Pfingsten

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Keyword: Pfingsten

Links: Atem, Christentum, Geist, Gott, Gottesbild Individuation, Logos-Prinzip, Pneuma, Selbst

Definition: Das Wort Pfingsten leitet sich vom grch. pentekoste (der 50.) ab, dem 50. Tag nach Ostern.

Information: An Pfingsten haben die Jünger Jesu den heiligen Geist empfangen: "Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie waren. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder.

Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen, in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab." (Apg. 2, 2-4).

Auch jeder wahrhaft gläubige Christ kann nach christlicher Auffassung an diesem Tag durch den Heiligen Geist wiedergeboren werden und damit zu dessen Tempel werden. Als „Pfingstwunder“ wird die wunderbare Fähigkeit der Jünger verstanden, in allen Sprachen zu sprechen und alle Sprachen zu verstehen, womit die „babylonische Sprachverwirrung“ aufgehoben wird, mit der Gott die Menschen für den Turmbau zu Babel bestraft hatte.

Interpretation: Der Pfingst-Mythos enthält zwei archetypische Symbole, den Wind-Atem-Geist und das Feuer (Feuerzungen).

Der Wind-Atem-Geist: Das lat. Spiritus, das grch. Pneuma und das hebr. Ruach bedeuten "Geist, Seele, Lebenshauch, Odem, Gedanken, Gesinnung, Mut, Seufzen, Wutschnauben, Begeisterung, Leidenschaft, Verzückung, Weissagegeist, Dichtergeist, Enthusiasmus, Ekstase." Am 50. geschieht Aufwühlendes; eine „Be-geisterung“ überflutet die Christusgläubigen, welche die stürmische Erfahrung machen, dass das Gesetz vom Sinai überwunden ist: „Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit“ (2. Kor. 3, 17)! Der Geist kann nun nicht mehr in Buchstaben eingefangen werden: „Der Buchstabe tötet; der Geist aber macht lebendig“ (2. Kor. 3, 6)! Es geht nicht mehr um den Buchstaben des Gesetzes, sondern um den Geist, der hinter dem Ganzen steht.

Das Feuer: Von allen Elementen der Alten stand das Feuer dem Göttlichen am nächsten. Auch in der Bibel offenbart sich Gott vorwiegend im Feuer. „Als sich die Sonne zum Untergang neigte, fiel ein Tiefschlaf auf Abram, und ein grosser Schrecken überfiel ihn: Ein rauchender Ofen und eine Feuerfackel, die hin und her fuhr. So schloss der Herr mit Abram einen Bund" (1. Mose 15, 12. 17). Dem Moses offenbart sich Gott im brennenden Dornbusch (2. Mose 3, 2), und als Feuersäule geht er nachts seinem Volk voran (13, 21). Die grandioseste Feueroffenbarung ereignet sich am Sinai: Der Gottesberg ist mit Rauch bedeckt; der Herr ist im Feuer und lodert auf dem Gipfel wie ein gierig fressendes Feuer (19, 18; 24, 17). Im Thomas-Evgl. sagt Jesus: „Wer mir nahe ist, ist dem Feuer nahe; wer mir fern ist, ist fern vom Leben.“ Log. 82)

So lässt sich in den Feuerzungen ein Symbol für obere geistige Kräfte im Menschen sehen. Dass die Feuerzungen vom Himmel herab kommen und nicht aus dem Dunkel der Erde herauf steigen, zeigt, dass hier kein niederer Trieb, keine höllische Leidenschaft zur Darstellung gelangt, sondern ein oberer, heller, feinstofflicher, geistiger, unfassbarer Geist. Das Feuer züngelt zerteilt (domestiziert) über den Köpfen der Gläubigen; das Zerteilen des Einen in die Zwei weist auf Bewusstwerdung und Beherrschung der Leidenschaft hin.

Die zerteilten Feuerzungen symbolisieren christliche Tugenden wie Erkenntnis, Vernunft, Erleuchtung, Selbstbeherrschung, Verständnis, Mitmenschlichkeit, Nächstenliebe, Barmherzigkeit, Herzlichkeit und Herzenswärme. Der Pfingst-Mythos zeigt die historische Aufgabe der Kirche: die Bildung des „höheren Menschen“. (Individuation, Selbst)

Literatur: Standard

Autor: Kaufmann, Rolf