kritik am Verständnis der Jungfrauengeburt trägt außerdem zur Distanz bei. Viele klagen eher über die Ausbeutung der Krippenfiguren durch die Werbung. In den Kirchen sind sie aber nach wie vor verbreitet. Sie werden heute zum Anlass genommen, um für arme Kinder in aller Welt Spenden zu sammeln.
Interpretation: Es gibt wohl kaum ein bekannteres Bild der Kontemplation als das der Krippe. Da die meisten es von Kind auf kennen, verbindet es sich mit ebenso schönen wie schmerzhaften Kindheitserinnerungen.
Die Krippe und Krippenspiele gehören zu den volkstümlichen Bräuchen, die zahlreichen einfachen Handwerkern und Künstlern, Schriftstellern, Sängern, Musikern und Kindern bis heute Motiv und Anlass für eigene kreative Gestaltungen geben. Für Kinder ist die Mitwirkung bei einem Krippenspiel oft ein beglückende Erlebnis, das ein Leben lang nachwirkt. Auch wenn die Krippe zu einer Märchenwelt zu gehören scheint, hat sie doch bis in die Gegenwart ihren Zauber bewahrt.
Die vergleichende Religionswissenschaft zeigt, dass der Mythos von der Geburt eines göttlichen Kindes weit verbreitet ist. Insbesondere das Interesse an indischen und buddhistischen Mythen, die von den Avatara erzählen, bringt auch ein neues Verständnis für die Christgeburt. Die These, die bereits im Mittelalter vertreten wurde: "Gott wurde Mensch, damit wir Götter würden" wird auf neue, wenn auch nicht kirchlich-christliche Weise aufgenommen. Auch die verbreitete Vorstellung von der Reinkarnation, die sich ausdrücklich gegen die christliche Lehre richtet, wirft ein neues Licht auf die Krippe. Das Symbol kann daher heute aus sehr verschiedenen Perspektiven betrachtet werden. Das Bild von der Krippe sagt, dass Geistig -Göttliches in Menschengestalt erscheint, was eine Hervorhebung des Menschen im Gesamt der Schöpfung bedeutet. Der Geist hat die Tendenz herabzusteigen, um das Irdische zu durchdringen. Das Menschenkind hebt den Kontrast nochmals hervor, ebenso seine irdische Armut und Schutzlosigkeit. Dass es trotz niedriger Herkunft und Verfolgung durch Engel und Traum bewahrt wird, weist hin auf seine geistig -seelische Kraft im Unterschied zu den Mächten der Gegenwart.
Beim spontanen Malen aus dem Unbewussten erscheinen häufig kindhafte Gestalten als Symbole für das eigene innere Sein. Sind sie auch durch Stürze in den Abgrund, durch Feuer und Wasser bedroht und fast vernichtet, erscheinen sie dennoch auch immer wieder bewahrt und geheilt. Meer und Baum, Blume und Licht sind die elementaren Umgebungen, in denen das Kind sichtbar wird.
Literatur: Standard
Autor: Wöller, Hildegunde