Grau: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 19. Oktober 2023, 16:51 Uhr
Keyword: Grau
Links: Alter, Depression, Farbe, Geist, Gespenst, Langeweile, Licht, Nacht, Nebel, Schwarz, Tod, Weiß,Weise, alte, Weiser, alter
Definition: Als Grau wird ein Farbton bezeichnet, der dunkler als Weiß und heller als Schwarz ist, aber keinen farbigen Eindruck vermittelt.
Die Abstufungen zwischen reinem Weiß und reinem Schwarz (Schwarz-Weiß-Skala) werden als Graustufen bezeichnet, von denen der Mensch 60 unterscheiden kann.
Information: In mittelalterlichen Darstellungen des Jüngsten Gerichts trägt Christus als Weltenrichter einen grauen Mantel, vielleicht als farbliches Symbol, der unparteiischen Gerechtigkeit.
Interpretation: Die Wirkung des Grau beruht psychologisch auf der starken Erfahrung des Grau in der Atmosphäre an Nebel- und Regentagen; auf der Erfahrung gebrochenen und halbverdunkelten Lichtes, auch in der Dämmerung. Die Farbe Grau, zu gleichen Teilen aus Schwarz und Weiß gemischt, ergibt ein Neutral-Grau, das die Mitte der Komplementärfarben und des Farbkreises darstellt und damit Indifferenz bedeutet. Es ist weder hell noch dunkel. Nach dem "Großen Lüscher-Test" bedeutet es "Gleichmut, Freiheit von Erregung". Grau ist der Grenzpunkt zwischen konzentriertem Innen und exzentrischem Außen, zwischen Spannung und Lösung: "Es trennt zwischen bejahter und verneinter Welt und lehnt es gleichsam ab, Farbe zu bekennen." Wer Grau bevorzugt, hat nach diesem Test eine Tendenz zur Abschirmung; wer Grau ablehnt, engagiert sich, gelegentlich aus dem Motiv heraus, nicht zu kurz zu kommen. Grau ist die Farbe des Nebels, des Rauches, verschleiernd, zudeckend. Psychologisch bedeutet es, dass man sich im Unentschiedenen, Undifferenzierten aufhält, Gegensätze vermeidet, vielleicht in einer symbiotischen Beziehung verharrt. Die Nuancen der Grau-Reihe können zeigen, wie man sich in der bestehenden Lebenslage fühlt, in welcher Stimmung man ist: Die Mitte entspräche dem Alltag, dem es an Höhen und Tiefen mangelt; die lichteren Stufen stünden für leises, tolerantes, ein betont dezentes Verhalten, während, je größer der Schwarzanteil wird, das Leben verhuscht, "mausgrau" erscheint, möglicherweise in Tristesse, bis in Depressionen zu versinken droht. Je nach Wahl der Schwarzpigmente kann ein Warm-Grau von einem kühleren Grau unterschieden werden, das ganz leicht blaustichig ist und noch Raum erahnen lässt, während die warme Nuance eine absolute Grenze setzt, tonlos, ohne Antwort, wo kein Leben mehr möglich ist. Grau hat auch oft die symbolische Bedeutung von unbestimmten, undefinierten Zwischenwerten, Zwischentönen und Zwischenbereichen, die sich einer klaren Wahrnehmung und Einschätzung entziehen:
das Morgengrauen, die Grauzone, der graue Markt. Gespenster und Untote bewegen sich häufig in nebeligen, grauen Umgebungen. Da die Haare von Menschen und manchen Tieren im Alter auch grau werden, steht hier das Grau für Erfahrung, Weisheit, Alter ("graue Eminenz") und entsprechender Macht, aber auch für Schwäche und Hinfälligkeit.
Literatur: Standard
Autor: Riedel, Ingrid