Dreieinigkeit

Aus symbolonline.eu
Version vom 19. Oktober 2023, 16:51 Uhr von Anlumue (Diskussion | Beiträge) (1 Version importiert)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Keyword: Dreieinigkeit

Links: Drei, Dreieck, Gottesbild, Selbst

Definition: Dreieinigkeit ist eine Übersetzung des lat. Trinitas, grch. Trias. Die (Heilige) Dreifaltigkeit, Dreieinigkeit oder Trinität bezeichnet in der christlichen Theologie die Wesens-Einheit von Gott Vater, Sohn (Jesus Christus) und Heiliger Geist.

Information: Religionsgeschichtlich steht das christliche Gottesbild in der Mitte zwischen dem streng monotheistischen (jüdischen und muslimischen) Glauben an einen einzigen Gott und der Verehrung von polytheistischen Götter-Triaden, der hinduistischen Trimûrti: Brahma-Vishnu-Shiva (Schöpfer-Erhalter-Zerstörer), der ägyptischen Trias: Osiris-Isis-Horus und dem babylonischen Dreigestirn: Sin-Schamasch-Ischtar (Mond, Sonne, Morgenstern).

Im christlichen Verständnis ist der Dreieinige Gott als Vater, als Sohn und als Heiliger Geist. Letzterer geht in der Westkirche vom Vater wie vom Sohn aus; die patriarchale Ostkirche lehnt jedoch das filioque (und vom Sohn) ab.

In der Bibel spielt die heilige Dreizahl eine grosse Rolle. In der Vision des Jesaja wird Gott dreifach gepriesen: "Heilig, heilig, heilig ist der Herr" (Jes. 6, 1 ff. ). Bei der Eiche von Mamre erscheint Gott dem Abraham in der Gestalt von drei Engeln (1. Mose 18). Die drei Wurzeln der Menschheit bilden die Stammväter: Sem, Ham und Japhet. Dreimal täglich betet Daniel auf den Knien zum Allmächtigen (Dan. 6, 11). Aarons Segen ist ein dreifacher (4. Mose 6, 24). Der hohen jüdischen Feste sind drei: Pessach, Wochen- und Laubhüttenfest. Der jüdische Tempel hat drei Teile: den Vorhof, das Heiligtum und das Allerheiligste. Nach drei Tagen, gemäß der Schrift, aufersteht Jesus, und seine Jünger taufen auf den dreifaltigen Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Paulus spricht von der heiligen Trias: Glaube, Hoffnung, Liebe (1. Kor. 13). In der Liturgie wird dreimal das Agnus Dei gebetet und dreimal an die Brust geschlagen beim Rezitieren des mea culpa, mea culpa, mea maxima culpa; drei Mal wird untergetaucht bei der Taufe in der Alten Kirche, und an Ostern wird drei Mal gerufen: "Christ ist erstanden, wahrhaftig erstanden, Halleluja!" Und der bischöfliche Segen besteht aus dem dreifachen Kreuzeszeichen.

Interpretation: Die Tiefenpsychologie erkennt in der Vorstellung vom dreieinigen Gott eine Projektion der dreieinigen Psyche: Gott-Vater ist eine Projektion des Selbst (der unbewussten Führungsinstanz, des innersten Du). Gott-Sohn, der Gottmensch, ist eine Projektion des bewusst werdenden, sich inkarnierenden Selbst (dieses wächst im Laufe der Zeit aus dem Unbewussten heraus und wird Mensch, d. h. bewusst). Der heilige Geist, der vom Vater und vom Sohn ausgeht und beide verbindet, ist die Projektion jener psychischen Kraft, die Ich und Selbst verbindet.

Für C. G. Jung war die Vorstellung von einem dreieinigen Gott zu wenig geerdet. Er unterstützte darum das 1950 vom Papst erlassene Dogma der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel, weil er darin eine Aufwertung des Leiblichen und Weiblichen, den Anfang einer Integration des Irdischen ins Göttliche sah. Er plädierte für eine Ergänzung der Trinität zur Quaternität und forderte ein quaternäres, kreuzförmiges Gottessymbol, das dem Selbst entspricht. Erst die Vier ist vollständig.

Literatur: Standard

Autor: Kaufmann, Rolf