Perfectio
Keyword: Perfectio
Links: Alchemie, Alchemie, Phasen der Hermaphrodit, Rot, Selbst, Stein der Weisen
Definition: Bei der Perfectio handelt es sich um einen Begriff aus der Alchemie, der die Eigenschaft der höchsten Vollkommenheit des Steins der Weisen bezeichnet, dessen Grad der Perfektion noch höher als der von Gold ist. Er wird deshalb auch als plusquamperfect (überperfekt) bezeichnet.
Information: Die Stufe der Perfectio wird erst mit der Vermehrungs- (multiplicatio) und Übertragungsfähigkeit (proiectio) des Lapis erreicht. Die Farbe der Perfectio ist Rot (Rubedo).
Interpretation: Der Perfectio entsprechen paradoxe Symbole wie z. B. der männlich-weibliche Hermaphrodit, durch den die Gegensätze überwunden und auf einer höheren Ebene zu einem vollkommenen Ganzen vereinigt werden. Er bedeutet Anfang und Ende des alchemistischen Opus wie auch Anfang und Ende der Weltschöpfung. Bild 17 des Rosarium philosophorum bringt den Hermaphroditen zur Darstellung und ist mit „ostentio perfectionis“ (Darstellung des Vollkommenheit) überschrieben. Weitere Symbole der Perfectio sind in diesem Bild das rebis (res binae, das Zweifache in einem Ding), auch arbor philosophica genannt, die dreiköpfige Schlange, welche die vollkommene Vereinigung von Körper, Seele und Geist symbolisiert, und der Pelikan. Bild 20 des Rosarium zeigt die Perfectio durch Christus (vgl. Parallele von Lapis und Christus) mit seinem vollkommenen Leib der Auferstehung (corpus glorificationis), der „aller Makel bloß“ ist. Auch geometrische Figuren wie Kreis, Dreieck und Quadrat (Mandala) verdeutlichen die Vollkommenheit des Steins.
Durch das Opus magnum will der Alchemist die Natur bzw. den Makrokosmos zur Vollkommenheit bringen und damit auch den göttlichen Anthropos bzw. filius macrocosmi erlösen, der in der unvollkommenen Materie gefangen war. Der damit verbundenen Gefahr der Inflationierung durch das Unbewusste kann der Alchemist nach Jung (GW XII, S. 404f) nur durch Bezug auf das Selbst entgehen. Beim Selbst, dem psychologisch die Perfectio zuzuordnen ist, geht es aber weniger um Vollkommenheit als um Vollständigkeit.
Literatur: Standard
Autor: Krapp, Manfred