Ballett
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Definition: Ballett lässt sich vom lat. Verb "ballare", tanzen, ableiten. Der ital. Ausdruck "balletto" bezeichnete seit dem 15. Jh. eine festgelegte, synthetische Form des Schautanzes. Frankreich entwickelte das höfische Ballett Italiens weiter. In seiner heutigen Form stellt das Ballett die theatralische Kunstform des Tanzes dar.
Information: Das Ballett ist nicht gebunden an eine spezielle Tanztechnik, z. B. der klassisch-akademischen. Vielfältige Tanzstile haben sich im Sinne des jeweiligen Zeitgeistes entwickelt. Stilisierte Bewegungen und Positionen werden zum Ausdrucksmittel. Die Tanzschritte wurden erstmals in Frankreich notiert, weswegen französisch die übergreifende Sprache des Ballettes geblieben ist.
Das Ballett ist auf die Zuschauer bezogen, nicht wie der archaische Tanz auf ein transzendentes Gegenüber bzw. eine kultische, rituelle Handlung.
Außer der Darstellungskraft des Körpers bezieht das Ballett neben der obligaten Musik und dem Libretto die Künste der Beleuchtung und der Dekoration der Bühne und des Kostüms der Tanzenden ein.
Die Choreographien des Balletts verlangen ein Höchstmaß an Körperbeherrschung bis hin zur Athletik und Akrobatik. Die Schwerkraft des Menschen transformiert sich in luftigen Sprüngen und leichtfüßigen Bewegungen. Um die vertikale Körperachse drehen sich Arme und Beine. Die Bewegungen setzen Stabilität und Zentrierung voraus, sie sollen trotz aller körperlichen Anstrengung leicht und fließend aussehen.
Interpretation: Die getanzten Figuren und Bewegungen im Ballett sind oft kreis- oder kugelförmig und erinnern an Kreismeditationen oder Mandalaformen. Das Element des Bios-Prinzips, der Erde und Natur, wird sehr stark spürbar im "vegetativen Grundzug", den viele Bewegungen, vor allem der weiblichen Tänzerinnen, haben, und die zum Beispiel an aufblühende Pflanzen erinnern.
Außerdem gehören auch die Drehungen, wie etwa die Pirouette, die ein ekstatisch-dionysisches Element des Balletts zum Ausdruck bringen, in diesen Bereich.
Eine besondere Bedeutung hat der »Pas de deux«, wie überhaupt das ganze Zusammenspiel des Weiblichen und Männlichen, als ein Wechselspiel grundlegender Polaritäten. (Coniunctio Paar).
Auffällig ist auch, dass die Tänzerinnen und Tänzer nicht ausgesprochen männlich und weiblich, sondern eher androgyn (Androgynität) wirken, damit die Vereinigung der Gegensätze andeutend.
Wichtig ist zudem die Verbindung zwischen Erde und Himmel. Die »Erdung« wird beispielsweise im »Plié«, dem Knien und Strecken der Beine, deutlich. In jeder Bewegung des Tänzers, vor allem vor und nach jedem Sprung zur Erde hin beziehungsweise von ihr weg in den Himmels- und Luftraum, fällt er sozusagen schwer in die Tiefe, um sich dann leicht nach oben, in die Höhe, in den Himmel zu strecken.
Der Tanz hat einen besonderen Bezug zur Höhe und zur Senkrechten. Der kraftvolle Sprung und das ausreichend lange Halten des Sprungs, das Schweben zwischen dem Absprung nach oben und dem Fall nach unten erinnert an die menschliche Sehnsucht zu fliegen und in diesem Fliegen die Erdenschwere und die körperlich-materiellen Grenzen unseres Daseins zu verlassen und in die Leichtigkeit, Luftigkeit und Unbegrenztheit des Himmels zu gelangen. Das könnte auch als geistige Ekstase eines transzendenten Bewusstseins aufgefasst werden.
Literatur: Zacharias (1997)
Autor: Hammerstein, Günter