Netz
Keyword: Netz
Links: Beziehung, Faden, Gefangenschaft, Mutter, Große Spinne
Definition: Das Netz, im Märchen oft Fischgarn genannt, ist seit frühester Zeit ein Gegenstand der Jagd, mit dem Tiere oder Fische gefangen werden können.
Information: Seine Wirksamkeit bei der Überwältigung des Gegners entfaltet es insbesondere darin, dass es eine feste Struktur aus Sichtbaren und Unsichtbaren ist, die schwer erkennbar ist, dass es leicht und sehr beweglich ist und man sich darin selber verfangen und verstricken kann. Es stellt also eine besonders hinterhältige Art des Einfangens und Festhaltens dar.
Interpretation: Ein Netz kann jedoch auch Aspekte des weitläufigen Verknüpftseins, der Beziehungsaufnahme (Netzwerk) und Kommunikation (Internet) symbolisieren. Für Seiltänzer und Akrobaten, die sich gelegentlich damit brüsten, ohne Netz und doppelten Boden zu arbeiten, stellt es eine Möglichkeit dar, aufgefangen zu werden und vor schweren Verletzungen verschont zu bleiben, wenn man abstürzt. Das sogenannte „soziale Netz“ fängt in einem Sozialstaat wirtschaftlich Schwache auf. In der Mythologie wurden Gottheiten verschiedentlich mit Netzen dargestellt, mit denen sie die Menschen unterwerfen oder an sich binden konnten. Hephaistos fängt seine untreue Gattin Aphrodite mit ihrem Liebhaber Ares während des Liebesaktes mit einem unzerreissbarem Netz ein, um sie so dem Spott der Götter preiszugeben.
Das Bild vom Gefangensein in Netzen und Stricken als einer tückischen, hinterlistigen Überwältigungsart ist noch bis heute in vielen Redensarten erhalten. „Jemanden ins Netz locken“, oder „Jemanden ins Netz gehen“ meint, jemanden mit falschen Versprechungen zu locken. „Sich im eigenen Netz verstricken“ bedeutet, selbst in die Falle zu gehen, die man anderen gestellt hat. „Mit trockenen Netzen fischen“ meint aus der Arbeit anderer Gewinn ziehen.
Netze symbolisieren somit einerseits Verstrickung, Verwicklung, Verschlingung, den umstrickenden, negativen Aspekt der weiblichen Macht und gehören dann zum gefangen nehmenden, entwicklungshemmenden, negativen Pol des großen Weiblich-Mütterlichen (Anima, Mutter, große), wie er insbesondere auch im Symbol der Spinne zum Ausdruck kommt.
Träume, in denen ein Netz vorkommt, weisen auf Ängste vor Verlust der Unabhängigkeit, Verführung, Verstricktsein in Beziehungen oder der eigenen Gedankenwelt oder Fantasien hin, evtl. auch in Zusammenhang mit Aspekten der Sexualität, die als bedrohlich erlebt werden. Anderseits liegt der positive Pol des Symbol Netzes im Herstellen einer sinnvollen Verbindung, in der Kommunikation mit anderen, wie in den Begriffen "Internet", "Netzwerk“, „Vernetzung“ oder Aufgefangenwerden durch ein Netz deutlich wird.
Tiefenpsychologisch kann das Bild des Fischfangs mit Netz auch als Ausdruck einer aktiven Auseinandersetzung mit dem Unbewussten gedeutet werden. Die Inhalte und Symbole des Unbewussten sind dann die Fische, die aus dem Wasser herausgeholt werden, um sie in die bewusste Persönlichkeit zu integrieren.
Literatur: Standard
Autor: Kuptz-Klimpel, Annette