Hirsch: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 19. Oktober 2023, 16:51 Uhr
Keyword: Hirsch
Links: Bios-Prinzip, Christus, Heros-Prinzip, Reh, Selbst, Sexualität, Tier, Wandlung, Weiß
Definition: Bezeichnung für das männliche Tier z. B. des Elch-, Rot - oder Damwildes aus der Familie der Paarhufer. Typisches Merkmal der Hirsche ist das Geweih, das mit Ausnahme der Rentiere nur bei männlichen Tieren vorhanden ist.
Information: Die eigentliche Bedeutung des Namens Hirsch ist: „gehörntes oder geweihtragendes Tier ”.
Interpretation: Der Hirsch mit seinem prächtigen Geweih, seiner majestätischen, kraftvollen Erscheinung ist Symbol für Männlichkeit, Stärke und Führungskraft: Platzhirsch. Der Hirsch dient in Träumen auch als Projektionsfläche für Vaterkonflikte, die z. B. dadurch gelöst werden, indem der Träumer den Hirsch erlegt, sich ihm annähert oder selber zum Hirsch wird.
Das Motiv des Hirschen lässt sich in altsteinzeitlichen Höhlenzeichnungen wieder finden. Als überlebenswichtige Jagdobjekte diensten sie sowohl der Nahrung als auch als Objekte bei kultischen Handlungen. Abbildungen finden sich schon in steinzeitlichen Höhlen.
Der Hirsch ist ein aufmerksames und wachsames Tier, das Gefahren frühzeitig erkennen kann. Er weiß seine Kräfte gut einzuteilen.
Als wandernde Tiere begleiteten sie schon in früher Zeit die Muttergottheiten. Als Symbol verbanden sie das Materielle mit dem Geistigen. Ihr bipolar gestaltetes Geweih war prädestiniert, scheinbar Gegensätzliches miteinander in Verbindung zu bringen, wie das Chtonisch-Erdhafte mit dem Solaren.
Sein sich jährlich erneuerndes Geweih ließ den Hirschen zu einem Symbol der Erneuerung und der Fruchtbarkeit werden, das häufig auch mit dem sich verzweigenden Lebensbaum verglichen wurde. Vier Hirsche (Dainn, Dwalinn, Duneyr und Durathor) in der germanischen Weltenesche verliehen den vier Winden ihre Namen. Ein weiterer Hirsch, Eikthyrnir, steht sowohl für die Bedrohung als auch für die Erneuerung. Er äßt an den Wurzeln und befruchtet mit seinem Tau zugleich die Erde.
Die blutrote Farbe des im Frühjahr abgescheuerten Bastes assoziierten viele Völker mit dem Feuer bzw. mit der Sonne, wodurch die symbolische Vermittlung zwischen Himmel und Erde nochmals verstärkt wurde.
Im Abwerfen, Abschaben des Bastes und Neusprießen des Geweihes wurde ein Bezug zu zyklischen Naturabläufen gesehen. U-förmigen Geweihformen wurden eher mit dem Mond in Verbindung gesehen, während die strahlenförmigen Geweihe der Sonne zugeordnet wurden.
Der nordische Gott des Wachstums und der Ernte, Freyr, erschlug mit einem Hirschgeweih den die Natur bedrohenden Riesen Beli.
Um Verstorbenen neues Leben zu sichern, wurden in der Steinzeit Hirschgeweihe in die Gräber gelegt.
Hirsche befreiten die Insel Rhodos von der bedrohlichen Plage giftiger Schlangen. Seitdem gehört der Hirsch zum Wahrzeichen dieser Insel.
Die christliche Ikonografie greift auf das antike Bild des Hirsches als Bezwinger der Schlange zurück und identifiziert den Hirschen mit Christus, der seinerseits dem Teufel in der Projektion der Schlange den Kopf zertritt oder den weltlichen Versuchungen entsagt. Hirsche vermochten das verschlingend Weiblich-Chtonische umzuwandeln in die heilenden Aspekte des Weiblichen, wie z. B. das Wasser (siehe Psalm 42, 2-3: "Wie der Hirsch über ausgetrockneten Wasserbächen lechzt, so verlangt meine Seele nach dir, Gott.")
Im Chinesischen steht das Zeichen lu sowohl für Hirsch als auch für Einkommen und weist auf den Zusammenhang von Hirsch und materiellem Erfolg und hohem Ansehen hin. Reichtum verhilft zu langem Leben, weswegen der Hirsch auch häufig für langes Leben steht. Als himmlischer Hirsch vermittelt er spirituelle Erkenntnis. Zur ersten Predigt des Buddha, mit der er das "Rad der Lehre" in Gang setzte, gehört als Begleittier neben der Gazelle auch der Hirsch. Hier symbolisiert er Weisheit und Askese auf dem Weg zur Erleuchtung.
Der Hirsch als Seelenführer findet sich in keltischen Mythen und Märchen. Er kennt sich im Dickicht des Waldes aus und weist Suchenden wie Umherirrenden den rechten Weg. Das Erlegen eines Hirschen, zumal eines göttlichen, verspricht die Einverleibung der dem Hirschen zugeschriebenen Eigenschaften, besonders des Wandlungsaspektes.
Der Hirsch steht in Verbindung zu halluzinogenen Drogen: in Mexiko führt er zu Peyote enthaltene Kakteen und in Sibirien zum Fliegenpilz. Der Hirsch steht in Verbindung zur unbewussten Welt der Geister und der Visionen.
Als röhrender Hirsch ziert er so manches bürgerliche Wohnzimmer (und auch Schlafzimmer) und lässt in seiner Trivialisierung nur entfernt etwas von seiner religiösen wie erotischen Bedeutung erahnen. Sein unüberhörbares Brunftverhalten wird in Verbindung mit männlicher sexueller Leidenschaft gesehen. Die Gefahr solcher Leidenschaft greift ein griechischer Mythos auf. Der in Artemis verzückte Aktaion verwandelt sich in einen Hirsch und wird von seinen eigenen Hunden gehetzt und gerissen.
Im "Spiel des Hirschen" bei Qigong dient der Hirsch als Vorstellungskraft für eine aufrechte und gestreckte Haltung, hochragend und stolz. Seine wache Aufmerksamkeit fördert ein dynamisches Aussehen. Seine Ruhe kommt aus tiefer innerer Entspannung. In China dient der Hirsch als Symbol für Langlebigkeit und Kraft. Auf Illustrationen wird er mit einem Heilkraut im Munde dargestellt.
Literatur: Standard
Autor: Hammerstein, Günter