Korb
Keyword: Korb
Links: Gefäß, Nest, Wiege, Schoß
Definition: Der Korb (mittelhochdeutsch korp, althochdeutsch chorp, wahrscheinlich lateinisch corbis: Korb, ursprünglich: Geflochtenes) ist ein leichter, fester, nachgiebiger Behälter aus geflochtenem Material (Flechten), der durch Korb-Flechterei für vielerlei Zwecke hergestellt wird, steht heute auch für nicht aus Flechtwerk bestehende Behältnisse mit durchbrochenen oder glatten Wandungen.
Information: Körbe sind seit Jahrtausenden ein unerlässlicher Bestandteil des Alltagslebens, und viele Menschen verbringen ihre ersten Lebenstage in einer geflochtenen Wiege. Aus der Bibel (2. Buch Mose 2, 3) erfahren wir, dass der Korb, in dem Moses auf dem Nil ausgesetzt wurde, aus Binsen oder Papyrus bestand und mit Schlamm oder Pech beschichtet war.
Die Kunst des Flechtens von Körben entstand wahrscheinlich vor etwa 12000 Jahren, zeitgleich mit den ersten landwirtschaftlichen Methoden und der Etablierung sesshafter Gemeinden, denn an diesen Orten wurden die ältesten Flechtwerke gefunden. Literarische Belege für die Korbflechterei finden wir in vielen Quellen, so bei Herodot, der die runden Korbboote beschrieb, die auf dem Tigris eingesetzt wurden.
Die ersten Körbe wurden schon vor so langer Zeit hergestellt, dass sie bereits in alten Mythen erwähnt werden. Genaueres weiß man nicht, aber einige der frühesten Keramiken, die man in Mesopotamien gefunden hat und die aus der Zeit um 3000 v. Chr. stammen, weisen Eindrücke von Matten und Körben auf der Oberfläche auf. Im deutschsprachigen Raum wurden am Bodensee Körbe ausgegraben, die der jüngeren Steinzeit bzw. der Bronzezeit zugeordnet werden.
Der uralte Beruf des Korbflechters ist vor allem bei den Urvölkern lebendig geblieben, dagegen stirbt dieses Handwerk in den westlichen Industrieländern immer mehr aus. Ein guter Korb wird heute noch im ursprünglichen Verfahren hergestellt: Der Aufbau eines Korbes muss von Anfang bis zum Randabschluss eine Einheit bilden.
Die gebräuchliche Redewendung "Einen Korb bekommen" nimmt darauf Bezug, dass in früheren Zeiten Frauen gelegentlich ihren Liebhaber in einem Korb zu sich hochziehen ließen. Genau in diesem Zusammenhang taucht der Korb in F. Fellinis "Julia und die Geister " (1965) auf. War der Liebhaber ungebeten oder nicht genehm, bekam er einen Korb mit brüchigen Boden, durch den er auf die Erde zurückfiel; später wurde es auch üblich, einem abgewiesenen Freier einen kleinen Korb ohne Boden zu überreichen.
Interpretation: Symbolisch steht der Korb für den mütterlichen Schoss; mit Früchten gefüllt wurde er unter anderem auch als Attribut von Fruchtbarkeitsgöttinnen (z. B. der Artemis v. Ephesos) verwendet. Ein Körbchen, mit Rosen und Früchten gefüllt, findet sich auch bei der Heiligen Dorothea, die im späten Mittelalter vor allem in Deutschland sehr verehrt und vielfach dargestellt wurde, sowohl zum einen in der Reihe der 14 Nothelfer als auch allein als Helferin in Kindesnöten. Dieses Körbchen wird ihr von einem Knaben gereicht, der manchmal durch einen Kreuznimbus als Jesusknabe gekennzeichnet ist.
Die Freude an Körben, die heute noch aus natürlichen Materialien hergestellt werden, kann eine Verbindung zur Natur und zu einem natürlichen, ganzheitlichen Lebensstil symbolisieren.
Literatur: Standard
Autor: Heinke, Ellen