Denken

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Keyword: Denken

Links: Blau, Dach, Kopf, Licht, Logos-Prinzip, Luft, Oben, Orientierungsfunktionen, Sonne

Definition: Denken ist eine geistige Tätigkeit und eine der vier psychischen Orientierungs- oder Grundfunktionen (neben Fühlen, Empfinden und Intuieren).

Information: Unter Denken verstehen wir eine urteilende und nach den Kriterien "richtig" oder "falsch" entscheidende Geistestätigkeit, die streng logisch arbeitet und mit dem rationalen Verstand zusammenhängt. Früher wurde mit "Denken" – so auch heute noch in manchen philosophischen Systemen – jedwede Art von Bewusstseinstätigkeit bezeichnet. Das ist gemeint, wenn Heidegger sagt: "Im Denken lichtet sich das Sein."

Interpretation: Denken ist kein Symbol, sondern ein psychologischer Begriff. Die Denk-Funktion des Denkens wird im unbewussten Material aber oft symbolisch veranschaulicht. Denn neben der direkten Darstellung der Denkfunktion durch eben diese Aktivität (Denkäußerungen oder echte Gedanken des Traum-Ich) ist es in Traum, unbewusst gemalten Bildern oder aktiver Imagination insbesondere die Farbsymbolik, die einen Hinweis auf das Denken gibt.

Und zwar wird das Denken häufig durch die Farbe Blau dargestellt. Blau als Farbe des Himmels und der Atmosphäre (das blaue Wasser ist nur eine Spiegelung der Luftfarbe) ist besonders geeignet, diese Funktion zu repräsentieren. Ferner ist es die Kühle und Ferne-Betonung dieser Farbe (die auch die Farbe des Eises ist), die dem Denken verwandt ist, da das urteilende Denken immer eine Distanz zwischen sich und dem Denkobjekt schafft, weshalb wir im Extremfall sogar vom "kalten Denken" sprechen.

In unbewussten Malereien bedeutet das Überwiegen von Blau eine – zumindest momentane – Dominanz oder Hervorhebung der Denkfunktion beim Malenden, wobei natürlich auch die Formelemente und die Bewegungsdynamik des Bildes zu berücksichtigen sind. In Träumen und Imaginationen ist es ähnlich. Ein Beispiel ist der Traum einer ganz vom Denken geprägten Patientin, die sich vorwiegend im Kopf aufhielt und ihr verletzliches Fühlen verdrängt hatte. Als kühl-rationale Vatertochter war sie – wie der treffende ältere Ausdruck ist – ein "Blaustrumpf". Sie träumte von einem 7-jährigen Mädchen, das sie in der subjektstufigen Bedeutung selber ist und in welchem Alter die übermäßige Denkorientierung anfing: " [...] Mir fiel auf, dass es ein gut angezogenes, hübsches Mädchen war. Sie trug dunkelblaue Schuhe, eine hellblaue Strumpfhose, einen dunkelblauen Rock und eine hübsche, kindgerechte blau-gelb gemusterte Jacke."

Ein weiterer Farbzusammenhang ist der blaue Hintergrund der Mariendarstellungen des Mittelalters, in dem der kosmisch-spirituelle Aspekt der Denkfunktion anklingt. Neben der Symbolik über die Farbe kann das Denken durch Bilder wie Kopf (gleichbedeutend mit Ratio, Intellekt) oder durch ein sonstiges "Oben" wie das Dachgeschoss eines Hauses ("Oberstübchen"), ferner durch den Luftraum (das astrologische Element der Luft und die Luftzeichen haben mit dem Denken zu tun) versinnbildlicht werden.

Literatur: Standard, Adam (2003)

Autor: Adam, Klaus-Uwe